Friedberger Allgemeine

Wiesen, Wasser, Wald

Familienwa­nderung im grünen Oberallgäu hält für jeden Geschmack etwas bereit. Die Hängebrück­e über die Iller darf sich zurecht „Erlebnisst­eg“nennen. Die Burgruine Kalden bietet Geschichte und spektakulä­re Aussicht

- Touren Steckbrief VON JOCHEN SENTNER

Schwierigk­eitsgrad 3 von 5. Start/Ziel ist am Rathauspla­tz von Altusried. Im Zentrum darf tagsüber auf markierten Flächen nur bis zu zwei Stunden mit Parkscheib­e geparkt werden. Unterhalb des Friedhofes und an der Illerstraß­e gibt es Langzeit parkplätze.

Anfahrt Über die A 7 bis zur Aus fahrt Dietmannsr­ied. Dann im Ort Richtung Krugzell halten, weiter nach Altusried.

Öffentlich­e Verkehrsmi­ttel Mit dem Zug nach Kempten oder Diet mannsried, von dort mit dem Bus bis Altusried. Altusried/Dietmannsr­ied Grüne Hügel, imposante Ausblicke auf den Fluss, dichter Fichtenwal­d und ein idyllisch gelegener Badeweiher – was das Allgäuer Voralpenla­nd an Reizen zu bieten hat, findet sich auf dieser Runde. Allein ist man zwar selten unterwegs, aber die Wanderer bewegen sich entspannt in der abwechslun­gsreichen Natur.

Fotoappara­t oder Smartphone gehören unbedingt in den Rucksack. An schönen Tagen, besonders bei Föhn, tun sich Blicke über weite Wiesen auf bis zum Allgäuer Hauptkamm. Spektakulä­r ist die Aussicht vom Ruinenhof Kalden auf die Illerschle­ife und den tief gelegenen Illerdurch­bruch. Tief unten bahnt sich der Fluss grün-blau den Weg durch das Nagelfluh-Gestein.

Zur Burgruine Kalden ist auf einem Gedenkstei­n vermerkt: „Veste Alt-Kalden, kemptische­s Lehen, 1128 Berchtold de Callindin, 1213 Marschall Heinrich von Kalden, der Rächer König Philipps, seit 1384 rothenstei­nisch und verlassen.“Die Burg Neu-Kalden ist später weiter südlich errichtet worden. 1515 begann Marschall Joachim von Pappenheim mit dem Bau. 1525 nahmen Allgäuer Bauern die Burg während des Bauernkrie­gs ein. 1692 wurde die Burg verlassen. 1803 holten Bauern Steine zum Wiederaufb­au ihrer Höfe nach einem Großbrand in Altusried. Der Verfall ging über die Jahrzehnte weiter. 1977 wurde der Rundturm als letzter Überrest von der Naturschut­zgruppe Altusried saniert. 1985 erwarb die Gemeinde das Burggeländ­e.

Ein besonderes Zeugnis für Bürgersinn ist die innovative Hängebrück­e zwischen Fischers und Pfosen. Nachdem eine Fährverbin­dung 2001 einge- stellt worden war, gab es dort keine Querung mehr zwischen den Oberallgäu­er Gemeinden Altusried und Dietmannsr­ied. Also schritten Ehrenamtli­che zur Tat. Mit europäisch­en Fördermitt­eln schufen sie einen Erlebnisst­eg, der dieser Bezeichnun­g gerecht wird. 33,2 Tonnen Stahl wurden mit 2750 Schraubver­bindungen fixiert. Doch wenn ein paar Leute auf der Brücke hüpfen, gerät sie in interessan­te Schwingung­en. Der Überweg schloss auch eine Lücke im schwäbisch­en Jakobus-Pilgerweg. Was man westlich des Flusses auf einem romantisch­en Waldweg hinabsteig­en durfte, geht es östlich wieder hinauf. Zunächst über Holzstufen, dann auf einem Fahrweg durch den schattigen Forst. Am Sachsenrie­der Bänkle gibt es einen weiteren Aussichtsp­unkt, der mit einem Abstecher in wenigen Minuten zu erreichen ist. Wer dort noch nicht Brezen, Landjäger und Äpfel aus dem Rucksack geholt hat, kommt an der nächsten Landmarke kaum um eine Rast herum. Der Sachsenrie­der Weiher liegt umgeben von Feldern in einer Senke. Wasserratt­en lassen dort die Gelegenhei­t nicht aus, sich ein wenig abzukühlen. Heuer plant der Zweckverba­nd Erholungsg­ebiete, den Damm auszubesse­rn. Es kann also sein, dass am Ufer Bauarbeite­n im Gange sind, bei denen Ufergehölz gerodet wird.

Auf dem Rückweg kommt man an einer Kapelle vorbei, die im Jahr 2004 errichtet wurde. Von da aus geht es wieder über die Brücke zurück zum Ausgangspu­nkt am Rathauspla­tz in Altusried.

Tipp Wer es weniger schätzt, an asphaltier­ten Sträßchen entlang zu laufen, kann den ersten Teil der Wande rung auslassen. Von Altusried kommt man auch mit dem Auto nach gut zwei Kilometern bequem zum Wanderpark platz Kalden.

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Foto: Martina Diemand Ein wahres Naturidyll ist der Sachsenrie­der Weiher. Im Sommer tummeln sich dort gern auch Badegäste. Die Schwäne akzeptie ren Mensch und Hund, wenn man ihrem Nest nicht zu nah kommt.
 ??  ?? Von der Burgruine Kalden ist noch ein Rundturm erhalten, der 1977 saniert und so mit für die Nachwelt erhalten wurde.
Von der Burgruine Kalden ist noch ein Rundturm erhalten, der 1977 saniert und so mit für die Nachwelt erhalten wurde.
 ??  ?? Die Passagen durch die Waldstücke sind besonders reizvoll.
Die Passagen durch die Waldstücke sind besonders reizvoll.
 ??  ?? Dieses Verkehrssc­hild mit Seltenheit­swert mahnt Autofahrer.
Dieses Verkehrssc­hild mit Seltenheit­swert mahnt Autofahrer.

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