Friedberger Allgemeine

Bürger wollen Bäume schützen

Fördern statt Fällen: Mit einer Initiative setzen sich Friedberge­r für den Erhalt von Grün im Stadtgebie­t ein. Eine Verordnung halten sie aber für falsch

- VON FELICITAS LACHMAYR

Friedberg Die zwei Linden am Marienplat­z, die Platanen in der Metzstraße, der Spitzahorn am Bahnhof, die Weide am Ufer des Friedberge­r Sees – sie alle wurden gefällt. Zum Unmut einiger Bürger. Diese wollen nun mit der Initiative „Bäume sind genial“ein Zeichen setzen und sich für den Erhalt von Bäumen im Stadtgebie­t engagieren. „Unser Ziel ist es, dass Bäume als wertvoll angesehen werden“, sagt Otfried Horn vom Friedberge­r Bund Naturschut­z. Er hat die Bürgerinit­iative mitbegründ­et.

Auslöser dafür war die Fällung von vier Bäumen am Südufer des Friedberge­r Sees Anfang März (wir berichtete­n). Sie mussten dem Bau eines neuen Rettungswe­gs weichen. Vor allem die Fällung der großen Weide sorgte für Empörung bei den Bürgern. Damals versammelt­en sich 40 Friedberge­r am See, um über Maßnahmen zu diskutiere­n, mit denen sich Fällungen in Zukunft einschränk­en lassen. „Wir haben gedacht, so kann es nicht weitergehe­n“, sagt Horn. „Es werden immer wieder Bäume abgesägt, ohne dass sie ersetzt werden.“Die Grünen hatten die Versammlun­g damals veranlasst, denn sie plädieren seit im Stadtrat für die Einführung einer Baumschutz­verordnung. Viermal haben sie schon einen entspreche­nden Vorschlag vorgebrach­t, viermal wurde er abgelehnt.

Die Bürgerinit­iative „Bäume sind genial“versucht es nun auf einem anderen Weg. „Wir wollen die Bäume nicht mit Verboten und Verordnung­en schützen, sondern mit einem Förderprog­ramm“, erklärt Horn. Als Vorbild diene Schwabmünc­hen. Dort engagiert sich die Stadt seit Jahren für die Pflege und den Erhalt von Bäumen. Seit Januar läuft ein Förderprog­ramm, das auch Privatleut­e zum Baumschutz motivieren soll. So können sich Bürger, die mit der Pflege eines Baumes im eigenen Garten überforder­t sind, bei der Stadt Hilfe holen. Über das Förderprog­ramm werden Maßnahmen am Baum, besonders wenn er ortsprägen­d ist, mit bis zu 50 Prozent, aber höchstens 1000 Euro bezuschuss­t.

Ein ähnliches Programm schwebt auch den Mitglieder­n der Initiative „Bäume sind genial“vor. Sie wünschen sich insgesamt mehr Transparen­z und Mitsprache, wenn es um die Fällung von Bäumen geht.

Um ihr Anliegen voranzutre­iben, hat die Gruppe eine Unterschri­ftenaktion gestartet. Mit dieser will sie die Stadt von der Einführung eines Baumförder­programms überzeugen. „Unser Anliegen soll Gewicht bekommen“, betont Horn. Die Unterschri­ftenlisten liegen in mehreren Geschäften und Apotheken in Friedberg aus und können in der Buchhandlu­ng Lesenswert abgegeben werden. Sie können auch im Internet auf der Seite des Bundes Naturschut­z herunterge­laden werden. Um auf das Thema aufmerksam zu machen und so viele Unterschri­ften wie möglich zu sammeln, haben die zwölf Mitglieder weitere Ideen. „Vielleicht versuchen wir es noch mit einem Stand am Stadtmarkt oder starten eine Onlinepeti­tion“, sagt Horn.

Eine Aktion, die zum Mitmachen motivieren soll, läuft bereits. Bis Ende Juli können Kinder Bilder von ihren Lieblingsb­äumen malen und in der Buchhandlu­ng abgeben. Zwei Friedberge­r Grundschul­klassen beteiligen sich bereits an der Aktion. Die Bilder sollen dann im August und September in den SchaufensJ­ahren tern einiger Geschäfte in der Friedberge­r Innenstadt ausgestell­t werden. „Wir sind nicht gegen die bisherige Ordnung, sondern wollen die Stadt durch viel Grün und bessere Luft aufwerten“, sagt Horn. Der Erhalt von Bäumen diene dem Wohl der ganzen Stadt.

Um deutlich zu machen, wie sehr Bäume das Stadtbild prägen, sammeln die Mitglieder der Initiative Fotos von Orten in Friedberg, an denen Bäume den Blick verschöner­n. Außerdem wollen sie mit Vorher-nachher-Aufnahmen zeigen, wo Lücken klaffen, an denen einst Bäume ins Bild ragten. „Wir wollen damit nicht gegen die Stadt arbeiten, sondern Anreize für Privatleut­e und die Stadt schaffen, sich für den Erhalt der Bäume einzusetze­n“, betont Horn. „Wir wollen eher motivieren, als uns zu profiliere­n.“

Mit der Unterschri­ftenliste will die Bürgerinit­iative ihrem Vorhaben politische­s Gewicht verleihen. Sind 500 Unterschri­ften gesammelt, wollen sie ihr Anliegen der Stadt präsentier­en. »Kommentar

Initiative für mehr Transparen­z und Mitsprache

Termin Am Dienstag, 8. August, fin det um 15 Uhr eine Märchenver­anstal tung zum Thema „Bäume sind genial“in der Buchhandlu­ng Lesenswert an der Ludwigstra­ße statt.

 ?? Foto: Elisa Glöckner ?? Um die Bäume im Friedberge­r Stadtgebie­t zu schützen, gründete Otfried Horn eine Bürgerinit­iative.
Foto: Elisa Glöckner Um die Bäume im Friedberge­r Stadtgebie­t zu schützen, gründete Otfried Horn eine Bürgerinit­iative.

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