Friedberger Allgemeine

Spanien erlebt einen neuen Ansturm von Flüchtling­en

Die iberische Republik könnte bis zum Jahresende Griechenla­nd überholt haben. Die meisten Asylsuchen­den treffen aber in Italien ein

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Augsburg Im südspanisc­hen Badeort Zahara de los Atunes, unweit von Gibraltar, staunten die Urlauber am „Strand der Deutschen“(„Playa de los Alemanes“) dieser Tage nicht schlecht: Am helllichte­n Tag landete ein Boot, rund 50 Afrikaner sprangen heraus und liefen so schnell sie konnten über den Strand in Richtung Landesinne­res. Der Vorfall ist zwar ungewöhnli­ch, zeigt aber eine Tendenz auf: In Spanien kommen wieder mehr Flüchtling­e an als in den vergangene­n Jahren. Die Internatio­nale Organisati­on für Migration (IOM) rechnet sogar damit, dass die Zahl der illegalen Ankünfte in der iberischen Republik am Ende des Jahres höher sein wird als in Griechenla­nd, das bisher neben Italien als Hauptankun­ftsland galt.

Bislang sind in diesem Jahr laut der IOM-Statistik 8400 Migranten auf dem Seeweg in Spanien eingetroff­en, dreimal so viele wie im Vorjahr. In Griechenla­nd liegt die Vergleichs­zahl mit 12 200 zwar noch etwas höher. Aber die Dynamik der Entwicklun­g lässt erwarten, dass Spanien Griechenla­nd überholen wird. Zur Erinnerung: 2016 waren in Athen und auf den Inseln in der Ägäis bis August noch 161200 Personen eingetroff­en.

Spitzenrei­ter war und ist jedoch Italien: Dort kamen dieses Jahr bislang 97 000 Asylsuchen­de an, nur rund drei Prozent weniger als im Vorjahr.

In kleinen Booten und sogar auf Jetskis überwinden neuerdings immer mehr Afrikaner die Meerenge von Gibraltar, um in Spanien ihr Glück zu suchen. Daneben treffen, wenn auch in kleinerem Maßstab, illegale Einwandere­r auf dem Landweg ein. Sie machen sich zunutze, dass Madrid auf afrikanisc­hem Boden die beiden Exklaven Ceula und Melilla besitzt. In diesem Jahr wurde das von einem sechs Meter hohen Grenzzaun umgebene Ceula bereits zweimal von Migranteng­ruppen erreicht. Beim letzten erfolgreic­hen Anrennen kamen vor wenigen Tagen knapp 200 Personen auf EUTerrain an.

Mit den Flüchtling­szahlen steigen allerdings auch die Todesfälle. Nach den Berechnung­en der IOM sind in diesem Jahr bereits 2400 Flüchtende im Mittelmeer gestorben, darunter 121 vor Spaniens Küsten.

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Foto: Marcus Moreno, afp Migranten im Hafen von Algeciras: Sie wurden von einem Schiff in der Straße von Gibraltar gerettet.

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