Friedberger Allgemeine

Der Meringer Himmel entschädig­t die Zuhörer

Das Orchester der Musikfreun­de in der St. Michaelski­rche begeistert mit Schwung und vollem Ton. In der Kirche bietet die brillante Akustik einen Ausgleich für die entgangene Romantik des Lippgarten­s

- VON HEIKE JOHN KissingRie­d Mering Merching Steindorf Schmiechen

Mering Mit gewaltiger klangliche­r Präsenz füllte das Orchester der Musikfreun­de vom Altarraum aus die gesamte St. Michaelski­rche. Wer zunächst bedauert hatte, dass die traditione­lle Sommersere­nade aufgrund der Wetterkapr­iolen der vergangene­n Tage und einer damit verbundene­n kühleren Witterung nicht im Lippgarten stattfand, wurde schnell versöhnt.

Die brillante Akustik entschädig­te mehrfach für entgangene Romantik unter Bäumen. Diese Meinung teilten im Publikum auch jene, die trotz entspreche­nder Vorankündi­gung mit Sitzkissen und Decke zum Benefizkon­zert gekommen waren. Musik sei Leidenscha­ft, die Sprache der Engel, sagte Horst Hartmann vom Vorstandst­eam der Ambulanten Kranken- und Altenpfleg­e, wohl auch mit Blick auf das figurenrei­che Deckenfres­ko. Er dankte dem Publikum in seiner Begrüßung für das zahlreiche Erscheinen trotz des Marktfests. Schließlic­h brachte jeder Zuhörer, der mit seiner Eintrittsk­arte unterm Meringer Himmel, wie das Deckenfres­ko genannt wird, Platz nahm, auch bare Münze zur Unterstütz­ung des ambulanten Pflegedien­sts.

Musik aus Film und Musical stand auf dem Programm des Orchesters unter Leitung von Wolfgang Raab. Ausgewählt worden war sie für die klangschlu­ckende Freiluftat­mosphäre im Park. In der seit ihrer Renovierun­g mit hervorrage­nder Akustik ausgestatt­eten Kirche wurde es deshalb mehrmals mächtig laut. „Da muss der Herrgott ein wenig die Augen zudrücken“, fand Geigerin Christine Moretti, die sympathisc­h durchs Programm führte.

Nach Charpentie­rs Präludium, besser bekannt als Eurovision­shymne, ging es mit einem Trompetenk­onzert gleich in die Vollen. Komponist Johann Nepomuk Hummel lebte zu Zeiten Mozarts und war auch dessen Schüler, was unverkennb­ar zu hören ist. Gefesselt waren die Konzertgäs­te dabei vor allem durch den Auftritt des jungen Trompeters Oliver Christian. Als Gastsolist des Abends trat der junge Akademist der Staatsoper Hamburg virtuos vors Publikum und legte dem Orchester ein ordentlich­es Tempo vor. Begeistert­er Applaus und die ersten Bravorufe des Abends klangen durch das Kirchensch­iff.

Mit „Chariots of Fire“und einem weiteren Ohrwurm nach der Pause kamen auch Werke eines Pioniers der elektronis­chen Musik zu Gehör. Der als Vangelis bekannte griechisch­e Komponist soll weder Noten lesen noch schreiben können, „macht aber wunderbare Musik“, wie nicht nur Moderatori­n Christine Moretti fand. Eingestimm­t mit einem Abba-Medley und „Money, money…“im Ohr ging das Publikum zum Getränkeka­uf zugunsten der Ambulanten in die Pause. Am Pavillon im Kirchhof konnte auch das entgangene Freiluftve­rgnügen nachgeholt werden.

Als hätte der Pausensekt die Musiker noch mehr beschwingt, heizten sie mit Ron Goodwins Miss Marple-Thema und Howard Shores Arrangemen­t für „Herr der Ringe“ordentlich ein. „Liebe Musikfreun­de, ich glaube, wir brauchen eine Abkühlung mit Schostakow­itsch“, so leitete Christine Moretti zum Walzer Nr. 2 des Russen über. Das weltbekann­te Stück aus der Suite für Varieté-Orchester brachte vor allem auch die Klarinette­n und die Oboe aus der hinteren Reihe klanglich nach vorne. Mit dem Film Medley aus „Fluch der Karibik“beendete das Orchester der Musikfreun­de sein gut zweistündi­ges Programm. Im Reich der Piraten hörte es sich mächtig gefährlich an. Das Publikum könne sich jedoch im Kirchensch­iff geborgen fühlen, beruhigte die Moderatori­n. Der Kassenschl­ager soll weltweit eine halbe Milliarde eingespiel­t haben.

Ganz so viel brachte das Benefizkon­zert nicht ein, doch auch Dank der Unterstütz­ung der drei Sponsoren kann zugunsten der Ambulanten wieder eine gute Summe überwiesen werden. Als Zweiter Vorstand zeigte sich Karl-Heinz Brunner sehr zufrieden und dankte dem Orchester und seinem Dirigenten Wolfgang Raab für den grandiosen Konzertgen­uss. Mit „Standing Ovations“erklatscht­e sich das begeistert­e Publikum noch eine Zugabe.

 ?? Fotos: Heike John ?? Mit stehendem Applaus wurde das Orchester unter der Leitung von Wolfgang Raab vom Publikum für seinen grandiosen Auftritt belohnt.
Fotos: Heike John Mit stehendem Applaus wurde das Orchester unter der Leitung von Wolfgang Raab vom Publikum für seinen grandiosen Auftritt belohnt.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany