Unkraut im See stört Schwimmer und Surfer
Durch das warme Wetter kommt es zu stärkerem Wachstum von Wasserpflanzen. Welche Maßnahmen Badende im Notfall ergreifen können
Merching Der Sommer zieht viele Menschen zum Baden. Gut, dass es in der Region an Badeseen nicht fehlt. Doch häufig führt dichtes Gestrüpp im Wasser dazu, dass Badegäste Seen meiden. Wie steht es also um das Ausmaß von Wasserpflanzen in Badeseen der Region?
Keine Probleme mit Wassergestrüpp gibt es am Friedberger Baggersee. Das ist zumindest die Erfahrung von Sascha Friedrich, dem Betreiber der dortigen Wasserskianlage: „Im See gibt es keine großen Algen, es gab auch meines Wissens nach nie Unfälle mit Pflanzen. Das Wasser ist klar.“Auch Schwimmer hätten sich noch nie bei ihm über störende Pflanzen im Wasser beschwert. Das bestätigt Philipp Köhler, Pressesprecher der Stadt Friedberg. „Zuletzt haben wir vor etwa 15 Jahren eine aufwendige Mähaktion am Friedberger See durchgeführt“, schildert er. Momentan sei aber keine Unkrautbildung am See vorhanden.
Anders sieht es am Mandichosee aus. Dort hat die Gemeinde Merching schon vor einigen Jahren versucht, der Pflanzendichte im See mit Hilfe eines Mähboots Einhalt zu gebieten. Martin Walch, Bürgermeister der Gemeinde Merching, behält die Unterwasserwelt immer im Blick: „Zur Zeit bereiten uns die Pflanzen im Mandichosee keine Probleme. Auch Schwimmer beschweren sich nicht.“Eine erneute Mähmaßnahme werde im Moment nicht in Betracht gezogen. Allerdings könnte sich das in etwa vier Wochen ändern, denn bis da könne man das Ausmaß der Verkrautung genauer bestimmen. Zur Zeit sei es aber „nicht so tragisch“.
Anderer Meinung ist Florian Leupold, Eigentümer des Wasser SportCenters am Mandichosee. Er beklagt, das Unkraut im See werde immer mehr. Vor allem beim Surfen sei das mehr als unangenehm: „Auf Surfbrett wird schnell mal eine Geschwindigkeit von bis zu 60 Stundenkilometern erreicht. Wenn man dann in Wasserpflanzen gerät, ist das ungefähr so, als würde man einem Fahrradfahrer einen Stock in die Speichen werfen.“
Er berichtet von Pflanzenfeldern, die in unregelmäßigen Abständen im See auftauchen würden. Auch viele seiner Surfschüler stören sich an den Gewächsen. In ein Wasserpflanzenfeld zu stürzen sei ungefähr so, als würde man in einen „hohen, matschigen Haufen Gras“fallen. Dieses Jahr sei das Wachstum besonders extrem. Im schlimmsten Fall kann das sogar zum Sicherheitsrisiko werden. Erst im Juni ereignete sich ein Badeunfall am Bergheimer Baggersee in Augsburg, bei dem sich eine Frau in Pflanzen verfangen hatte und sich nicht mehr selbst befreien konnte.
Rainer Heinl, technischer Leiter der Kreiswasserwacht AichachFriedberg, rät deshalb Badegästen, gar nicht erst in offensichtlich erkennbare Pflanzenfelder zu schwimmen. Sollten sich Schwimdem mer dann tatsächlich im Gewächs verfangen, sollten sie auf jeden Fall Ruhe bewahren und den Weg zurückschwimmen, den sie gekommen waren. Außenstehende sollten unverzüglich den Notruf (112) wählen und versuchen, die Person im Wasser zu beruhigen. Heinl rät davon ab, selbst ins Wasser zu springen um die Person zu befreien: „Der Untergehende wird eine so große Panik haben, dass er versuchen wird, sich am Helfer festzuklammern.“Dies könnte dazu führen, dass beide untergehen.
Die Ursache für das Wachstum der Pflanzen erklärt Elisabeth Burkhard, Geschäftsführerin des Erholungsgebietevereins Augsburg: „Allgemein bewirkt eine höhere Temperatur ein stärkeres Wachstum der Pflanzen.“Auch im Kissinger Weitmannsee gebe es einige Unterwasserpflanzen, die die Badenden hin und wieder stören. Zwar gibt es Möglichkeiten, das Gewächs zu entfernen, sie bezweifelt aber deren nachhaltige Wirkung: „Durch das Mähen der Pflanzen gelangt mehr Licht an den Boden, was zur Folge hat, dass das Wachstum in den folgenden Jahren umso stärker auftritt. Die Natur reguliert das Wachstum in der Regel von selbst.“Die Pflanzen seien außerdem ein wichtiger Bestandteil der Vegetation.
Otto König, Vorsitzender der Fischergilde Kissing, bestätigt: „Ein See ohne Kraut wäre sehr schlecht für die Fische. Diese verstecken sich im Gewächs und laichen dort sogar.“Allerdings wäre bei zu vielen Seepflanzen die Sauerstoffversorgung der Fische nicht mehr gewährleistet. Dies läge daran, dass die Pflanzen den für die Fische vorgesehenen Sauerstoff aufbrauchen würden. Im Idealfall wachsen die Unterwasserpflanzen weder zu stark, noch zu wenig. Und das ist laut König im Auensee und Weitmannsee in Kissing der Fall. Natürlich könne der Bewuchs die Badenden manchmal stören. „Aber wenn ich in einem natürlichen See zum Baden gehe, muss ich eben davon ausgehen, dass da auch Gewächs drin ist.“
Elisabeth Burkhard weist darauf hin, dass das Mähen unter Wasser außerdem eine teure Angelegenheit ist. Merchings Bürgermeister Martin Walch möchte dies für den Mandichosee jedoch trotzdem nicht ausschließen. Sollte sich die Gemeinde dafür entschließen, gäbe es immerhin einen Zuschuss des Erholungsgebietevereins Augsburg in Höhe von etwa 30 Prozent der Kosten.