Zurück zur Natur im Donaumoos
Das Niedermoor „Schorner Röste“an der Landkreisgrenze zwischen Pöttmes und Ehekirchen soll jetzt renaturiert werden
Aichach Friedberg/Pöttmes Früher war das Donaumoos ein unzugänglicher Sumpf. Im Dreieck zwischen Schrobenhausen, Ingolstadt und Neuburg erstreckt sich das Gebiet über rund 180 Quadratkilometer. 260 Hektar davon reichen in den Markt Pöttmes. Als Menschen die Böden Ende des 18. Jahrhunderts entwässerten, um sie zu besiedeln und landwirtschaftlich zu nutzen, machte sich über den ökologischen Wert der Flächen noch niemand Gedanken.
Jetzt aber, da bereits mehr als ein Drittel der Moorfläche und vor allem im nördlichen Bereich durchschnittlich drei Meter Moorhöhe verloren sind, setzt ein Umdenken ein. Denn mit dem Moor geht nicht nur Lebensraum für seltene Tiere und Pflanzen verloren, sondern auch ein wichtiger Wasserspeicher. Im Donaumoos wird deutlich, was passiert, wenn ein Moor diese Funktion verliert: Weite Flächen werden bei starkem Regen überschwemmt. Mit schwindenden Moorflächen zersetzt sich zudem das darin konservierte pflanzliche Material, und Kohlenstoff wird frei. Wie viel, machte Michael Hafner vom Donaumoos-Zweckverband im Pöttmeser Marktgemeinderat deutlich, als es dort in der vergangenen Woche um die Renaturierung des Moores ging: Jährlich löst sich im Donaumoos eine 1,5 Zentimeter hohe Torfschicht buchstäblich in Luft auf. Dadurch werden über 400000 Tonnen schädliches Kohlendioxid sowie Lachgas und Methan freigesetzt. Moore machen laut Hafner fünf Prozent des Treibhausgaseffekts aus.
Der Markt Pöttmes will gemeinsam mit dem Zweckverband und den Grundstückseigentümern das Donaumoos renaturieren – zumindest den Ausläufer, der auf Pöttmeser Gebiet reicht. Dass eine stärkere Wiedervernässung des Bodens möglich ist, hat eine Machbarkeitsstudie der Regierung von Schwaben ergeben. Wie das bewerkstelligt werden soll, entscheiden ab Herbst Arbeitsgrup- pen, in denen alle Betroffenen an einem Tisch sitzen: Dazu zählen neben den Landwirten unter anderem Wasserwirtschaft, Gemeinden sowie Naturund Tierschützer. Im Pöttmeser Marktgemeinderat erläuterten Vertreter von Regierung, Zweckverband und Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen das weitere Vorgehen. Mehrfach betonten sie, niemandem solle etwas aufgezwungen werden. Willi Riß vom Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen und zugleich Geschäftsführer des DonaumoosZweckverbands sagte: „Bisher haben wir alles nach dem Prinzip Freiwilligkeit gemacht. Das soll so bleiben.“Eine „nasse Enteignung“werde es nicht geben. Damit spielte er auf mögliche Vorbehalte unter Landwirten an. Sie sind im Projektgebiet „Schorner Röste“die größten Grundeigentümer und leben von ihren Flächen. Eine Wiedervernässung kommt bei allen ökologischen Vortei- len nicht jedem gelegen. Gemeinderat Xaver Tyroller (CWG) forderte daher, so bald wie möglich auf die Landwirte zuzugehen. Rund drei Viertel der Flächen sind Michael Hafner zufolge Grünland, ein weiteres Fünftel Ackerland, der Rest besteht aus Wald, Gehölz oder sonstigem. Um die Renaturierung attraktiver zu machen, lockt der Staat mit Fördergeldern von bis zu 90 Prozent. Bürgermeister Franz Schindele warb dafür, dem Projekt eine Chance zu geben und die Landwirte von Anfang an einzubeziehen. Die Renaturierung werde ein langer Prozess sein. Von vereinzelten Nachfragen abgesehen, kam es im Gemeinderat zu keiner Diskussion. Hafner zufolge sind im Raum Pöttmes, Schorn und Grimolzhausen die Moorflächen immer noch über vier Meter stark. „Es ist nicht so, dass (nach einer Wiedervernässung, Anm. d. Red.) alles nicht mehr nutzbar ist“, so Hafner. Bei einem Projekt in Langenmosen (Kreis Neuburg-Schrobenhausen) etwa würden Torfersatzstoffe angebaut.
Richard Schöttner von der Regierung von Schwaben, die mit dem Dattenhauser Ried im Landkreis Dillingen ein ähnliches Projekt betreut hat, berichtete von skeptischen Stimmen vor der Renaturierung. „Jetzt sind die Leute dort begeistert, wie sich das Gebiet entwickelt hat.“Michael Hafner und Willi Riß sprachen Pöttmes ein Lob aus. Der Markt ist seit 1999 freiwilliges Mitglied im Donaumoos-Zweckverband. Damit sei er die einzige Randgemeinde, die ihre Verantwortung für die Unterlieger anerkenne, so Hafner. Neben Pöttmes haben die Gemeinde Ehekirchen sowie die Landkreise Aichach-Friedberg und Neuburg-Schrobenhausen ihre Unterstützung zugesagt. Die Schorner Röste, so Riß, könne „ein Vorzeigeprojekt in Klimaschutz und Moorkörperschutz“werden.