Der Bahnpark kämpft ums Überleben
Wegen eines Genehmigungsverfahrens ist der Betrieb seit November fast völlig eingestellt. Jetzt gehen dem Betreiber die Mittel aus. Wie eine Lösung aussehen könnte
Die gemeinnützige Bahnpark Augsburg GmbH steckt in ernsthaften Schwierigkeiten. Wenn sie nicht in kürzester Zeit finanzielle und politische Unterstützung erhält, muss sie den Bahnpark zusperren, sagte Geschäftsführer Markus Hehl im Gespräch mit unserer Zeitung. Und das, obwohl laut Hehl Investoren in naher Zukunft rund zehn Millionen Euro in das Areal an der Firnhaberstraße im Hochfeld stecken wollen.
Hintergrund ist ein langwieriges Genehmigungsverfahren, aufgrund dessen der Bahnpark den Großteil seiner Aktivitäten seit vergangenem November einstellen musste. Die fehlenden Einnahmen seien nicht mehr zu kompensieren, so Hehl.
Seit 17 Jahren wird der Bahnpark auf dem denkmalgeschützten Gelände entwickelt und immer wieder erweitert, rund 3,5 Millionen Euro Fördergelder sind in das Projekt geflossen. Für Eisenbahnfans gibt es Museumstage und Feste, in den ebenfalls denkmalgeschützten Hallen finden musikalische und gastronomische Veranstaltungen statt. Bislang wurden diese von den Behörden einzeln genehmigt. Doch umfangreiche Nutzungsänderungen etwa für Museum, Gastronomie und Events machten es aus Sicht der Stadt notwendig, eine dauerhafte Lösung herbeizuführen.
Hier begannen die Probleme. Denn das Gelände des Bahnparks ist nach wie vor eine Eisenbahnbetriebsanlage. Wenn es um Gebäude und Gleisanlagen geht, ist die Regierung von Oberbayern zuständig. Für alle anderen Belange wie den Brandschutz oder die Genehmigung von Veranstaltungen bleibt die Stadt zuständig. Ursprünglich habe die Stadt Bauanträge für die Dampflokhalle, das Rundhaus und das Übernachtungsgebäude verlangt. Dann habe die Regierung von Oberbayern das Verfahren an sich gezogen und ein sehr viel umfangreicheres Planfeststellungsverfahren verlangt. „Wir werden als kleine gemeinnüt- zige GmbH zwischen den Genehmigungsbehörden zerrieben“, beklagt Hehl. So fehlten mittlerweile rund 150 000 Euro an Einnahmen aus abgesagten Veranstaltungen.
Den Ausweg sieht Hehl in einer neuen Trägerschaft für den Bahnpark. Als Modell schwebt ihm das Deutsche Dampflokomotiv-Museum in Neuenmarkt in Oberfranken vor, das sich in einer vergleichbaren Situation befunden habe. Dieses werde jetzt erfolgreich von einem Zweckverband aus Bezirk, Landkreis und Kommune geführt.
Bei der Stadt sieht man die Probleme des Bahnparks zum Großteil als hausgemacht an, sagt Sprecher Richard Goerlich. So seien Unterlagen für das Planfeststellungsverfahren fehlerhaft und unvollständig eingereicht worden. Weil die Unterlagen der Bahnparkgesellschaft erst am 30. Mai komplett waren, laufe auch erst seitdem das Planfeststellungsverfahren.
Goerlich verweist auch darauf, dass die Stadt in diesem Jahr Zuschüsse in Höhe von bis zu 100 000 Euro zugesagt und zur Hälfte auch bereits ausgezahlt habe. Die Stadt habe ein großes Interesse, dass der Bahnpark auch weiterhin besteht, aber auf wirtschaftlich gesunden Füßen, so der Sprecher.
Zwei große Projekte sind laut Hehl bereits fest geplant und sollen noch in diesem Jahr begonnen werden. So wolle ein österreichischer Betreiber ein Themen- und Konferenz-Hotel auf dem Gelände realisieren. Dazu würden neben einem Neubau auch die mittlere und die südliche Dampflokhalle einbezogen, wo die Lobby des Hotels entstehen soll. Rund acht Millionen Euro sollen hier investiert werden.
Weiterhin wolle eine Investorengruppe das ehemalige Übernachtungsgebäude der Bahn in ein Wohnheim für Studenten und Auszubildende umbauen, um bezahlbaren Wohnraum für junge Leute zu schaffen. Hier werden rund zwei Millionen Euro investiert. Mit der Baugenehmigung rechne er bis August – Ende des Jahres könnte bereits gebaut werden, so Hehl. „Wenn wir jetzt Probleme mit unserem kulturellen Kernbereich bekommen, stellt das auch diese Projekte in Frage“, fürchtet Hehl.
Einen Lichtblick gibt es für den Bahnpark: Die Dampflok-Dinner können ab sofort stattfinden. An neun Terminen können Eisenbahnfans im denkmalgeschützten Lokschuppen in einem „Festsaal der Industriekultur“ein Fünf-Gänge-Menü genießen, bei dem die Speisen mit einer Modellbahn serviert werden. »Kommentar