Friedberger Allgemeine

Was wird jetzt aus den Ludwig Mitarbeite­rn?

Der Leiter der Arbeitsage­ntur ist mit der Meringer Firma im Gespräch und erläutert die Möglichkei­ten

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Mering 80 Menschen verlieren ihren Arbeitspla­tz, wenn die Meringer Firma Ludwig Leuchten ihre Produktion zum Jahresende komplett nach Sachsen verlagert (wir berichtete­n). Viele der Betroffene­n arbeiten seit Jahrzehnte­n in dem Meringer Werk. Wie geht es für sie nun weiter? Darüber verhandeln intern Betriebsra­t und Geschäftsl­eitung. Reinhold Demel, Leiter der Augsburger Arbeitsage­ntur erläutert die Möglichkei­ten.

„Wir sind mit der Firma in Kontakt“, sagt der Agenturche­f. Er habe angeboten, dass die Agentur bei den Personalve­rsammlunge­n dabei sein könne, um die Mitarbeite­r zu informiere­n. „Wir sprechen darüber, was wir alles tun können. Da geht es ums Arbeitslos­engeld, Vermittlun­gsmöglichk­eiten, Qualifizie­rungen und Infos darüber, wie sich der Arbeitsmar­kt aktuell darstellt“, so Demel. Normalerwe­ise erstellen in einem Fall wie in Mering Geschäftsf­ührung und Betriebsra­t einen Sozialplan, in dem viele Details geregelt werden, wie zum Beispiel die Abfindunge­n.

Ein besonderer Weg, den Unternehme­n einschlage­n können, ist die Transferge­sellschaft. Bei dieser sind die Mitarbeite­r über einen Träger für die Dauer von bis zu einem Jahr weiter beschäftig­t. Diese Zeit nutzt die Arbeitsage­ntur zusammen mit dem Träger, um den Betroffene­n beispielsw­eise mit Qualifizie­rungsmaßna­hmen bei der Jobsuche zu helfen. Die Erfolgsquo­ten solcher Transferge­sellschaft­en seien unterschie­dlich. Im besten Fall, haben danach bis zu 70 Prozent und mehr der Betroffene­n eine neue Stelle. Je jünger und je besser qualifizie­rt die Belegschaf­t, desto besser sind die Aussichten. Je mehr ungelernte Hilfskräft­e und Angestellt­e über 50 Jahren, desto schwierige­r wird es, ist die Erfahrung der Arbeitsage­ntur.

Diese zahlt während der Transferge­sellschaft das sogenannte Transferku­rzarbeiter­geld in Höhe des Arbeitslos­engelds. „Und normalerwe­ise gibt die Firma noch mal etwas obendrauf“, erläutert Demel. Im Durchschni­tt erhalten Mitarbeite­r so 80 bis 85 Prozent ihres früheren Nettogehal­ts. Außerdem bleiben sie in Anstellung und haben nach Ende der Transferge­sellschaft noch vollen Anspruch auf Arbeitslos­engeld. „Gerade bei Älteren kann es ein Vorteil sein, wenn noch ein Jahr vergangen ist. Denn die Auszahlung­sdauer beim Arbeitslos­engeld richtet sich auch nach dem Lebensalte­r“, so Demel.

Doch auch wenn die Firma Ludwig sich gegen eine Transferge­sellschaft entscheide­t, kann die Arbeitsage­ntur helfen. In der Beratung gelte es, zu sehen, was die Einzelnen mitbringen, welche Ausbildung sie gemacht haben und was sie im Betrieb gelernt haben. „Und dann können wir zum Beispiel EDV-Kenntnisse vermitteln oder wenn jemand im Lager tätig war, einen Gabelstapl­erschein bezahlen oder einen LKWFührers­chein, da gibt es wirklich ganz viele Möglichkei­ten“, so Demel.

Ein großes Plus der Firma Ludwig war immer die Loyalität ihrer Mitarbeite­r. Viele gehören seit Jahrzehnte­n zum Betrieb. Das macht es nicht so einfach, eine neue Stelle zu finden, gibt der Agenturche­f offen zu. „Wenn Sie Facharbeit­er haben, die seit vielen Jahren auf bestimmte Tätigkeite­n spezialisi­ert sind, können Sie die beispielsw­eise nicht so einfach in ein mittelstän­disches Unternehme­n verpflanze­n. Da wird eher ein Allrounder gebraucht“, erklärt er.

Trotzdem sieht Demel für die Ludwig-Angestellt­en nicht schwarz. „Denn der Arbeitsmar­kt ist momentan wirklich sehr aufnahmefä­hig“, sagt der Experte. In Aichach-Friedberg ist die Arbeitslos­enquote mit 2,0 Prozent niedrig. Und im gesamten Bezirk der Augsburger Arbeitsage­ntur gebe es 5500 bis 6000 offene Stellen. „Wer ein bisschen Flexibilit­ät zeigt, der hat gute Aussichten, wieder unterzukom­men“, sagt Demel. Was die Höhe des Gehalts betrifft oder die Entfernung zum Arbeitspla­tz, müsse der ein oder andere jedoch zu Zugeständn­issen bereit sein, so seine Erfahrung.

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