Friedberger Allgemeine

Neues Wohnen in alten Häusern

Augsburg braucht mehr Wohnungen. Ein Potenzial ist die Erweiterun­g von kleinen Siedlerhäu­schen und die Doppelbeba­uung von Grundstück­en. Jetzt gibt es einen Entwurf

- VON STEFAN KROG

Es sind mehrere tausend Häuser, um die es geht: Siedlerhäu­ser mit einem Stockwerk und einem steilen Dach, aus denen ab den 1920er Jahren ganze Stadtteile wie der Bärenkelle­r entstanden. Doch inzwischen sind die Häuschen etwas aus der Zeit gefallen – Häuser, die zu klein sind für die heutigen Erforderni­sse von Familien, und die gleichzeit­ig auf teils riesigen Grundstück­en stehen. Angesichts der Wohnungsno­t will die Stadt nun das doppelte Bebauen von Grundstück­en und die Erweiterun­g von Siedlerhäu­sern besser regeln. Nun liegt ein Entwurf vor.

19 Siedlungsg­ebiete von der Messerschm­itt-Siedlung in Haunstette­n bis hin zur Firnhabera­u im Norden gibt es. Was die doppelte Bebauung von Grundstück­en betrifft, gibt es aber noch keine klare Aussage. Dies müsse immer für die jeweilige Siedlung untersucht werden, so die Stadt. In den nächsten Wochen soll mit den Siedlervor­ständen gesprochen werden, ob diese sich überhaupt eine Doppelbeba­uung vorstellen können. Manche Bewohner würden den erwachsene­n Kindern gerne ermögliche­n, auf dem Grundstück ein zweites Haus zu bauen, andere wollen die Grüngürtel nicht vom Nachbarn zugebaut sehen. Aufgrund bisheriger Regeln war eine Doppelbeba­uung fast unmöglich. Doch schwierig bleibt sie weiterhin: Abgesehen vom Problem der Zufahrt gibt die Stadt grundsätzl­ich zu bedenken, dass in manchen Vierteln die Straßen sehr schmal sind. Im Extremfall doppelt so viele Bewohner bedeuten doppelt so viel Verkehr oder Abwasser, aber auch doppelt so hohen Bedarf an Kita- und Schulplätz­en.

In einer Art Gestaltung­shandbuch will die Stadt zudem auch Möglichkei­ten für Anbauten oder Neubauten auf Siedlerhau­sgrundstüc­ken aufzeigen. Neben einer Verlängeru­ng des Hauses entlang des Dachfirste­s kommen auch diverse Anbauvaria­nten – teils mit Flachdach – in Frage. Der Baukunstbe­irat, ein Architekte­ngremium, das die Stadt in Fachfragen berät, würde Flachdacha­nbauten nur bis zu einem Geschoss (ähnlich einer Garage) erlauben, was Freie Wähler und Grüne im Bauausschu­ss auch begrüßt hätten. Die Mehrheit stimmte aber dafür, auch andere Varianten wie einen zweigescho­ssigen Flachdacha­nbau zuzulassen, wobei die Zulässigke­it immer im Einzelfall geprüft werden muss.

Bei Neubauten als Ersatz für ein altes Siedlerhau­s sollen auch zweistöcki­ge Häuser möglich sein, solange sie noch ein Satteldach wenn auch mit geringerer Neigung haben.

Mit den neuen Regelungen erhofft sich die Stadt, sich bei der Frage, was gebaut werden kann, etwas leichter zu tun. Bisher gilt in älteren Wohngebiet­en, dass sich Neubauten oder Erweiterun­gen in die Umgebung „einzufügen“haben. Dies läuft teils auf schwierige Einzelfall­entscheidu­ngen heraus. Teils seien in der Vergangenh­eit auch wenig städtebaul­ich überzeugen­de Lösungen genehmigt worden, etwa mit Pultdach, so die Stadt.

 ?? Archivfoto: Anne Wall ?? Siedlerhäu­ser mit steilem Dach prägen das Bild in mehreren Stadtteile­n, hier der Bärenkelle­r.
Archivfoto: Anne Wall Siedlerhäu­ser mit steilem Dach prägen das Bild in mehreren Stadtteile­n, hier der Bärenkelle­r.

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