Ausbildung trotz Kind
Junge Mütter tun sich schwer, einen Berufsabschluss zu erreichen. Das will ein Aktionsbündnis nun ändern
Region Michaela Osterrieter ist Mutter von zwei Kindern im Alter von fünf und sieben Jahren.Die beiden ungeplanten Schwangerschaften haben die Ausbildungspläne der jungen Frau durchkreuzt. Doch für Osterrieter stand von Beginn an fest: Das soll nachgeholt werden, wenn die Kinder größer sind und angemessen betreut werden können. Deshalb hat sich die zweifache Mutter beizeiten nach passenden Möglichkeiten umgesehen und sich mit Unterstützung des Jobcenters und das Berufsbildungszentrums (BBZ) für eine Ausbildung in Teilzeit entschieden. Hier ist sie mittlerweile im zweiten Lehrjahr zur Bäckereifachverkäuferin beim Friedberger Unternehmen Ihle. „Anfangs hatte ich Angst, ob ich das alles schaffe. Heute bin ich stolz darauf, dass ich das durchgezogen haben“, berichtet sie.
Wie Osterrieter geht es vielen Frauen in Augsburg und der Region. Jede zweite Mutter unter 25 Jahren hat laut IHK-Recherche keine Ausbildung und tut sich der Kinder wegen schwer, eine solche zu absolvieren. Das will ein Bündnis aus den beiden Jobcentern (Augsburg-Stadt und Land), der Industrie- und Handelskammer für Schwaben (IHK), der Handwerkskammer für Schwaben (HWK) und dem BBZ nun ändern. „Nur mit einer Ausbildung habe ich die Chance einen Job zu finden, mit dem ich später meinen Lebensunterhalt bestreiten kann“, bringt es Klaus Schmitz, Leiter des Jobcenters Augsburg-Land auf den Punkt. Gemeinsam mit seinen Mitstreitern will er daher die Kräfte bündeln und jungen Müttern, aber auch Vätern, Profisportlern und kranken jungen Menschen helfen, den Weg ins Berufsleben zu finden. „Dabei ist die Teilzeitausbildung der Königsweg“, so Angela Zeh vom Jobcenter Augsburg-Stadt.
Die Möglichkeit dazu, die Ausbildung auch mit reduzierten Stunden zu absolvieren, gibt es bereits seit 2005. In 2007 meldete die IHK ihren ersten Teilzeitazubi. Doch richtig durchgesetzt hat sich das Konzept bisher nicht. Nur rund ein Prozent aller bei der IHK gemeldeten Ausbildungsbetriebe stellen Azubis in Teilzeit ein. Eines davon ist die Firma Eberle aus Augsburg. Dort werden junge Mütter zur Industriekauffrau ausgebildet. In einer 25 Stunden Woche inklusive Berufsschule. „Unsere Erfahrungen sind durchweg positiv“, beschreibt Ausbildungsleiter Holger Sawall. „Mütter sind sehr zuverlässig, sehr interessiert, verantwortungsbewusst und engagiert. Was die Arbeitszeiten betrifft, haben wir immer eine Lösung gefunden.“Das bestätigt auch Margarete Leidl-Zink, Ausbildungsleiterin bei Ihle. „Natürlich ist es nicht immer leicht, die Bedürfnisse der Mütter mit denen des Unternehmens zu vereinbaren. Aber wenn man miteinander redet, dann klappt das“, erzählt sie. Auch die Prüfung, die dieselbe ist, wie bei der Vollzeitausbildung, meisterten Mütter meist mit guten oder sogar sehr guten Abschlüssen.
Das will das Aktionsbündnis Teilzeitausbildung nun auch anderen Unternehmen vermitteln und bei ihnen für dieses Modell werben. „Unternehmen bekommen hoch motivierte Azubis, die wirklich wollen. Es gibt finanzielle Anreize und gerade kleinere Betriebe, die aus Kosten- und Zeitgründen vielleicht nicht in Vollzeit ausbilden können haben die Chance, dies nun doch zu tun. Das hilft auch im Hinblick auf den Fachkräftemangel“, argumentiert Jacqueline Schuster, Teamleiterin Aus- und Weiterbildung bei der IHK. Sie ist selbst Mutter einer siebenjährigen Tochter und hat Erfahrung auf diesem Gebiet. Sie hat einst selbst eine Teilzeitausbildung bei der Industrie- und Handelskammer für Schwaben absolviert.