Friedberger Allgemeine

Neun Gründe, warum die Bundesregi­erung nicht härter durchgreif­t

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Die Bundesregi­erung zeigt nach langer Zurückhalt­ung Zähne gegenüber der Türkei. Nach Nazi Vorwürfen, Besuchs verboten und Verhaftung­en könnte sie allerdings noch härter durchgreif­en, würde man meinen. Neun Gründe, warum sie es womöglich nicht tut: Verhältnis­mäßigkeit von Sanktio nen: Seit der russischen Annexion der Halbinsel Krim beteiligt sich Deutschlan­d an den EU Sanktio nen gegen Moskau. Gegen die Tür kei sind solche Strafmaßna­h men noch nicht geplant, weil die Verhaftung von Menschenre­chtlern und Journalist­en weni ger hoch gehängt wird. Deutschtür­ken: Drei Millionen Menschen mit türkischen Wurzeln leben hierzuland­e, nicht wenige davon sind Anhänger Erdogans. Die seien wichtig für Deutschlan­d, sagt Außenminis­ter Sigmar Gabriel.

Tourismus: Die Türkei ist eines der beliebtest­en Reiseziele der Deut schen. Das Auswärtige Amt mahnt Tou risten nur zu erhöhter Vorsicht.

Betreuung der Gefangenen: Mehr Härte gegenüber der Regierung in Ankara könnte den Zugang zu inhaftier ten Deutschen aufs Spiel setzen.

Nato Bündnispar­tner: Die Türkei ist seit 1952 Mitglied der Nato, also Partner Deutschlan­ds.

Bundeswehr: Auch nach dem Abzug der Bundeswehr aus Incirlik sind noch deutsche Soldaten auf dem Nato Stützpunkt in Konya stationier­t.

EU Beitritt: Die Türkei ist seit 1999 Kandidat für einen EU Beitritt, seit 2005 wurde darüber konkret verhan delt. Seit November 2016 stocken die Gespräche. Ziel war es, durch Bei trittsverh­andlungen das Land enger an den Westen und Europa zu binden.

Flüchtling­sabkommen: Durch den EU Türkei Flüchtling­spakt hat das Land zusätzlich­es politische­s Gewicht erhalten. Ankara droht immer wieder damit, die Kooperatio­n mit der EU auf zukündigen. Kanzlerin Angela Merkel hat aber kein Interesse daran, dass Er dogan wieder massenhaft Migranten gen Deutschlan­d weiterzieh­en lässt.

Brücke in den Osten: Die Türkei gilt als Schlüssels­taat und Brücke zwischen Europa und Asien. Durch eine härtere Gangart befürchtet die Bun desregieru­ng, die Türkei könnte gen Osten abdriften – vor allem Richtung Russland. (dpa)

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