Mering soll einen S Bahn Anschluss erhalten
Mit dem Ausbau der zweiten Stammstrecke weitet der MVV seine Linien von München bis weit in die Region aus. In der Marktgemeinde hält sich die Begeisterung noch in Grenzen
Mering Die S-Bahn von München soll ab 2026 bis nach Mering fahren. So zeigt es zumindest der Streckennetzplan des Münchner Verkehrsund Tarifverbunds MVV. Das Unternehmen bestätigt entsprechende Pläne des Freistaates. „Es ist Teil des Konzepts, dass neue RegionalS-Bahnen über den normalen S-Bahn-Bereich hinaus gehen“, sagt Markus Haller, Bereichsleiter Konzeption beim MVV.
Das Projekt steht in Zusammenhang mit der zweiten Stammstrecke für die Münchner S-Bahn, die derzeit gebaut wird. Weitere RegionalS-Bahnen sind Richtung Landsberg und Buchloe geplant. Eine S23 X soll laut Streckennetzplan mindestens bis nach Mering führen, je nach den Gegebenheiten an den Bahnhöfen möglicherweise sogar einmal bis nach Augsburg. Laut einer Bahnsprecherin ist die Frage nach dem Linienendpunkt hier noch nicht abschließend geklärt. In die andere Richtung führt die neue Linie bis zum Flughafen München.
Bereits heute hat Mering eine sehr gute Zugverbindung nach München. Viel häufiger als der Regionalexpress wird auch die Regional S-Bahn nicht verkehren. Laut Haller fährt sie je nach Uhrzeit im Stunden- bis Halbstundentakt. Worin liegt für die Fahrgäste also der Vorteil? „Sie kommen jetzt ohne Umstieg bis in die Münchner Innenstadt“, erklärt Haller. Es komme darauf an, wo jemand in München arbeitet. „Für manche wird der Regionalexpress sicher die schnellste Verbindung bleiben“, räumt er ein. Sein Stellvertreter Bernhard Fink ergänzt, dass es für Fahrgäste aus Mering einige ganz neue Direktverbindungen geben wird, beispielsweise nach Olching, Gröbenzell oder Laim. Die Regional-S-Bahn wird auch etwas schneller unterwegs sein als die normale S-Bahn, weil sie nicht an allen Haltestellen hält. So ist zumindest der aktuelle Planungsstand des Freistaats. „Natürlich können sich da viele Sachen noch ändern, aber es hat schon eine gewisse Belastbarkeit“, ordnet Haller ein.
Für Pendler interessant ist die Frage, ob sich mit der neuen S-BahnLinie etwas am Fahrplan der regulären Züge ändert, beispielsweise Verbindungen gestrichen werden. „Im derzeitigen Planungsstand sind Anpassungen der Fahrtenhäufigkeit des Regional-Express-Verkehrs zwischen Augsburg und München nicht vorgesehen.“, heißt es dazu vonseiten der Bahn. Werde die RegionalS-Bahn bis Augsburg geführt, ergänze sie im Abschnitt Mering – Augsburg den dortigen Regio-SchienenTakt und ersetze im Berufsverkehr einzelne heute verkehrende Verstärkerzüge, so eine Bahnsprecherin.
Abwartend reagiert Winfried Karg vom Fahrgastverband Pro- bahn. Die Regional-S-Bahn sei keine schlechte Idee, aber für eine Anbindung des Augsburger Großraums an den Münchner Flughafen völlig ungeeignet. „Die S-Bahn hat wenig Sitzplätze, viele Stehplätze und hält zu oft“, sagt er. Und auch für Arbeitnehmer aus Mering mit Job in München, sei der Nutzen noch nicht gewiss. „Da wird es sehr auf die Details ankommen“, sagt er, vor allem darauf, wie viele Haltestellen es gibt. „Wie schnell ist derjenige von Mering an seinem Arbeitsplatz? – daran entscheidet es sich, ob das Angebot genutzt wird“, sagt Karg.
Der erste Meringer, der die S-Bahn-Pläne thematisiert hat, ist Grünen-Rat Klaus Becker. Er zeigte das künftige MVV-Streckennetz in Gemeinderat und im Kreis-Umweltausschuss. Von den Ortspolitikern ist bisher noch keiner von höherer Stelle über den kommenden S-Bahnanschluss informiert worden. „Ich weiß offiziell nichts davon und ich wäre auch nicht begeistert“, reagierte Merings Bürgermeister Hans-Dieter Kandler spontan. Das wollte er auf Nachfrage unserer Zeitung gegenüber aber nicht weiter ausführen.
Doch es ist in vielen Bereichen spürbar, was für eine Herausforderung der starke Zuzug für die boomende Marktgemeinde bedeutet. Die Kommune ist laufend beschäftigt, die notwendige Infrastruktur aufrecht zu erhalten, wie etwa ausreichend Plätze in Kindergärten und Schulen. Die hohen Miet- und Immobilienpreise werden zunehmend zum Problem. Im aktuellen Baugebiet am Oberfeld spricht Bauträger Michael Dumberger jetzt schon vom „Neuen Münchner Westen“und verkauft sein günstigstes Reihenhaus ab rund 562 000 Euro. Und der Markt Mering verlangt für seine gemeindlichen Baugrundstücke auch schon 440 Euro pro Quadratmeter. Ein S-Bahn-Anschluss könnte diese Preisdynamik weiter befeuern.
Es sei eine ambivalente Geschichte, meint Haller vom MVV, der jedoch eher die Vorteile sieht. Eine gute Anbindung stärke generell den Ort und mache beispielsweise dort auch die Gewerbegebiete für Investoren attraktiver. Natürlich könne die S-Bahn Auswirkungen auf die Immobilienpreise haben. Andererseits bedeute dies ja auch eine Wertsteigerung für die Eigentümer.