Friedberger Allgemeine

Die geretteten Figuren haben einen neuen Platz

Nun stehen sie sich in der Merchinger Friedhofsk­apelle gegenüber. Wie die Pfarrbühne sich für ihre Rettung einsetzte

- VON PETER STÖBICH

Merching Die beiden Figuren von Maria und Jesus, die sich in der Merchinger Friedhofsk­apelle gegenübers­tehen, fügen sich so perfekt ins Ensemble ein, als wäre das schon immer ihr Platz gewesen. Doch beinahe wären die schönen Statuen aus der Mitte des 19. Jahrhunder­ts dem Zahn der Zeit zum Opfer gefallen, wenn es nicht die Pfarrbühne und Simon Pschorr gäbe. Er ist in Merching Mitglied der Kirchenver­waltung und im Chor und erinnerte sich an die fast vergessene­n Figuren auf dem Dachboden des Marienheim­s, um die sich aber niemand kümmerte.

Im Lauf der Zeit hatten ihnen der Holzwurm sowie Feuchtigke­it und starke Temperatur­schwankung­en so stark zugesetzt, dass die Standsocke­l buchstäbli­ch zerbröselt­en, als die eineinhalb Meter großen Statuen im Vorjahr abtranspor­tiert wurden. „Vielleicht standen Informatio­nen auf den Sockeln“, sagt Pschorr, „aber sonst haben wir keine Angaben über die Entstehung oder den Künstler.“Weil die schweren Figuren aus massivem Holz stilistisc­h nicht zur Ausstattun­g der Merchinger Kirche passen, fanden sie jetzt in der Anna-Kapelle einen neuen Platz.

„Die gelungene Restaurier­ung wollen wir mit einer Messe am Donnerstag, 27. Juli, um 19 Uhr feiern“, sagt Claudia Falk. Die Gründerin der Pfarrbühne hat gemeinsam mit ihrem Theatertea­m dafür gesorgt, dass das marode Duo instandges­etzt werden konnte: Die gespendete­n Eintrittsg­elder finanziert­en die wochenlang­e Arbeit von Kirchenmal­er-Meisterin und Restaurato­rin Sabine Schrom.

Weil es auf dem Dachboden im Sommer schon mal 50 Grad heiß war, hatten die Statuen sehr gelitten. „Für den Jesus war es höchste Zeit“, sagt die Fachfrau, „der hätte es nicht mehr lang überlebt!“

Deshalb waren in mühevoller Handarbeit viele einzelne Arbeits- schritte nötig: Schrom musste die Figuren festigen, reinigen, alte Farbschich­ten teils entfernen, Risse mit Holzkitt reparieren, alles neu fassen und vergolden, sogar Marias Zehennägel einer gründliche­n Pediküre unterziehe­n. „Manche Stellen habe ich ein halbes Dutzend Mal ausgebesse­rt“, erzählt sie.

In ihrer Jugend wollte sie ursprüngli­ch Tierärztin werden und schlug dann eher zufällig den Weg der Kirchenmal­erin ein; sie lernte bei der Firma Pfister in Egling, begnügte sich nicht mit dem Gesellenti­tel und wurde 1997 Meisterin ihres Fachs. Im Anschluss setzte sie noch eine Zusatzqual­ifikation als Restaurato­rin drauf und wurde für ihre Leistungen mit dem Staatsprei­s der Bayerische­n Staatsregi­erung belohnt.

„Wir freuen uns, dass Jesus und Maria dank gemeinsame­r Bemühungen gerettet werden konnten“, sagt Falk, „in der Anna-Kapelle haben sie endlich einen angemessen­en Platz.“

Auch dieses Jahr spenden die Mitglieder der Pfarrbühne wieder einen Teil ihres Erlöses für einen guten Zweck in der Gemeinde: Jeweils 350 Euro sollen der Juki-Fördervere­in für seine Arbeit sowie die Kirche bekommen, die den Betrag in die Renovierun­g des Kirchturms mit einfließen lassen wird.

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Zwei neue Statuen schmücken die Merchinger Anna Kapelle: Maria und Jesus erstrahlen in neuem Glanz.
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Fotos: Peter Stöbich
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In mühevoller Handarbeit setzte Sabine Schrom die Figuren wieder instand.

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