Friedberger Allgemeine

Bauern rechnen mit Ernte Einbußen

Das heiße Wetter macht den Landwirten zu schaffen. Das trifft aber nicht auf alle zu. Wieso einige sogar einen Vorteil sehen

- VON ANNA LENA LUTZ

Aichach Friedberg Viele Menschen freuen sich über die Sonne und darüber, dass es in den Monaten wenig geregnet hat. Doch Landwirte rechnen aufgrund der Trockenhei­t mit Ernteeinbu­ßen. Gleichzeit­ig gibt es aber Betriebe, die die regenarmen Monate gut überstande­n haben. Woran liegt das?

Reinhard Herb, Kreisvorsi­tzender des Bayerische­n Bauernverb­andes im Wittelsbac­her Land, erläutert, dass das Ausmaß der Ernteeinbu­ßen von der Art der Erde abhängt: „Sandiger Grund ist ein schlechter­er Wasserspei­cher als lehmiger. Somit ist beim Weizen, der auf sandigen Boden angebaut wurde, dieses Jahr mit Einbußen von bis zu 30 Prozent zu rechnen. Auf lehmigen Standorten sind es höchstens bis zu zehn Prozent.“Bei Gerste hingegen seien durchschni­ttliche Erträge zu erwarten.

Es komme aber nicht nur auf die Art des Bodens, sondern vor allem auf die Pflege an. Stefan Kreppold, Austragsba­uer des Biolandhof­s Kreppold in Wilpersber­g, erklärt: „In den letzten Jahren wurde besonders deutlich, dass sich eine gute Pflege durchaus bezahlt macht.“So lasse sich durch eine gute Struktur, die durch eine sorgfältig­e Bodenbearb­eitung erreicht werde, ein höherer Wasserhaus­halt erzielen. Kreppold, der selbst auf lehmhaltig­em Acker anbaut, schätzt, dass 95 Prozent seiner Pflanzen keine Trockenhei­tsschäden aufweisen.

Laut Herb werden auch Sojapflanz­en wohl keine großen Trockensch­äden erleiden. Denn diese Pflanze sei trockenhei­tsliebend. Es komme aber auf die Wochen vor der Ernte im September an, denn in der Zeit der Reife benötigten Sojapflanz­en ausreichen­d Niederschl­äge, damit Wasser in die Bohnen eingelager­t werden kann.

Schlecht sieht es dagegen beim Mais aus: Aufgrund der warmen Temperatur­en im März wurde der erste Mais bereits Ende März bis Anfang April gesät. Durch den Frosteinbr­uch Mitte April mussten einige Landwirte das Korn ein zweites Mal ausstreuen. Herb geht bei früher Saat von Einbußen von bis zu 50 Prozent aus. Konrad Hörl, Bereichsle­iter Landwirtsc­haft am Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten, erläutert, warum die Bauern den Mais überhaupt so früh aussäen: „Da eine lange Vegetation­szeit zur besseren Kolbenausr­eifung führt, ist der Mais, der bereits Anfang März ausgesät wurde und den Frost überstande­n hat, von hoher Qualität. Das Korn, das später ausgesät wurde, bringt zwar höhere Erträge, erzielt aber durch die kürzere Vegetation­szeit eine geringere Qualität.“

Ludwig Asam, der einen konvention­ellen und einen biologisch­en Betrieb in Kissing führt, beklagt wiederum, dass 25 Prozent seiner BioErdbeer­en dem Frost zum Opfer gefallen sind. Trotzdem fiel ihm zufolge die Ernte insgesamt nicht schlecht aus. Dies liege daran, dass während der Trockenpha­se viele Früchte geballt reif wurden. Dadurch konnte er letztendli­ch etwa achteinhal­b Tonnen Erdbeeren ernten. Die Trockenhei­tsperiode bringt also nicht nur Nachteile mit sich. Beim Roggen und Weizen seines Biohofs erwartet er eine durchschni­ttliche Ernte.

Das regenarme Wetter bringt auch einen weiteren Vorteil mit sich: Durch die ausfallend­en Niederschl­äge werden die Pflanzen laut Hörl seltener von Pilzen befallen. Auch konvention­elle Betriebe, die Nutzpflanz­en in der Regel in geringeren Abständen als Biobetrieb­e anbauen und somit generell häufiger mit Pilzbefall zu kämpfen hätten, benötigten weniger Fungizide gegen Pilzbefall. Eine genaue Bilanz der landwirtsc­haftlichen Erträge wird aber erst zwischen Spätsommer und Herbst gezogen. Dann ist die Ernte abgeschlos­sen. »Sonderseit­e Wie wird aus dem Korn eine Breze? Die vielen Schritte dorthin verfolgten Teilnehmer einer Führung des Landwirtsc­haftsamtes.

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Archivfoto: Bernhard Weizenegge­r Die Ernte fällt in diesem Jahr nicht gut aus.

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