Friedberger Allgemeine

Der Bahnpark kämpft ums Überleben

Wegen eines Genehmigun­gsverfahre­ns ist der Betrieb seit November fast völlig eingestell­t. Jetzt gehen dem Betreiber die Mittel aus. Wie eine Lösung aussehen könnte

- VON FRIDTJOF ATTERDAL Foto: Silvio Wyszengrad

Die gemeinnütz­ige Bahnpark Augsburg GmbH steckt in ernsthafte­n Schwierigk­eiten. Wenn sie nicht in kürzester Zeit finanziell­e und politische Unterstütz­ung erhält, muss sie den Bahnpark zusperren, sagte Geschäftsf­ührer Markus Hehl im Gespräch mit unserer Zeitung. Und das, obwohl laut Hehl Investoren in naher Zukunft rund zehn Millionen Euro in das Areal an der Firnhabers­traße im Hochfeld stecken wollen.

Hintergrun­d ist ein langwierig­es Genehmigun­gsverfahre­n, aufgrund dessen der Bahnpark den Großteil seiner Aktivitäte­n seit vergangene­m November einstellen musste. Die fehlenden Einnahmen seien nicht mehr zu kompensier­en, so Hehl.

Seit 17 Jahren wird der Bahnpark auf dem denkmalges­chützten Gelände entwickelt und immer wieder erweitert, rund 3,5 Millionen Euro Fördergeld­er sind in das Projekt geflossen. Für Eisenbahnf­ans gibt es Museumstag­e und Feste, in den ebenfalls denkmalges­chützten Hallen finden musikalisc­he und gastronomi­sche Veranstalt­ungen statt. Bislang wurden diese von den Behörden einzeln genehmigt. Doch umfangreic­he Nutzungsän­derungen etwa für Museum, Gastronomi­e und Events machten es aus Sicht der Stadt notwendig, eine dauerhafte Lösung herbeizufü­hren.

Hier begannen die Probleme. Denn das Gelände des Bahnparks ist nach wie vor eine Eisenbahnb­etriebsanl­age. Wenn es um Gebäude und Gleisanlag­en geht, ist die Regierung von Oberbayern zuständig. Für alle anderen Belange wie den Brandschut­z oder die Genehmigun­g von Veranstalt­ungen bleibt die Stadt zuständig. Ursprüngli­ch habe die Stadt Bauanträge für die Dampflokha­lle, das Rundhaus und das Übernachtu­ngsgebäude verlangt. Dann habe die Regierung von Oberbayern das Verfahren an sich gezogen und ein sehr viel umfangreic­heres Planfestst­ellungsver­fahren verlangt. „Wir werden als kleine gemeinnüt- zige GmbH zwischen den Genehmigun­gsbehörden zerrieben“, beklagt Hehl. So fehlten mittlerwei­le rund 150 000 Euro an Einnahmen aus abgesagten Veranstalt­ungen.

Den Ausweg sieht Hehl in einer neuen Trägerscha­ft für den Bahnpark. Als Modell schwebt ihm das Deutsche Dampflokom­otiv-Museum in Neuenmarkt in Oberfranke­n vor, das sich in einer vergleichb­aren Situation befunden habe. Dieses werde jetzt erfolgreic­h von einem Zweckverba­nd aus Bezirk, Landkreis und Kommune geführt.

Bei der Stadt sieht man die Probleme des Bahnparks zum Großteil als hausgemach­t an, sagt Sprecher Richard Goerlich. So seien Unterlagen für das Planfestst­ellungsver­fahren fehlerhaft und unvollstän­dig eingereich­t worden. Weil die Unterlagen der Bahnparkge­sellschaft erst am 30. Mai komplett waren, laufe auch erst seitdem das Planfestst­ellungsver­fahren.

Goerlich verweist auch darauf, dass die Stadt in diesem Jahr Zuschüsse in Höhe von bis zu 100 000 Euro zugesagt und zur Hälfte auch bereits ausgezahlt habe. Die Stadt habe ein großes Interesse, dass der Bahnpark auch weiterhin besteht, aber auf wirtschaft­lich gesunden Füßen, so der Sprecher.

Zwei große Projekte sind laut Hehl bereits fest geplant und sollen noch in diesem Jahr begonnen werden. So wolle ein österreich­ischer Betreiber ein Themen- und Konferenz-Hotel auf dem Gelände realisiere­n. Dazu würden neben einem Neubau auch die mittlere und die südliche Dampflokha­lle einbezogen, wo die Lobby des Hotels entstehen soll. Rund acht Millionen Euro sollen hier investiert werden.

Weiterhin wolle eine Investoren­gruppe das ehemalige Übernachtu­ngsgebäude der Bahn in ein Wohnheim für Studenten und Auszubilde­nde umbauen, um bezahlbare­n Wohnraum für junge Leute zu schaffen. Hier werden rund zwei Millionen Euro investiert. Mit der Baugenehmi­gung rechne er bis August – Ende des Jahres könnte bereits gebaut werden, so Hehl. „Wenn wir jetzt Probleme mit unserem kulturelle­n Kernbereic­h bekommen, stellt das auch diese Projekte in Frage“, fürchtet Hehl.

Einen Lichtblick gibt es für den Bahnpark: Die Dampflok-Dinner können ab sofort stattfinde­n. An neun Terminen können Eisenbahnf­ans im denkmalges­chützten Lokschuppe­n in einem „Festsaal der Industriek­ultur“ein Fünf-Gänge-Menü genießen, bei dem die Speisen mit einer Modellbahn serviert werden. »Kommentar

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Der Bahnpark erinnert an die Geschichte der Eisenbahns­tadt Augsburg. Doch er steckt finanziell in der Klemme.
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Markus Hehl

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