Friedberger Allgemeine

Jazzig geht das Wunderkind auf Reise

Das Fakstheate­r begleitet mit modernen Tönen Wolfgang Amadé auf Europatour

- VON ALOIS KNOLLER

Auf die Bühne flattert eine Postkarte. Aus Salzburg. Wer mag sie abgeschick­t haben? Karla und ihre drei Musiker gehen der Sache auf den Grund. Bald befinden sie sich mitten in einer spannenden Geschichte von einem Wunderkind, das im Alter von sieben Jahren mit seiner Familie auf Europatour ging, die drei Jahre dauerte: Wolfgang Amadé Mozart. Wenn das Wunderkind heute lebte, was würde es tun? Wäre Amadé ein Rapper oder Rocker oder TechnoFan? Für Karla gibt es nur eine Antwort: „Er würd’ in einer Jazzband spielen!“

Den Beweis treten Josef Holzhauser (Gitarre), Rene Haderer (Bass) und Harry Alt (Schlagzeug) im Lauf der nächsten Stunde an. „Wunderkind­reise“heißt das neue Jazzmusiks­tück des Fakstheate­rs. Was diese Tausendsas­sas mit ihren Instrument­en nicht alles können: Sie spielen mit verbundene­n Augen – sogar zu dritt mit 30 Fingern auf einer Gitar- re. Sie improvisie­ren spontan auf das Lied, das ihnen die kleinen Zuschauer vorsingen. Sie drehen wunderlich synchron drei Spieluhren. Und immer blitzen Motive Mozarts aus ihrem Jazzen heraus.

So hat’s auch das Wolferl gemacht auf seiner Tour zwischen 1763 und 1766 in die Paläste von Königen und Kaiser. Papa Leopold hat in seinen Briefen alles genau aufgeschri­eben. Schauspiel­erin Karla Andrä besucht mit den Kindern noch einmal die Schauplätz­e der Reise: Augsburg, Schwetzing­en, Paris, London, Den Haag … Vom Rumpeln der Kutsche muss ihm der Hintern wehgetan ha- ben. Das Geld war immer knapp und noch dazu galt nach jeder Grenze eine andere Währung. Die gepuderten Perücken waren lausig und muffig. Bunt und originell kleidete einen dagegen die Pariser Mode, die Johanna Waltl in ihren Kostümen nachvollzo­g.

Immer wieder flattert Karla ein Zettel vor die Füße – in Paris sogar in das Baguette eingebacke­n – und das Miniklavie­r reist weiter. Karla erzählt, Karla singt, Karla tanzt. Und das Jazztrio findet stets die richtigen Töne und Takte dazu. Sogar Amadés erste Sinfonie klingt auf der Gitarre in ihren Themen an. Wahnsinnig spannend spielt sich die Überfahrt nach England ab: Ein Papierboot will auf der wogenden Handtromme­l ausbalanci­ert werden. Wenn Schwester Nannerl an Typhus auf den Tod erkrankt, weint der Blues. Am Ende wird es ganz still, als das Wolferl daheim in Salzburg in sein Bett sinkt und die Band ihm leise das Nachtlied singt: „Bona Nox, bist a rechter Ochs“.

Die Kinder lassen sich verzaubern von der Magie der Szenen, die Ute Legner in einem harmonisch­en Fluss aufbaute, und mitreißen vom vertrackte­n Rhythmus der Jazzstücke. Wenn’s Geld schneit, stürmen sie die Bühne. Bis zum Ende sitzen sie jedoch aufmerksam in ihren Stühlen, lauschen den köstlich frechen Versen, die Cornelia Boese im Stil des Kindskopfs gereimt hat, und singen selber bekannte Lieder mit.

Die „Wunderkind­reise“als Jazzkonzer­t für Kinder will das Fakstheate­r im Herbst als CD produziere­n. Wieder aufgenomme­n wird es zur Eröffnung des Mozartfest­s für Kinder am 13./14. Mai 2018. Vorher wird es beim Wendelstei­n-Jazzfestiv­al 2018 schon erklingen.

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Foto: Frauke Wichmann Im neuen Stück des Fakstheate­r geht es um Wolfgang Amadeus Mozart. Karla Andrä und das Jazztrio nehmen ihr junges Publikum mit auf die „Wunderkind­reise“.

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