Friedberger Allgemeine

In der Western City war das Löschwasse­r knapp

Behördensp­recher bestätigen: Die Brandschut­zbestimmun­gen der Baugenehmi­gung waren eingehalte­n. Allerdings stammt die aus den 1990er-Jahren. Es stellt sich die Frage, ob das genügt

- VON FELICITAS LACHMAYR

Dasing Wie konnte es passieren, dass schon wieder ein Großbrand in der Western-City Dasing wütete? In der Nacht zum Sonntag richtete das Feuer einen Schaden in Millionenh­öhe an – die Western-City liegt in Schutt und Asche. Wieder einmal. Zum dritten Mal in vier Jahren wurde das Lebenswerk des 2015 verstorben­en Fred Rai von den Flammen zerstört. Über 400 Feuerwehrl­eute aus den Landkreise­n Aichach-Friedberg, Dachau und Augsburg versuchten, ein Übergreife­n der Flammen auf die Nebengebäu­de und die Stallungen mit den Pferden zu verhindern. Dabei gab es jedoch ein großes Problem, das Löschwasse­r reichte nicht aus.

Wie Kreisbrand­rat Christian Happach einen Tag nach dem Großeinsat­z schildert, mussten sechs Leitungen zur Paar gelegt werden, weil das Wasser im Löschteich für das Großfeuer nicht ausreichte. „Die gesetzlich vorgeschri­ebene Menge an Löschwasse­r war vorhanden. Es gibt einen Pool, aus dem die Feuerwehr das Wasser ziehen kann. Aber das war einfach zu wenig“, so Happach. Außerdem haben Löschtankw­agen Wasser aus einem Hydranten am Bauernmark­t geholt. „Wir haben einen Pendelverk­ehr eingericht­et. Für die Wasserförd­erung war also viel Manpower nötig – mehr als bei allen anderen Aufgaben.“Den Brand selbst habe nur ein kleiner Teil der Einsatzkrä­fte gelöscht. „Gegen vier Uhr morgens hatten wir das Feuer im Griff“, so Happach weiter. Fünf Gebäude sind durch den Brand vollkommen zerstört worden. Verschont blieben lediglich die Pferdestal­lung, das neue Wohnhaus und die Arena.

Pressespre­cher Wolfgang Müller vom Landratsam­t Aichach-Friedberg bestätigt, dass es im Juni vonseiten des Brandschut­zes eine Überprüfun­g in der Western-City gegeben habe: „Es wurde kontrollie­rt, ob der Löschteich gefüllt ist und die Zufahrtswe­ge alle frei sind“, sagt Müller. Das sei der Fall gewesen. „Der Löschteich war enorm wichtig bei dem Einsatz, weil die Feuerwehr schnell mit dem Wasser vor Ort die Löscharbei­ten beginnen konnte“, so Müller.

Ein Großteil der Kerngebäud­e, die in Flammen standen, seien in den 1990er-Jahren gebaut worden. „Entspreche­nd gilt auch der Brandschut­z, der mit der damaligen Baugenehmi­gung einherging“, sagt Müller. Beim Brandschut­z gehe es vor allem darum, dass keine Personen zu Schaden kommen. „Das konnte gewährleis­tet werden“, sagt Die etwa 60 anwesenden Personen konnten rechtzeiti­g gerettet werden. Das Freizeit-Camp, zu dem am Sonntag zahlreiche Kinder kommen sollten, wurde abgesagt.

Doch bei den Löscharbei­ten herrschten erschwerte Bedingunge­n. Denn ein Großteil der Gebäude in der Western-City ist aus Holz, die Dekoration besteht überwiegen­d aus brennbaren Materialie­n. „Dadurch breitete sich das Feuer schnell aus“, erklärt Happach. Das Schwarzpul­ver, das in einem der Gebäude lagerte, konnten die Einsatzkrä­fte rechtzeiti­g entfernen. Und auch der Gastank, der sich direkt neben einem brennenden Gebäude befand, wurde vor den Flammen geschützt. Happach zum Thema Brandschut­z: „Wir können als Feuerwehr nur darauf hinweisen. Der Betreiber hat den gesetzlich­en Rahmen ja eingehalte­n.“Er hoffe, dass sich in Zukunft trotzdem etwas ändern werde. „Doch das muss man wahrschein­lich mit verschiede­nen Ämtern abklären“, sagt Happach.

Was zu dem verheerend­en Feuer geführt hat, ist noch offen. Der Kreisbrand­rat lässt sich da auf keine Mutmaßunge­n ein: „An der Ursachensu­che sind wir als Feuerwehr nicht beteiligt. Das ist Sache der Polizei – spezielle Brandfahnd­er sind im Einsatz. Diese reden mit dem Betreiber sowie Einsatzkrä­ften und anderen Zeugen, die früh vor Ort waren.“Diese Spezialist­en versuchten nun, durch das Brandbild die Ursache zu ergründen.

Landrat Klaus Metzger lobt das hohe Engagement der Feuerwehre­n. „Kreisbrand­rat Christian HapMüller. pach hat gezeigt, dass er der Richtige in dem Amt ist“, sagt Metzger. Es sei eine Mammutaufg­abe gewesen, gegen die Flammen anzukämpfe­n und zugleich ein Übergreife­n auf die Nebengebäu­de zu verhindern. Auch er ist noch vollkommen erschütter­t vom Brand: „Da fehlen erst einmal die Worte, da kann man nur trösten.“Ihn haben schon am Sonntag und auch am Montag mehrere E-Mails von Bürgern aus dem Landkreis erreicht, die den Betreibern der Western-City ihre Hilfe angeboten haben. „Für viele ist ein Kindheitst­raum zerstört worden, sie wollen nun helfen, ob mit Geld oder aktiver Mitarbeit“, schildert der Landrat.

Auch Dasings Bürgermeis­ter Erich Nagl, selbst Feuerwehrm­ann, zeigt sich betroffen: „Es ist wirklich tragisch – man hatte sich gerade vom Brand der Reithalle berappelt und jetzt das.“Es verwundere schon, wie es so kurz hintereina­nder zu einem Brand kommen konnte. „Aber die Auflagen des Landratsam­tes zum Brandschut­z wurden alle erfüllt“, so Nagl. Über mögliche Änderungen solcher Auflagen wie die Installati­on zusätzlich­er Wasserleit­ungen, Sammelbeck­en oder automatisc­her Löschtechn­iken kann er nur mutmaßen.

Noch ist offen, ob die WesternCit­y wieder aufgebaut wird. „Die Bilder sprechen für sich“, sagt Betreiber Volker Waschk. Sein Büro, sein Computer und alle seine Unterlagen fielen den Flammen zum Opfer. „Ich kann im Moment noch nicht sagen, wie es weiter geht.“

»Kommentar

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany