Randale auf Party hat Folgen
Streifen beenden Veranstaltung mit Pfefferspray. Nun tritt die Polizei Vorwürfen Jugendlicher entgegen, das sei übertrieben gewesen. Die Gastgeberin entschuldigt sich bei den Nachbarn – und einer lernt gar nichts
Wulfertshausen Es war ein schwieriger Gang: Die 18-Jährige, deren Geburtstagsparty am Wochenende völlig entgleiste, entschuldigte sich zwischenzeitlich persönlich bei den Nachbarn in Wulfertshausen. Diese hatten wegen Lärmbelästigung die Polizei gerufen. Als die Jugendlichen sich den Beamten gegenüber aggressiv zeigten, setzten diese Pfefferspray ein. Das halten Jugendliche und deren Eltern für unverhältnismäßig. Ein 18-Jähriger erzählt: „Ich habe mich gefühlt wie ein Insekt. Mir wurde unvermittelt direkt ins Gesicht gesprüht und noch weiter, als ich bereits in Schutzhaltung am Boden kauerte, auf Rücken, Haare und Nacken.“Auch seine Mutter zeigt sich „erschüttert“: „Ich habe erwartet, dass die Polizei besonnen reagiert, mit den Jugendlichen kommuniziert und nicht gleich Gewalt anwendet.“Sie habe ihren Sohn am Montag zum Arzt gefahren, da er immer noch unter den Folgen des Pfeffersprays leide. Ihr Vertrauen in die Polizei sei massiv beeinträchtigt. Ihr Sohn werde mit weiteren Betroffenen Anzeige gegen den Beamten erstatten.
Peter Zimmermann, stellvertretender Leiter der Polizeidienststelle Friedberg, kontert: „Wir hatten unseren Dienstgruppenleiter vor Ort, der ein erfahrener Polizist ist und als sehr besonnen gilt.“Von den beiden Beamten, die in Wulfertshausen im Einsatz waren, sei keiner „übers Ziel hinausgeschossen“. Schon beim ersten Eintreffen um Mitternacht hätten sie festgestellt, dass nicht nur die Musik voll aufgedreht war, sondern sich auch 40 junge Erwachsene betrunken und laut grölend in und vor dem Gebäude aufhielten. „Es ist doch klar, dass wir zunächst das Gespräch suchen“, sagt Zimmermann. „Wir steigen nicht einfach aus dem Auto, zücken das Pfefferspray und sprühen wild um uns.“Angewandt werden dürfe dieses nur, wenn keine anderen Maßnahmen mehr grei- „Unsere Beamten wurden von jungen Erwachsenen umringt, angepöbelt und sogar geschubst, als sie beim zweiten Eintreffen nochmals um Ruhe baten“, erklärt er. Einer der Polizisten hatte vor, den Verstärker der Musikanlage mitzunehmen, das wollten die Jugendlichen verhindern. „In so einer Situation sahen sich die Beamten selbst gefährdet“, schildert der Polizeihauptkommissar.
Für den 18-Jährigen stellt sich die Situation anders dar: „Wir wollten nur den Namen und den Ausweis des Beamten sehen, damit wir wissen, nach wem wir fragen müssen, wenn wir den Verstärker wiederhaben wollen.“Dies sei nicht erfolgt. Auch habe ein Beamter einen Jugendlichen umgeschubst, der auf Krücken in der Nähe des Ausgangs gestanden sei. Er wisse bis heute noch nicht, warum er mit Pfefferspray besprüht wurde. Die Jugendlichen seien es auch gewesen, die die Polizisten aus Augsburg herbeiriefen: „Wir wollten Klärung.“
Zimmermann zeigt Verständnis für Jugendliche, die feiern wollen. Doch ihm fehle der Respekt gegenüber der Polizei, die für Recht und Ordnung sorgt. Die Jugendlichen erwarte eine Anzeige wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt, Beleidigung und Körperverletzung. Das Strafmaß könne eine Geldbuße oder Sozialdienst sein. „Statt sich jetzt in der Presse zu rechtfertigen, wäre eine Entschuldigung angebracht gewesen“, so Zimmermann.
Konsequenzen aus dem Vorfall zieht auch die Tennisabteilung des SV Wulfertshausen. Der Vorstand habe beschlossen, das Klubheim nicht mehr an Nicht-Vereinsmitglieder zu vermieten, kündigte Dietmar Wendling an. Als Mitglied der Abteilungsleitung betont er, dass es sich nicht um eine Veranstaltung des Vereins gehandelt habe; auch sei die Gastgeberin kein Mitglied. Man habe das Gebäude bislang ab und an an Interessenten vermietet, die einen guten Eindruck machen. Das sei auch bei dem Mädfen. chen der Fall gewesen; die Eltern seien sogar beim Anmieten dabei gewesen. Nach Wendlings Informationen entgleiste die Party wegen nicht geladener Gäste, die bereits betrunken ankamen.
Der jungen Frau droht wegen der Lärmbelästigung ein Bußgeld der Stadt Friedberg. Solche Bußgelder werden nach Angaben von Kommunalreferent Wolfgang Basch nur in Ausnahmefällen verhängt, können jedoch bis zu 2500 Euro betragen. Die Stadt betrachte dabei den jeweiligen Einzelfall sorgfältig. Apropos besonderer Fall: Wenig einsichtig zeigte sich ein Partygast, dessen Autoschlüssel am Sonntag sichergestellt worden war, damit er sich nicht betrunken hinters Steuer setzt. Wie die Polizei mitteilte, kam er montags zur Inspektion, um seinen Schlüssel wieder abzuholen. Auch diesmal stand er unter Drogen – und so wurde der Schlüssel weitere 24 Stunden verwahrt. Zudem droht ihm Anzeige nach dem Betäubungsmittelgesetz. »Kommentar