Lieber über die Berge als durch New York
Als begeisterter Marathon-Läufer hat Andreas Greppmeir an mehr als 60 Wettkämpfen teilgenommen. Dabei hat er nicht nur viele Metropolen durchquert. Was ist sein persönliches Ziel?
Mering Andreas Greppmeir läuft aus Leidenschaft. Wie andere Briefmarken sammelt der Meringer Marathons. Inzwischen hat er 64 Wettkämpfe in mehreren Ländern bestritten, darunter acht sogenannte Ultras. Das sind Läufe, die über die gewöhnliche Distanz von 42,195 Kilometern hinausgehen. „Ich laufe, um den Kopf freizubekommen“, erklärt der Polizeibeamte. Nur eine Stunde Sport – und die Probleme des Alltags seien wie verschwunden.
Das zeitliche Ergebnis spielt für Andreas Greppmeir dabei keine Rolle. „Ich tue das aus Spaß an der Freude“, beteuert der 45-Jährige. Früher sei das anders gewesen. Als er vor elf Jahren mit dem Laufen begann, habe er sich die Vier-Stunden-Marke vorgenommen. „Eine Zeit, die jeder Läufer gerne erreichen möchte“, erläutert Greppmeir. Nach drei Wettkämpfen meldeten sich allerdings die Bandscheiben auf sehr unschöne Weise. Der sportliche Ehrgeiz musste zurückstehen, der Hobby-Sportler von seiner persönlichen Wunschzeit abrücken. Er zieht Positives daraus: „Lieber laufe ich langsamer, dafür aber mehrere Wettkämpfe.“Denn das ist sein Ziel: „Ich will die hundert Marathons voll bekommen“, sagt er. Seine Augen glitzern ein wenig.
Für den Polizeibeamten ist der Sport ohnehin mehr Ausgleich zum Büroalltag als Leistungsdisziplin. „Es ist mein Hobby“, bekräftigt er. Ein Hobby, das er mit vielen anderen Läufern seiner Altersklasse teilt. „Inzwischen sind wir eine eingeschworene Clique“, bemerkt er schmunzelnd. Bestimmt fünf Jahre sei es her, dass er bei einem Marathon niemanden kannte. Fast immer treffe er inzwischen auf Freunde. „Dann unterhält man sich, stützt und hilft sich gegenseitig.“Und die Konkurrenz? Die gebe es in dieser Kategorie nicht, sagt Greppmeir. Genauso wenig wie etwa Neid oder Missgunst. „Marathon ist ein Mannschaftssport. Das glauben viele nicht.“Ist aber so. „Wenn man zum Beispiel merkt, dass jemand Probleme bekommt, gibt man ihm eine Salztablette“, so der Athlet.
Seit über einer Dekade läuft Andreas Greppmeir nun schon Mara- thon. Über die Jahre hinweg hat er die Zielbahnen vieler Städte durchquert. Dublin, Wien, Valencia, Stockholm, Berlin, Wexford: Die Liste der Wettkampfbühnen, auf denen Andreas Greppmeir mitmischte, ist lang. „Es ist sicherlich kein billiger Sport“, sagt der 45-Jährige. Neben Anreise, Übernachtung und Verpflegung müsse er ab und an für ein Paar neue Laufschuhe aufkommen. Dazu eine oft hohe Startgebühr: Diese beginne bei 20 Euro, erläutert er. Nach oben hin gebe es kaum Grenzen. Um beim Berlin-Marathon mitmachen zu dürfen, müssen Sportler tief in die Tasche greifen. 150 Euro kostet der Start. Für den Lauf durch New York – Königin unter den Marathons – werde ein Vielfaches davon fällig. Kein Wunder, dass Familie Greppmeir diese Leidenschaft oft mit einer Städtereise verbindet. „Es ist natürlich vorteilhaft, dass die Urlaubsplanung an mir liegt“, flachst Andreas Greppmeir.
Dabei sind es nicht Stadtgebiete, die der Polizeibeamte am liebsten durchläuft. „Ich mag Landschafts- betont er. Gerne auch mit einer Handvoll Hügeln darin – wie etwa beim Montafon-ArlbergMarathon in Österreich. Ob nicht gerade diese Strecken besonders anspruchsvoll sind? Nein, sagt Greppmeir. „Wenn man 42 Kilometer lang auf einer Ebene im gleichen Trott läuft, werden Gelenke und Regionen gleichmäßig und stärker belastet.“Berg und Tal bieten dem Körper dagegen mehr Abwechslung. „Das benötigt selbstverständlich mehr Zeit“, so der Sportler aus Mering.
Ein Lauf, den Andreas Greppmarathons“, meir besonders schätzt, steht kurz bevor. Der Allgäu-Panorama-Marathon findet Mitte August in Sonthofen statt. Die Besonderheit: Hier gesellen sich zur Strecke von 42,195 Kilometern zusätzliche 1500 Höhenmeter. Keine unbedingt leichte Aufgabe, weiß der erfahrene Sportler. Und dennoch: „Der Lauf ist landschaftlich so schön, dass man die Schmerzen vergisst.“Schmerzen? Schmerzen. Denn ab und an zwicke es im Knie, gibt Andreas Greppmeir zu. „Es war aber nie so schlimm, dass es der Behandlung durch einen Arzt bedurfte“, sagt er lachend. Dagegen habe er seinen ersten Marathon vor zehn Jahren überall gespürt. Drei Tage lang konnte der Polizeibeamte Treppenstufen nur rückwärts erklimmen. So heftig sei es heute nicht mehr. „Nach dem Duschen ist wieder alles okay“, sagt der 45-Jährige augenzwinkernd. Als Sportler läuft man dem Schmerz entgegen. Ob er auch vor etwas davonläuft? Das höre er oft, sagt Greppmeir und lacht. „Ich laufe vor nichts davon. Ich bin glücklich verheiratet.“
„Marathon ist ein Mannschaftssport. Man hilft sich gegenseitig.“