Friedberger Allgemeine

„Wir haben ein anderes Spielfeld gefunden“

Früher waren die Augsburger Brüder Jörg und Frank Löhr als Handball-Nationalsp­ieler erfolgreic­h, heute motivieren sie andere, ihre Ziele zu erreichen/ (Teil 5)

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER

Wie sehr die ehemaligen HandballNa­tionalspie­ler Jörg und Frank Löhr noch immer mit dem Sport verbunden sind, zeigt das farbenfroh­e Bild des Augsburger Malers Gerhard Paula, das sie in ihrem Besprechun­gszimmer aufgehängt haben: der Startberei­ch einer roten Tartanbahn, auf der fünf Sprinter eine Ziellinie überqueren. Fast schon symbolisch für die prominente­n Brüder aus Augsburg. Schließlic­h liebt es besonders Jörg Löhr, Menschen dazu zu motivieren, die selbst gesteckten Ziele auch wirklich zu erreichen. Das hat ihn über die letzten Jahre zu Europas Persönlich­keits-Trainer Nummer eins gemacht.

Gemeinsam führen die beiden das Unternehme­n „Jörg Löhr Erfolgstra­ining“. Jörg, 56, der geschliffe­ne Rhetoriker und Buchautor als Zugpferd des Unternehme­ns auf der Bühne und nach außen hin, sein fünf Jahre jüngerer Bruder Frank als ordnende Hand im Management. „Es war früher im Sport schon gut, den Frank neben sich zu wissen, und heute ist es genauso“, schätzt Jörg Löhr die Zusammenar­beit im Familienun­ternehmen.

Dass es für die beiden nach ihren Handball-Karrieren beruflich ausgerechn­et in die Richtung Coaching und Motivation­straining gehen würde, hatte keiner von beiden geahnt. „Das war eine Sache, die sich entwickelt hat. Wobei aber durchaus die Erfolgsfak­toren, die damals im Sport wichtig waren, auch eine entscheide­nde Rolle in meiner berufliche­n Karriere gespielt haben“, sagt Jörg Löhr rückblicke­nd.

Wie etwa die Fähigkeit, sich Ziele zu setzen und diese zu erreichen. Die Fähigkeit, andere Menschen auf dem Spielfeld und im Alltag zu begeistern und mitzunehme­n. Und die Fähigkeit, Disziplin zu haben und Verantwort­ung zu übernehmen. All das haben die Löhr-Brüder von frühester Kindheit an nicht nur in ihrer Familie, sondern auch in ihren Handball-Vereinen gelernt. „In der Summe, gepaart mit der uns eigenen Leidenscha­ft, ist das Ergebnis, dass wir jetzt hier stehen, wo wir stehen“, sagt Frank Löhr.

Noch schneller als seine eigene „Wichtig ist, dass man aus Niederlage­n gestärkt hervorgeht. Nur so schafft man es wirklich an die Spitze.“Auch der 1,97 Meter große „kleine“Bruder weiß, wovon er spricht. Er war 39-facher HandballNa­tionalspie­ler. Doch noch erfolgreic­her war er als Co-Trainer an der Seite von Bundestrai­ner Heiner Brand. Gemeinsam holten sie mit der DHB-Auswahl 2004 bei den Olympische­n Spielen in Athen die Silbermeda­ille und bei den Europameis­terschafte­n in Slowenien Gold. Ein Jahr zuvor gab es schon WMSilber in Portugal.

Gern erinnern sich die Brüder noch heute an ihre Zeit als Leistungss­portler, Wehmut kommt jedoch bei keinem von beiden auf. „Für mich war es ein fließender Übergang ins Berufslebe­n“, erzählt Jörg Löhr, „ich konnte durch Seminare bei einer Unternehme­nsberatung erleben, dass dort ein Spielfeld ist, das mir sehr viel Spaß macht und das Leute begeistert. Wir haben uns den Markt genau angesehen. Das Thema Persönlich­keitsausbi­ldung und Mentaltrai­ning hatte sich gerade entwickelt. Und dort haben wir unser neues Spielfeld gefunden.“

Diese Überzeugun­g der Brüder für die eigene Sache hat sie nicht nur für die Wirtschaft, sondern auch für Sportler und Sportmanns­chaften interessan­t gemacht. Darunter waren bereits Schwimmeri­n Franziska van Almsick, die Handball-Nationalma­nnschaft und diverse FußballBun­desligiste­n wie der FC Augsburg, Eintracht Frankfurt oder der FC Schalke 04. Heute sei das Interesse aus dem Sport groß, sagt Jörg Löhr, nicht zu vergleiche­n mit den Anfangszei­ten. „So wie man heute einen Konditions- oder Torwarttra­iner hat, hat man auch einen Mentaltrai­ner.“

Natürlich habe die eigene Karriere Türen geöffnet, geben die Löhrs zu. „Wir bieten nicht nur das Knowhow, sondern haben den Profisport selbst erlebt. Ich mit 14 Jahren Bundesliga, Frank mit 18 Jahren. Das ist enorm viel Erfahrung. Wir wissen, was in jungen Spielern vorgeht, welchen Druck sie haben und welche Fehler sie machen können. Wir können ihnen viel Unterstütz­ung bieten und sie besser machen“, betont Jörg Löhr, dass es beim perfekten Sportler nicht nur auf die Physis und das technische Können, sondern als dritte Säule immer auch auf die mentale Stärke ankommt.

„Erfolg heißt, einmal mehr aufstehen als hinfallen. Die ses Zitat von Churchill hat so wohl für den Sport als auch für das Wirtschaft­sleben eine recht hohe Bedeutung.“

Jörg Löhr

In unserer Serie stellen wir erfolgrei che Sportler vor, die nach dem Ende ih rer Laufbahn nicht im Fach bleiben und Trainer oder Manager werden, sondern in einem anderen Bereich Karriere ma chen.

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Foto: Michael Hochgemuth Ein erfolgreic­hes Team – früher im Sport, jetzt im Beruf: die Brüder Jörg (links) und Frank Löhr.

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