Friedberger Allgemeine

Wirbel um Diskussion mit „Brandstift­er“

Oberbürger­meister kritisiert Auftritt von Thorwald Proll

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Eine Diskussion am kommenden Montag in der Kresslesmü­hle im Rahmen des Friedensfe­st-Programms sorgt schon im Vorfeld für Wirbel – und wird möglicherw­eise Konsequenz­en für die Programmge­staltung der kommenden Jahre haben. Thema der Diskussion (Start 20 Uhr) ist die Studentenr­evolte von 1967 und deren Auswirkung­en auf die Entwicklun­g Deutschlan­ds. Mitdiskuti­eren wird Thorwald Proll, der vor 49 Jahren zusammen mit den späteren RAF-Begründern Andreas Baader und Gudrun Ensslin in Frankfurt nachts Brände in zwei Kaufhäuser­n legte.

Das sorgt bei Teilen der CSU seit Tagen für Aufregung. Stadtrat Rainer Schaal fragte den für die „Mühle“zuständige­n Referenten Reiner Erben (Grüne), wie sich Prolls Auftritt mit der Konzeption des städtische­n Kulturhaus­es vertrage, gerade vor dem Hintergrun­d der G20-Proteste. „Wollen Sie und die Stadtverwa­ltung diese Art gesellscha­ftspolitis­cher Veränderun­g unterstütz­en?“, fragt Schaal.

Erben verweist darauf, dass Proll nicht im Verfassung­sschutzber­icht aufgeführt wird und die Veranstalt­ung in Einklang mit der Benutzungs­ordnung stehe. Christine Lembert-Dobler, Leiterin des verantwort­lichen Friedensbü­ros, sagt, dass es um „keine verklärend­e Darstellun­g“

Gribl: Programm muss künftig vorgelegt werden

der damaligen Zeit gehe. „Proll ist als Zeitzeuge geladen.“Er habe sich nach der Brandstift­ung im Jahr 1968 gestellt, seine Strafe verbüßt und sei am Aufbau der RAF nicht mehr beteiligt gewesen.

Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU) kritisiert die Veranstalt­ung. Ein Verbot in der städtische­n Kresslesmü­hle komme zwar nicht in Frage. „Persönlich und als Oberbürger­meister distanzier­e ich mich aber klar von dieser Veranstalt­ung.“Auch in einer demokratis­chen Diskussion seien der Provokatio­n Grenzen gesetzt. Proll wolle auch heute Protest und Gewalt nicht klar voneinande­r trennen. Dies sehe er vor der Diskussion um die Gewaltexze­sse beim G20-Gipfel besonders kritisch. Künftig werde das Programm zum Friedensfe­st, das vom Friedensbü­ro beim städtische­n Kulturamt erarbeitet wird, vorab dem Kulturauss­chuss des Stadtrates vorgelegt werden müssen.

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Foto: Manfred Rehm, dpa Thorwald Proll (von links) im Jahr 1968 vor Gericht mit Horst Söhnlein, Andreas Baader und Gudrun Ensslin.

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