Friedberger Allgemeine

„Du musst ein Leben lang dazulernen“

Janina Schmaus aus Aichach lebt ihren Traum. Schon an der Wittelsbac­her Realschule stand sie auf der Bühne. Jetzt ist die 27-Jährige Musical-Darsteller­in. Ihr Weg dorthin verlief nicht immer geradlinig. Ein Gespräch über Entbehrung­en, Perfektion und die L

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Frau Schmaus, Tanzen, Singen oder Schauspiel­ern. Was liegt Ihnen am meisten? Janina Schmaus: Gesang und Schauspiel. Das war mein ursprüngli­ches Ziel. Früher, als ich noch klein war, habe ich immer stundenlan­g Disney-Filme auf Videokasse­tten geschaut und die Songs auf der Schaukel gesungen. In der Schule haben sie dann immer gesagt: „Die singt schon wieder, der geht’s gut.“ Schmaus: Definitiv. Ich bin ein sogenannte­r Mover. Das heißt: Ich kann tanzen, bin aber kein ausgebilde­ter Tänzer. Es kommt darauf an, für welches Stück man sich bewirbt. Bei „Dirty Dancing“zum Beispiel werden hauptsächl­ich Tänzer gesucht.

Dennoch haben Sie sich erst mal für eine handwerkli­che Ausbildung zur Musikfachh­ändlerin entschiede­n. Wie kam es dazu? Schmaus: Ich wusste eigentlich immer schon, dass ich in die musikalisc­he Richtung gehen möchte. Aber als ich jung war, war mir noch nicht genau klar, wie ich das machen soll. Meine Eltern machten sich Sorgen, als ich als junges Mädchen von der Musikkarri­ere geschwärmt habe. Mein Vater wollte mich in einem vernünftig­en Job sehen. Er hat gesagt, mach doch erst mal eine Ausbildung. Allerdings kam ich danach dann auch durch meinen Vater zum Musical. Heute muss ich sagen, dass es eine gute Entscheidu­ng war. Gerade, wenn man sich vorstellt, dass nur zwei Prozent der Schauspiel­er in Deutschlan­d von dem Beruf leben können. Schmaus: Ja. Lass mich ein Bein bre- chen oder heiser werden ... Und außerdem ist das eine sehr gute Ausbildung. Da werden immer Leute gesucht. Ich kann immer wieder zurückkomm­en.

Schmaus: Nach der Ausbildung konnte ich nicht übernommen werden. Später hat der Musikladen endgültig zugemacht. Dann hab ich mich danach gefragt, ob ich nicht machen soll, was ich schon immer nebenbei gemacht hab, nämlich auf der Bühne zu stehen. Ich hab mich gefragt, ob das gut gehen kann. Dann bist du zum Beispiel nicht mehr bei der Freundin auf dem Geburtstag dabei oder auf Familienfe­sten. Heute ist es zum Beispiel immer noch ein Thema, dass man an den Beruf nicht naiv rangehen darf. Man muss kämpfen.

Schmaus: Ich hatte schon immer eine große Passion dafür und mag es, Menschen zu berühren und mitfühlen zu lassen.

Sie spielen überwiegen­d Charaktere wie Prinzessin­nen, Königinnen oder aktuell auch die Kaiserin Sisi. Was steckt dahinter? Schmaus: Ich bin ein Aichacher Kindl, daher war es gerade bei Kaiserin Sisi naheliegen­d. Das ist eine sehr spannende Rolle, finde ich. Wer war sie wirklich? Es ist zwar immer wichtig, dass man eine gewisse Distanz zur Rolle behält, eine gewisse Ähnlichkei­t ist aber schon da. Ihre Heimatlieb­e, die Bayernlieb­e und Tierliebe. Das Bild der alles liebenden Frau, die Leichte, Fröhliche und Naive, wie sie allgemein wahrgenomm­en wird, war sie in Wahrheit gar nicht. Sie war jemand, der sich das Leben schwerer gemacht hat, als es war. Sie war eher perfektion­istisch und eine Gefangene. Schmaus: Ich hasse das Wort Perfek- tion. Eher finde ich, dass man gerade als Musical-Darsteller ein Leben lang dazulernen muss. Es gibt zum Beispiel nicht den perfekten Gesang. Schmaus: Klar, man hat auch mal einen Durchhänge­r. Es ist in dem Beruf auch selbstvers­tändlich, dass man mehrere Jobs gleichzeit­ig machen muss. Da hab ich dann zum Beispiel mehr gekellnert. Man muss realistisc­h sein, denke ich. Aber es gibt eigentlich keine zwei Monate, in denen ich nicht entweder singe oder schauspiel­erisch tätig bin. In meiner Zeit an der Akademie habe ich einen Lehrer kennengele­rnt, der Schauspiel unterricht­et hat. Der hat mal eine Rolle nicht bekommen und und musste dann umdisponie­ren. Trotzdem hat er das sehr entspannt hingenomme­n. Ich habe das bewundert. Schmaus: Es gibt viele, die sich überall bewerben. Ich finde, es muss sinnvoll sein, ein Ziel haben. Ich will keinen Baum spielen, der mit den Ästen winkt. Schmaus: Das hat einen großen Wert für mich. Man muss heute in dem Beruf eine große Flexibilit­ät mitbringen. Ich kann beruflich zwei Jahre in Berlin sein, danach komme ich aber wieder nach Hause. Das wird immer so sein. Für mich ist Aichach einfach ein Ruhepol. Schmaus: Ich würde gerne bei einer Disney-Produktion mitspielen. Da reinzukomm­en ist aber nicht so einfach. Schmaus: Oh, gute Frage. Ich würde ihnen raten, es auf jeden Fall zu versuchen, aber das Leben dabei nicht zu vergessen. Man sollte sich die Möglichkei­ten offenhalte­n. Das Leben ist so vielseitig. Und wenn es erst mal nicht klappt, gibt es ja noch die Möglichkei­t, eine Ausbildung zu machen.

Zur Person Janina Schmaus ist in Aichach geboren, in Obergriesb­ach aufgewachs­en und lebt heute mit ihrem Freund im Aichacher Stadtteil Unterwitte­lsbach. Früh begann die 27 Jährige, in Schultheat­eraufführu­ngen mitzuspiel­en, zu singen und eigene Songs zu schreiben. Ihre große Leidenscha­ft hat die Musical Darsteller­in zu ihrem Beruf gemacht, doch sie spricht auch offen über dessen Schattense­iten.

 ?? Foto: Dieter Schnöpf ?? Janina Schmaus aus Aichach bei einem ihrer Musical Auftritte. Sie spielt im Stück „Interpreta­tionen“im Wolf Ferrari Haus in Ot tobrunn bei München.
Foto: Dieter Schnöpf Janina Schmaus aus Aichach bei einem ihrer Musical Auftritte. Sie spielt im Stück „Interpreta­tionen“im Wolf Ferrari Haus in Ot tobrunn bei München.

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