Manhattan jazzt in Friedberg
Der Trompeter Peter Oswald bringt Szene-Koryphäen aus New York auf die Bühne der Mittelschule und beweist: Musik ist nicht statisch. Womit das Konzert beeindruckt
Friedberg Wieder einmal lud Peter Oswald zur musikalischen Cocktailstunde in die Mensa der Mittelschule. Und wieder einmal servierte der Trompeter seinem Publikum eine ungewöhnliche Mischung an Stilen. In dieser Auflage ging es um hochkarätige Gäste aus Manhattan – darunter Dave Taylor an der Posaune, John Clark am Horn und Franz Hackl an der Trompete. Dazu gesellten sich der britischer Schlagzeuger Craig Blundell, die Jugendblaskapelle Friedberg und die Musiker der Uni-Bigband Augsburg. Das Ergebnis: Jazz in seiner reinen, außergewöhnlichen und weiterentwickelten Form.
Gespickt mit autobiografischen Elementen führte vor allem der ge- bürtige Österreicher Franz Hackl durch den Abend. Gerade diese Geschichten waren es, die das Publikum faszinierten. So empfand auch Martina Hirsch, die sich Oswalds Cocktail zum ersten Mal zu Gemüte führte. „Stilistisch gesehen bin ich eher ein Klassik-Typ“, sagte sie. Dennoch hege sie große Bewunderung für die Menschen des Abends. „Hier stehen Originale“, bekräftigte Hirsch.
Das spiegelte sich auch in ihrer Musik wider: Die New Yorker präsentierten eine Vielzahl eigener Kompositionen und Arrangements, die sowohl Abdrücke aus Chorälen als auch aus dem Hip-Hop-Genre kultivierten. Die Stücke selbst reichten von bittersüßen Hymnen wie „America the Beautiful“über schwermütige und euphorische Wer- ke wie „Almost“and Knocked out“bis hin zu den Klängen der Liebe von „Sound of Love“. Daneben fanden sogar klassische Elemente etwa nach Johann Sebastian Bach musikalische Erwähnung. Mit dieser sonderbaren Mixtur bewiesen die Musiker aus Übersee und der Region schließlich, dass Jazz keine feste Rezeptur hat. Er verändert sich.
Viel Zeit, die Stücke zusammen zu üben, hatte das Ensemble allerdings nicht. Nur 48 Stunden blieben den Gästen, um sich auf das Konzert in der Mittelschule vorzubereiten. „Am ersten Tag haben wir das Kammermusische abgehakt“, bemerkte Peter Oswald. Die Proben mit der Jugendkapelle folgten am zweite Tag. „Es war eine spannende Zeit“, scherzte der Trompeter.
Spannend ging es auch nach der Pause weiter. Die Musiker stimmten Sinatras „New York“in einer Variante des Szene-Komponisten Gene Pritsker an, der das Stück selbst dirigierte. Es folgte das Walzer-Arrangement „Heteroclite“aus der Feder Dave Taylors und eine Hommage an Jazz-Trompeter Lew Soloff. Einen Höhepunkt fand das Konzert in der Zugabe von „Tirol, Tirol, Tirol“– ein fast anarchisches Stück von Franz Hackl –, für das auch die Jugendkapelle ein weiteres Mal die Instrumente ansetzte.
„Es war nicht kommerziell, aber im besten Sinne eigenartig“, urteilte Tatjana Hauch nach der Veranstaltung. Auch Max Metzger und Freundin Vanessa Lindermayr, die selbst als Querflötistin mitspielte, waren der Meinung: „Einfach mal ganz anders.“Ob die beiden wiederkommen würden? Auf jeden Fall. Und so fand auch dieser Cocktailabend ein Ende – mit dem Versprechen Oswalds: „Nächstes Jahr wird die Angelegenheit noch einmal größer.“