Wie läuft es auf dem Rathausplatz?
Vor drei Monaten kündigte die Stadt Maßnahmen an, damit öffentliche Plätze attraktiv bleiben. Streetworker des Stadtjugendrings sollten dabei helfen. Welche Zwischenbilanz dessen Geschäftsführer nun zieht
Freitagabend, Rathausplatz. In der Regel sitzen hier um diese Tageszeit dutzende Jugendliche, junge und auch ältere Erwachsene, trinken etwas oder unterhalten sich einfach. Aber es hat gerade erst aufgehört zu regnen, der Boden ist nass, der Platz weitgehend leer. Eine Gruppe junger Erwachsener hat sich am Gebäude der Sparkasse hingesetzt, und als Martin Everts sie entdeckt, geht er auf sie zu und spricht sie an. Sie kennen ihn. „Alles klar?“, fragt einer von ihnen. Alles klar, sagt Everts.
Die Gruppe ist öfter mal hier, und Everts, ein Streetworker, ist es auch. Everts, ein Mann mit Irokesenschnitt, sichtbaren Tattoos und einem freundlichen und umgänglichen Auftreten, ist an Donnerstagen Freitagen oft in der Innenstadt unterwegs. Er kennt die Orte, an denen Jugendliche sich aufhalten, er knüpft Kontakte in verschiedenen Szenen. Das ist sein Job.
Einen Tag später, am Samstag, ist Everts wieder unterwegs, nun vor der City-Galerie. Dieses Mal geht es allerdings um etwas anderes. Es ist „Streetwork Action Day“am WillyBrandt-Platz. Verschiedene Organisationen, die Streetwork anbieten, stellen sich vor und informieren über ihre Arbeit: der Stadtjugendring, für den auch Everts arbeitet, der Kreisjugendring, das sozialpädagogische Institut Augsburg, das Frère-Roger-Kinderzentrum. Die Band „No Spam“tritt auf, Jugendliche spielen Basketball, das Wetter passt, es ist was los. Es wird auf einen Beruf aufmerksam gemacht, der sonst nicht unbedingt allzu viel Aufmerksamkeit erhält.
Vor drei Monaten hat die Stadt die Arbeit der Streetworker einmal in den Blickpunkt gerückt. Die Stadtverwaltung teilte damals mit, sie erhalte zunehmend Beschwerden von Passanten, was Vandalismus auf dem Rathausplatz angehe. Man wollte daher unter anderem verstärkt gegen Störer auf öffentlichen Plätzen vorgehen. Der Rathausplatz, hieß es damals, sollte wieder zur „guten Stube“und für alle Bürger attraktiv werden. Zu den groß beworbenen Maßnahmen gehörten: erhöhte Präsenz des Ordnungsund dienstes; Botschaften, die auf den Boden des Platzes geklebt wurden und Menschen sensibilisieren sollten, ihn sauber zu halten. Daneben sollten aber auch alle fünf Streetworker des Stadtjugendrings ihr Aufgabengebiet auf die Plätze der Innenstadt konzentrieren, bis zu den Sommerferien. Noch ist die Aktion nicht ganz vorbei, die Zwischenbilanz des Stadtjugendrings fällt positiv aus. „Wir verbuchen die Aktion als Erfolg“, sagt Geschäftsführer Helmut Jesske. Die Situation am Rathausplatz sei ruhiger geworden, was aber natürlich nicht nur an der Arbeit der Streetworker liege.
Seit dem Start im April habe es im Bereich der Innenstadt mehr als 400 „erreichte Personen“gegeben – also Kontakte und Dialoge zwischen Streetworkern sowie jugendlichen und jungen Erwachsenen. Wirklich unangenehme Situationen habe es dabei für seine Mitarbeiter am Rathausplatz aber nie gegeben. Streetworker Everts sagt, er weise manchmal darauf hin, dass verstärkt hingeschaut werde, appelliere an manche Leute, auf die anderen Rücksicht zu nehmen, das helfe schon.
Die jungen Erwachsenen, die er am Freitagabend anspricht, gehören freilich eher nicht zur Gruppe derer, die von der Stadt als Problem betrachtet werden. Sie treffen und unterhalten sich am Rathausplatz, so wie viele andere auch. Ordnungsreferent Dirk Wurm hatte im April gesagt, es seien fünf bis zehn Prozent der Jugendlichen, die am Rathausplatz Schwierigkeiten machten. Doch auch diese seien zugänglich für Gespräche.
Platz soll wieder zur „guten Stube“werden