Neues Wohnen in alten Häusern
Augsburg braucht mehr Wohnungen. Ein Potenzial ist die Erweiterung von kleinen Siedlerhäuschen und die Doppelbebauung von Grundstücken. Jetzt gibt es einen Entwurf
Es sind mehrere tausend Häuser, um die es geht: Siedlerhäuser mit einem Stockwerk und einem steilen Dach, aus denen ab den 1920er Jahren ganze Stadtteile wie der Bärenkeller entstanden. Doch inzwischen sind die Häuschen etwas aus der Zeit gefallen – Häuser, die zu klein sind für die heutigen Erfordernisse von Familien, und die gleichzeitig auf teils riesigen Grundstücken stehen. Angesichts der Wohnungsnot will die Stadt nun das doppelte Bebauen von Grundstücken und die Erweiterung von Siedlerhäusern besser regeln. Nun liegt ein Entwurf vor.
19 Siedlungsgebiete von der Messerschmitt-Siedlung in Haunstetten bis hin zur Firnhaberau im Norden gibt es. Was die doppelte Bebauung von Grundstücken betrifft, gibt es aber noch keine klare Aussage. Dies müsse immer für die jeweilige Siedlung untersucht werden, so die Stadt. In den nächsten Wochen soll mit den Siedlervorständen gesprochen werden, ob diese sich überhaupt eine Doppelbebauung vorstellen können. Manche Bewohner würden den erwachsenen Kindern gerne ermöglichen, auf dem Grundstück ein zweites Haus zu bauen, andere wollen die Grüngürtel nicht vom Nachbarn zugebaut sehen. Aufgrund bisheriger Regeln war eine Doppelbebauung fast unmöglich. Doch schwierig bleibt sie weiterhin: Abgesehen vom Problem der Zufahrt gibt die Stadt grundsätzlich zu bedenken, dass in manchen Vierteln die Straßen sehr schmal sind. Im Extremfall doppelt so viele Bewohner bedeuten doppelt so viel Verkehr oder Abwasser, aber auch doppelt so hohen Bedarf an Kita- und Schulplätzen.
In einer Art Gestaltungshandbuch will die Stadt zudem auch Möglichkeiten für Anbauten oder Neubauten auf Siedlerhausgrundstücken aufzeigen. Neben einer Verlängerung des Hauses entlang des Dachfirstes kommen auch diverse Anbauvarianten – teils mit Flachdach – in Frage. Der Baukunstbeirat, ein Architektengremium, das die Stadt in Fachfragen berät, würde Flachdachanbauten nur bis zu einem Geschoss (ähnlich einer Garage) erlauben, was Freie Wähler und Grüne im Bauausschuss auch begrüßt hätten. Die Mehrheit stimmte aber dafür, auch andere Varianten wie einen zweigeschossigen Flachdachanbau zuzulassen, wobei die Zulässigkeit immer im Einzelfall geprüft werden muss.
Bei Neubauten als Ersatz für ein altes Siedlerhaus sollen auch zweistöckige Häuser möglich sein, solange sie noch ein Satteldach wenn auch mit geringerer Neigung haben.
Mit den neuen Regelungen erhofft sich die Stadt, sich bei der Frage, was gebaut werden kann, etwas leichter zu tun. Bisher gilt in älteren Wohngebieten, dass sich Neubauten oder Erweiterungen in die Umgebung „einzufügen“haben. Dies läuft teils auf schwierige Einzelfallentscheidungen heraus. Teils seien in der Vergangenheit auch wenig städtebaulich überzeugende Lösungen genehmigt worden, etwa mit Pultdach, so die Stadt.