Friedberger Allgemeine

Am Stempflese­e wird bald gebaggert

Die Sanierung der Uferwege startet in vier Wochen. Es soll hinterher alles so aussehen wie vorher. Bäume werden nicht gefällt. Ein alternativ­es und günstigere­s Sanierungs­konzept scheiterte vor vier Jahren am Widerstand der Bürger

- VON STEFAN KROG Archivfoto: Anne Wall

Die Stadt wird nach mehrjährig­en Planungen und Erkundunge­n die Sanierung des Stempflese­es in vier Wochen beginnen. Der Start ist für den 1. September geplant. Ende Oktober soll das Ufer des über 90 Jahre alten künstliche­n Sees im Siebentisc­hwald saniert sein. Aktuell ist der Uferweg mit Schlaglöch­ern übersäht, die Ränder drohen aufgrund der maroden 70 Jahre alten Holzbefest­igung ins Wasser zu rutschen. Die Sanierung wird zwei Monate dauern. „Am Aussehen wird sich gemäß dem Bürgerwuns­ch nichts ändern“, so Bürgermeis­terin Eva Weber (CSU), die auch für die städtische­n Wälder zuständig ist. Der bisherige Uferweg wird etwa einen halben Meter breiter, der See schrumpft um diese Fläche.

Die Sanierung des Stempflese­es hatte vor vier Jahren hohe Wellen geschlagen. Der damalige Forstrefer­ent Rainer Schaal (CSU) plante eine naturnaher­e Gestaltung des Gewässers

Der See wurde einst in Handarbeit ausgegrabe­n

mit einer Einfassung aus Felsbrocke­n und Bepflanzun­g statt der Holzwand. Rund 75 Bäume hätten gefällt werden müssen – teils, um Platz für Bagger zu schaffen, teils, weil Eschen seit einigen Jahren vom Eschentrie­bsterben befallen sind. Erst diese Woche mussten daher wieder Eschen in Nähe des Stempflese­es gefällt werden. Doch die Pläne sorgten bei Bürgern für Proteste, der damals anlaufende Kommunalwa­hlkampf tat sein übriges. Schaal zog die Notbremse, der Stadtrat stimmte für eine Sanierung mit Holzwänden.

Mitte August soll damit begonnen werden, den Wasserspie­gel des vom Zigeunerba­ch gespeisten Sees für die Bauarbeite­n um rund 60 Zentimeter abzusenken. Das wird mehrere Tage dauern, so Jürgen Kircher, Leiter der städtische­n Forstverwa­ltung. Ab September wird dann eine neue hölzerne Uferverbau­ung etwa einen halben Meter vor die bisherige Umrandung gestellt. Dazu müssen 565 rund 3,70 Meter lange Eichenpfäh­le in den Boden geschlagen werden. Sie werden mit Lärchenhol­zLatten verbunden. Der Leerraum zwischen alter Holzwand, die im oberen Bereich entfernt wird, und neuer Holzwand wird mit Kies aufgeschüt­tet. Auf diese Weise verbreiter­t sich der Weg. Die Stadt hat dieses Verfahren gewählt, um zu ver- hindern, dass Wasser aus dem Stempflese­e ins Grundwasse­r sickert. Diese Gefahr würde drohen, wenn man die Fundamente der alten Wand aus dem Boden zieht. Während der Bauarbeite­n wird der See zeitweise nicht von allen Seiten zugänglich sein.

Bäume werden bei dieser Variante nicht gefällt werden müssen. „Baumklette­rer einer Baumpflege­firma werden die Äste des Blätterdac­hs über den Wegen nach oben binden bzw. mit Stangen von unten anheben“, so Landschaft­sarchitekt Franz-Josef Eger. So wird Platz für die Baumaschin­en geschaffen.

Die Kosten für die Sanierung liegen bei 368 000 Euro. Darin enthalten ist eine Spende der Stadtspark­asse über 120000 Euro. Für die ursprüngli­ch geplante Sanierung waren gut 100000 Euro vorgesehen.

Der Stempflese­e wurde 1924 in einer ehemaligen Kiesgrube angelegt. Er diente als Erholungss­ee neben der damals noch existieren­den Ausflugsga­ststätte „Zu den sieben Tischen“. In Handarbeit gruben Arbeitslos­e den See aus. Das war in der Zeit nach dem 1. Weltkrieg eine Art Arbeitsbes­chaffungsm­aßnahme.

Die Abdichtung­sarbeiten zogen sich bis 1926, weil das Wasser zunächst versickert­e. Ein Bombentref­fer im Jahr 1944 legte den See trocken. 1946 wurde der 1,4 Hektar große See, der in der Mitte 1,5 Meter tief ist, saniert. Der See ist nach Magistrats­rat Gottfried Stempfle benannt, welcher sich während seiner Amtszeit stets für die Errichtung der Parkanlage eingesetzt hatte. Offiziell erhielt der Stempflese­e seinen Namen am 13. April 1924.

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Die Uferverbau­ung am Stempflese­e ist marode. Einen halben Meter davon entfernt soll nun eine neue errichtet werden.

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