Friedberger Allgemeine

Im Rosenausta­dion fiebern britische Fans mit

Regisseur Marcus H. Rosenmülle­r dreht für den Kinofilm über den Torhüter Bert Trautmann in der Rosenau und im Karl-Mögele-Stadion. Warum die Crew die Bedingunge­n schätzt und sich ein Komparse besonders freut

- VON INA KRESSE

Die britischen Sportrepor­ter in der Glaskabine im Rosenausta­dion toben. Dabei kicken unten auf dem Spielfeld nur vier Komparsen. Im Film wird es so aussehen, als ob die Reporter das spannende Finale zwischen Manchester City und Birmingham City 1956 im WembleySta­dion verfolgen. Bis Montag noch werden in Augsburg Teile des Kinofilms über Bernhard „Bert“Trautmann gedreht, dem deutschen Torhüter, der einst in England zu einer Legende wurde. Trotz Genickbruc­h rettete er ManCity den Sieg. Als Drehort wurde nicht nur das Rosenausta­dion ausgesucht.

Ein Shuttle-Service fährt Mitglieder der 150-köpfigen Filmcrew sowie Komparsen zwischen der Rosenau und dem Karl-Mögele-Stadion für die Dreharbeit­en hin und her. Denn beide Fußballare­nen haben Eigenschaf­ten, die für die Authentizi­tät der 50er Jahre wichtig sind, wie Herstellun­gsleiter Thomas Blieninger erklärt. „Im Rosenausta­dion ist es die Zuschauert­ribüne, die aussieht wie früher. Das Mögele-Stadion hingegen hat eine Aschebahn, die historisch anmutet.“Für das Team um den bayerische­n Regisseur Marcus H. Rosenmülle­r („Wer früher stirbt, ist länger tot“) ist Augsburg ein Glücksgrif­f.

Man kann hier abseits der Öffentlich­keit in Ruhe drehen, sagt Produzent Robert Marciniak. „Es gibt hier noch nicht einmal Fluglärm, wie in München oder Belfast.“Die Aufnahmen über das Manchester von früher wurden bereits in Nordirland gemacht. Der Dreh an der Pferderenn­bahn in München-Riem musste verschoben werden. Kurz zuvor hatte dort eine Veranstalt­ung stattgefun­den. Danach war der Rasen kaputt. „Wir mussten ihn erst wieder ansäen“, berichtet der Produzent von dem Malheur. In Augsburg aber laufe bislang alles perfekt. Das merkt man Rosenmülle­r an, der sich am Set allen gut gelaunt als „Rosi“vorstellt.

Ganz oben auf der Tribüne gibt der Rosi also in T-Shirt, Shorts und Turnschuhe­n Anweisunge­n über das Mikrofon. Von den Szenen hat der Regisseur genaue Vorstellun­gen. Auch welchen Spielzug die vier Fußballer gerade zu machen haben. Zwar werden die jungen Männer auf dem Spielfeld nicht gefilmt, wohl aber die Reaktionen der Zuschauer auf der Tribüne. Die Komparsen bewegen intuitiv ihre Köpfe zum Spiel mit. Rund 300 Frauen und Männer aus Augsburg und der Region wurden für die Dreharbeit­en gecastet.

Ein Teil von ihnen ist am Freitag im Rosenausta­dion. Die wenigsten kannten Bert Trautmann und dessen emotionale Lebens- und Liebesgesc­hichte. „Ich musste sie erst im Internet nachlesen“, gesteht der 67-jährige Heribert Schilling aus Gersthofen. Komparsenk­ollege Günter Winter hingegen weiß noch genau, wie er als zehnjährig­er Bub das legendäre Finale von 1956 beim Schwager seines Vaters im Fernsehen ansehen durfte. Die Familie aus Harburg im Donau-Ries war eine der wenigen, die damals einen Fernseher hatte. „Ich sah den Zweikampf und wie Trautmann plötzlich da lag. Für mich hatte er sehr lange auf dem Rasen gelegen, bis er wieder spielte. Aber da wusste man auch noch nichts von seinem Genickbruc­h“, erinnert sich der 70 Jahre alte Winter. Für den Harbur- der selbst noch aktiv in der Hobbymanns­chaft „Donauwörth­er Mondspritz­er“spielt, ist es großartig, Teil der Dreharbeit­en zu sein. „Für mich war es schon immer ein Traum, einmal im Wembley-Stadion zu stehen“, sagt er und lacht. Sein Traum hat sich in diesen Tagen so gesehen erfüllt. Auch wenn es im wahren Leben halt „nur“die Rosenau ist.

In der Rolle des deutschen Torwarts Bert Trautmann ist David Kross zu sehen. Der junge Schauspiel­er ist spätestens seit der Verfilmung von „Der Vorleser“mit Kate Winslet bekannt. Zwei Szenen mit ihm im Rosenausta­dion sind heute schon im Kasten. „Wie ich nach dem Spiel mit gebrochene­m Genick zurück in die Katakomben komme und dort kollabiere“, beschreibt Kross eine davon. Auch der Darsteller, der selbst Fußball spielte, hatte bis zu seiner neuen Rolle nie etwas von Bert Trautmann gehört.

Die Figur des Fußballers, der zum Ende des Zweiten Weltkriege­s in britische Kriegsgefa­ngenschaft geriet und dann als „Nazi-Torwart“anfangs bei den Fans verhasst war, findet er spannend. Ob der FC Augsburg noch in der Bundesliga spiele und wie die Stimmung im neuen Stadion sei, will der Darsteller außerdem wissen. Dann muss Kross weiter ins Karl-Mögele-Stadion, wo die „echten“Fußballsze­ger, nen gefilmt werden. Der Schauspiel­er hat dafür extra ein viermonati­ges Torwart-Training genommen. Die Szene mit der Queen, die beim Finale damals dabei war, wird übrigens nicht in der Rosenau gedreht. Im Film werden dafür alte Wochenscha­uberichte eingeblend­et. Der Film kommt laut Aussagen am Set nicht vor Herbst 2018 in die Kinos.

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Fotos (2): Jürgen Olczyk In diesen Tagen wird das Rosenausta­dion zum Wembley Stadion von 1956. Dort wird für den Kinofilm über den deutschen Torwart Bert Trautmann gedreht. An die 300 Kom parsen aus Augsburg und der Region wurden für den Film gecastet – und, wie man sieht,...

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