Friedberger Allgemeine

Zurück zur Natur im Donaumoos

Das Niedermoor „Schorner Röste“an der Landkreisg­renze zwischen Pöttmes und Ehekirchen soll jetzt renaturier­t werden

- VON NICOLE SIMÜLLER

Aichach Friedberg/Pöttmes Früher war das Donaumoos ein unzugängli­cher Sumpf. Im Dreieck zwischen Schrobenha­usen, Ingolstadt und Neuburg erstreckt sich das Gebiet über rund 180 Quadratkil­ometer. 260 Hektar davon reichen in den Markt Pöttmes. Als Menschen die Böden Ende des 18. Jahrhunder­ts entwässert­en, um sie zu besiedeln und landwirtsc­haftlich zu nutzen, machte sich über den ökologisch­en Wert der Flächen noch niemand Gedanken.

Jetzt aber, da bereits mehr als ein Drittel der Moorfläche und vor allem im nördlichen Bereich durchschni­ttlich drei Meter Moorhöhe verloren sind, setzt ein Umdenken ein. Denn mit dem Moor geht nicht nur Lebensraum für seltene Tiere und Pflanzen verloren, sondern auch ein wichtiger Wasserspei­cher. Im Donaumoos wird deutlich, was passiert, wenn ein Moor diese Funktion verliert: Weite Flächen werden bei starkem Regen überschwem­mt. Mit schwindend­en Moorfläche­n zersetzt sich zudem das darin konservier­te pflanzlich­e Material, und Kohlenstof­f wird frei. Wie viel, machte Michael Hafner vom Donaumoos-Zweckverba­nd im Pöttmeser Marktgemei­nderat deutlich, als es dort in der vergangene­n Woche um die Renaturier­ung des Moores ging: Jährlich löst sich im Donaumoos eine 1,5 Zentimeter hohe Torfschich­t buchstäbli­ch in Luft auf. Dadurch werden über 400000 Tonnen schädliche­s Kohlendiox­id sowie Lachgas und Methan freigesetz­t. Moore machen laut Hafner fünf Prozent des Treibhausg­aseffekts aus.

Der Markt Pöttmes will gemeinsam mit dem Zweckverba­nd und den Grundstück­seigentüme­rn das Donaumoos renaturier­en – zumindest den Ausläufer, der auf Pöttmeser Gebiet reicht. Dass eine stärkere Wiedervern­ässung des Bodens möglich ist, hat eine Machbarkei­tsstudie der Regierung von Schwaben ergeben. Wie das bewerkstel­ligt werden soll, entscheide­n ab Herbst Arbeitsgru­p- pen, in denen alle Betroffene­n an einem Tisch sitzen: Dazu zählen neben den Landwirten unter anderem Wasserwirt­schaft, Gemeinden sowie Naturund Tierschütz­er. Im Pöttmeser Marktgemei­nderat erläuterte­n Vertreter von Regierung, Zweckverba­nd und Landratsam­t Neuburg-Schrobenha­usen das weitere Vorgehen. Mehrfach betonten sie, niemandem solle etwas aufgezwung­en werden. Willi Riß vom Landratsam­t Neuburg-Schrobenha­usen und zugleich Geschäftsf­ührer des DonaumoosZ­weckverban­ds sagte: „Bisher haben wir alles nach dem Prinzip Freiwillig­keit gemacht. Das soll so bleiben.“Eine „nasse Enteignung“werde es nicht geben. Damit spielte er auf mögliche Vorbehalte unter Landwirten an. Sie sind im Projektgeb­iet „Schorner Röste“die größten Grundeigen­tümer und leben von ihren Flächen. Eine Wiedervern­ässung kommt bei allen ökologisch­en Vortei- len nicht jedem gelegen. Gemeindera­t Xaver Tyroller (CWG) forderte daher, so bald wie möglich auf die Landwirte zuzugehen. Rund drei Viertel der Flächen sind Michael Hafner zufolge Grünland, ein weiteres Fünftel Ackerland, der Rest besteht aus Wald, Gehölz oder sonstigem. Um die Renaturier­ung attraktive­r zu machen, lockt der Staat mit Fördergeld­ern von bis zu 90 Prozent. Bürgermeis­ter Franz Schindele warb dafür, dem Projekt eine Chance zu geben und die Landwirte von Anfang an einzubezie­hen. Die Renaturier­ung werde ein langer Prozess sein. Von vereinzelt­en Nachfragen abgesehen, kam es im Gemeindera­t zu keiner Diskussion. Hafner zufolge sind im Raum Pöttmes, Schorn und Grimolzhau­sen die Moorfläche­n immer noch über vier Meter stark. „Es ist nicht so, dass (nach einer Wiedervern­ässung, Anm. d. Red.) alles nicht mehr nutzbar ist“, so Hafner. Bei einem Projekt in Langenmose­n (Kreis Neuburg-Schrobenha­usen) etwa würden Torfersatz­stoffe angebaut.

Richard Schöttner von der Regierung von Schwaben, die mit dem Dattenhaus­er Ried im Landkreis Dillingen ein ähnliches Projekt betreut hat, berichtete von skeptische­n Stimmen vor der Renaturier­ung. „Jetzt sind die Leute dort begeistert, wie sich das Gebiet entwickelt hat.“Michael Hafner und Willi Riß sprachen Pöttmes ein Lob aus. Der Markt ist seit 1999 freiwillig­es Mitglied im Donaumoos-Zweckverba­nd. Damit sei er die einzige Randgemein­de, die ihre Verantwort­ung für die Unterliege­r anerkenne, so Hafner. Neben Pöttmes haben die Gemeinde Ehekirchen sowie die Landkreise Aichach-Friedberg und Neuburg-Schrobenha­usen ihre Unterstütz­ung zugesagt. Die Schorner Röste, so Riß, könne „ein Vorzeigepr­ojekt in Klimaschut­z und Moorkörper­schutz“werden.

 ?? Symbolfoto: Silvia Eckert Wagner ?? Weite Flächen, moorige Böden – das Donaumoos ist eine ganz eigentümli­che Landschaft. Nun soll auch die Schorner Röste rena turiert werden.
Symbolfoto: Silvia Eckert Wagner Weite Flächen, moorige Böden – das Donaumoos ist eine ganz eigentümli­che Landschaft. Nun soll auch die Schorner Röste rena turiert werden.
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