Am Mandichosee ist Rock’n’Roll der König
Zusammen mit den Kickstarters hält es das Publikum auch weit nach Sonnenuntergang nicht mehr auf den Plätzen
Merching Schon nach den ersten Takten war klar: „Die haben’s einfach drauf!“Die messerscharf gespielten Riffs, der eingängige Beat – dazu die variationsreiche Stimme des Leadsängers. Die Fans können schon zu Beginn nicht mehr still sitzen, klatschen, singen laut mit oder grinsen genüsslich – „Ja, genau so muss sich Rock’n’Roll anfühlen!“Die Kulisse am Mandichosee, perfekt, ein traumhafter, lauer Sommerabend, gefühlt so viele Zuhörer wie noch nie, die Stimmung bestens – selbst die infernalischen Mückentänze hielten sich dieses Jahr durch eine leichte Brise in Grenzen.
The Kickstarters genießen die Atmosphäre sichtlich – eine Rock’n’-Roll-Band durch und durch, kein bisschen verstaubt – wild, aufregend und doch ein Hauch von Gentlemen, gepaart mit einer Prise ganz eigener zeitgemäßer Kickstarter Note. Phil, Leadsänger an der Gitarre, der mühelos, trotz heißer Bühnenshow, über eine Stimme verfügt, die aufhorchen lässt, spielt zusammen mit dem coolen Maxx am Bass, der selbst im Dunkeln die Sonnenbrille aufbehält und auch sein Instrument so klingen lässt. Johnny Flying Fingers, dessen Name Programm ist, und der Merchinger Fabs O’Truss alias Fabian Schäffler, dessen Beats allen in die Glieder fährt und – wenn passend – mit seiner Falsett-Stimme der Show den letzten Kick gibt, machen das Quartett perfekt. Zu Beginn des Konzerts noch eine besondere Überraschung: Die Rock-’n’-Roll-Paare Elisabeth Schramm und Johannes Guha sowie Amelie Seebacher und Patrick Liepert zeigen eine atemberaubende Performance samt akrobatischer Hebefiguren bei Livemusik – alles in das honigfarbene Licht des Sonnenuntergangs getaucht.
Egal, ob mit oder ohne gleichnamigen Cocktail, die Fans genossen auch nach der kurzen Pause bei Sonnenuntergang „Rock Around The Clock“, „Big Chunks Of Love“und bekamen bei „Great Balls Of Fire“oder „Tutti Frutti“und ganz eigenen Arrangements Lust auf mehr.
Spontan fanden sich immer wieder Tänzer vor oder neben der Bühne ein – und sogar ein Twist Contest mit zwei mutigen Damen à la Pulp Fiction durfte nicht fehlen. Als sich nur mehr der Schein des goldenen Sonnenuntergangs auf dem Mandichosee spiegelte, sich die Vogelinsel vor einem atemberaubenden Lichtaquarell als Schattenriss zeigte und die ersten Sterne auftauchten, konn- te die passende Liedzeile dazu einfach nur „… and I love my life“lauten. Die Ankündigung „Ein jeder schöne Abend muss einmal zu Ende gehen“, boykottierten die Zuschauer mit einem schlichten Nö und ließen sich erst nach einem Versprechen von Bürgermeister Martin Walch, die Band bald wieder nach Merching zur Sommerserenade zu holen, und der Aussicht auf mindestens vier weitere Zugaben versöhnlich stimmen. Ein absolutes Highlight war fast am Ende das „What I’d Say“– bei dem die Band auch die Zuhörer zu sangestechnischen Höchstleistungen animierte. Viele kleine Lichter leuchteten im Zuschauerbereich auf, als sich Fabs und Johnny gemeinsam ans Klavier setzten, Maxx fast zärtlich in die Saiten griff und Elvis – pardon Phil mit seinem unverwechselbaren Timbre „Always On My Mind“anstimmte.