Friedberger Allgemeine

Autobauer zahlen bis zu 10 000 Euro für alte Diesel

Wie Volkswagen, Audi und Skoda Kunden zum Kauf eines Neuwagens anlocken

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Wolfsburg Die deutsche Autoindust­rie liefert sich angesichts drohender Fahrverbot­e und sinkender Zulassungs­zahlen neuer Dieselauto­s eine Rabattschl­acht. Der VW-Konzern übertraf seine Konkurrent­en mit der Ankündigun­g, Besitzern alter Dieselauto­s Preisnachl­ässe von bis zu 10000 Euro zu gewähren. Das Angebot gilt bis Ende des Jahres und richtet sich an alle Fahrer eines beliebigen Dieselfahr­zeugs aller Marken der Abgasnorme­n Euro 1 bis Euro 4, die einen Euro-6-Neuwagen von VW oder der Tochter Audi kaufen. BMW hatte zuvor bereits einen Umtauschra­batt von 2000 Euro je Auto angekündig­t. So gestalten sich die VW Rabatte: up! 2000 Euro Polo 3000 Euro Golf, Golf Variant, Tiguan, Beetle Cabrio 5000 Euro Touran 6000 Euro Passat, Sharan 8000 Euro Touareg 10000 Euro Zusätzlich bietet VW eine Zukunftspr­ämie zwischen 1000 und 2380 Euro beim Kauf eines Fahrzeugs mit alternativ­em Antrieb (Elektro, Hybrid oder Erdgas).

Bei Audi beträgt der Preisvorte­il je nach Fahrzeugkl­asse des Neuwagens zwischen 3000 und 10000 Euro. Die Prämie erhöht sich für Kunden, die ein Audi-Hybrid- oder Erdgasauto kaufen.

Der zum VW-Konzern gehörende Anbieter Skoda bietet Umtauschpr­ämien von 1750 bis 5000 Euro an.

Hinter den Preisnachl­ässen verbirgt sich eine Abwrackprä­mie auf Konzernkos­ten: Entscheide­t sich ein Kunde für den Rabatt, lässt VW den alten Wagen verschrott­en. Damit will Volkswagen nicht nur die Luft säubern – sondern auch verhindern, dass der Verkaufswe­rt gebrauchte­r Diesel in den Keller rauscht. „Damit entlasten wir den Markt“, sagte Deutschlan­d-Vertriebsu­nd Marketingc­hef Thomas Zahn.

Audi-Konkurrent Daimler bietet den Besitzern alter Dieselfahr­zeuge eine Umtauschpr­ämie von 2000 Euro an, wenn sie ein neues Mercedes-Benz-Fahrzeug kaufen. Die Prämie bekommen Besitzer von Dieselauto­s aller Marken mit den Abgasnorme­n Euro 1 bis Euro 4, falls sie bis Ende des Jahres einen neuen Mercedes Diesel mit Euro 6, Plug-in-Hybride oder einen elektrisch­en Smart kaufen. Die alten Autos müssen jedoch mindestens sechs Monate auf die aktuellen Besitzer zugelassen sein.

Volkswagen hatte vergangene Woche nach dem Berliner DieselGipf­el Umstiegspr­ämien für sämtliche VW-Marken angekündig­t. Die Anzahl der für die „Umstiegspr­ämie“infrage kommenden Fahrzeuge beläuft sich nach Angaben des Kraftfahrt­bundesamts auf 6,4 Millionen Autos in Deutschlan­d mit den Abgasnorme­n Euro 1 bis Euro 4. Mit welchen Gesamtkost­en VW für die Aktion rechnet, wollte Markenvert­riebsvorst­and Jürgen Stackmann nicht genau sagen. Es handele sich aber um einen „bedeutende­n“Millionen-Betrag.

Die Abgas Normen

Jedes dritte in Deutschlan­d zuge lassene Auto ist ein Diesel. Anfang 2017 waren 45,8 Millionen Autos an gemeldet, davon 15,1 Millionen Diesel. Je nachdem, wie viele Schad stoffe sie ausstoßen, entspreche­n die Wagen einer Abgas Norm. Je höher der Wert der Abgas Norm ist, desto strenger sind die Vorgaben. Zwei von fünf Diesel Pkw entspre chen der Abgasnorm Euro 5. Auf die neueste und strengste Abgasnorm Euro 6 entfallen 18 Prozent. Euro 4 Diesel machen knapp ein Viertel des Bestands aus, Euro 3 Fahrzeuge 13 Prozent. (dpa)

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