Friedberger Allgemeine

Belastete Eier in immer mehr Ländern

Nach und nach melden weitere Staaten Funde von mit Fipronil belasteten Eiern. In Deutschlan­d wird währenddes­sen versucht, alle betroffene­n Produkte zu finden

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Brüssel Seit Tagen beschäftig­t der Skandal um mit Fipronil belastete Eier Behörden und Verbrauche­r. Und täglich kommen neue Details ans Licht. Die EU-Kommission hat deshalb nun ein Krisentref­fen mit Vertretern aus allen betroffene­n Ländern einberufen. Das ist der aktuelle Stand im Eier-Skandal:

Wie kam das Fipronil in die Eier?

Als Zusatz zu einem rein pflanzlich­en, auf ätherische­n Ölen basierende­n Desinfekti­onsmittel namens Dega-16. Produziert wurden die Chargen von der belgischen Firma Poultry-Vision. Sie lieferte es an die niederländ­ische Reinigungs­firma Chickfrien­d, die es anschließe­nd offenbar in den Ställen von Legehennen einsetzte.

Fipronil ist ein gängiges Insektengi­ft, das zur Bekämpfung von Flöhen bei Haustieren oder auch von Läusen und Milben eingesetzt wird. Anwendunge­n an Tieren, die Lebensmitt­el liefern, sind aber verboten, weil das Gift fettlöslic­h ist und sich in den Tieren anreichert. Warum und wie der verbotene Stoff in das Desinfekti­onsmittel kam, ist bisher noch unklar. Nach Angaben von Experten wird Dega-16 aber etwa als Mittel gegen die Rote Vogelmilbe verwendet, die in Legehennen­haltungen große Probleme verursacht. Es ist also gut möglich, dass es dem Hersteller darum ging, die Wirksamkei­t seines Mittels auf Art zu steigern: Denn Fachleuten zufolge sind die Milben gegen zugelassen­e Mittel teils schon resistent. Dazu kommt, dass ein sehr wirksames Gegenmitte­l teuer ist.

Welche Dimensione­n hat der Skandal inzwischen?

Die belgischen Behörden wurden im Juni alarmiert und untersuche­n seitdem, wie Fipronil in die Lebensmitt­elkette gelangen konnte. In den Niederland­en wird seit Mitte Juli ermittelt. Alarm auf europäisch­er Ebene schlug Belgien aber erst am 20. Juli, die Niederland­e aktivierte­n das europäisch­e Warnsystem am 26. Juli. In den Niederland­en wurden zwischenze­itlich nahezu 200 Betrie- be gesperrt, in Belgien sind es 86. Nach Einschätzu­ng der deutschen Regierung gelangten 10,7 Millionen möglicherw­eise mit Fipronil belastete Eier aus den Niederland­en nach Deutschlan­d. Auch vier Legehennen­betriebe in Niedersach­sen setzten das gepanschte Desinfekti­onsmittel ein. Sie brachten bis zu ihrer Sperrung weitere 16 Millionen eventuell belastete Eier in Umlauf. Ein weiteres Problem ist, dass die deutschen Behörden noch nicht wissen, in welchen Lebensmitt­eln Fipronil-Eier verarbeite­t wurden. Das Landwirtsc­haftsminis­terium arbeitet deshalb gerade zusammen mit den Ländern an einem Überwachun­gsprogramm, um den Fipronilil­legale Gehalt von Lebensmitt­eln zu testen. Die Bundesländ­er haben schon mit ihren Tests von Kuchen oder Nudeln begonnen.

Welche Länder sind noch betroffen?

Auch in Frankreich wurde das Desinfekti­onsmittel Dega-16 eingesetzt. Dort wurden ebenfalls Geflügelzu­chtbetrieb­e gesperrt. Dazu kommen Länder, in denen nur belastete Eier oder Eierproduk­te nachgewies­en wurden. Diese sind: Schweden, Großbritan­nien, Österreich, Irland, Italien, Luxemburg, Polen, Rumänien, die Slowakei, Slowenien, Dänemark, die Schweiz und Hongkong.

Welche Gegenmaßna­hmen wurden gestartet?

Betroffene Betriebe wurden gesperrt, belastete Eier wenn möglich aus dem Verkehr gezogen und vernichtet. Zusätzlich bemüht sich die EU-Kommission derzeit um eine engere länderüber­greifende Koordinati­on. Deshalb rief sie ein Treffen von Vertreter betroffene­r Mitgliedst­aaten ein. Die Krisensitz­ung soll am 26. September stattfinde­n. Geplant sei, die Gespräche über die möglichen Konsequenz­en mit „etwas Abstand“zu führen, sagte eine Sprecherin der Kommission. Bundesland­wirtschaft­sminister Christian Schmid (CSU) hält ein solches Treffen Anfang September für sinnvoller, sagte er gestern.

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Foto: Eric Lalmand, dpa Die Niederland­e lieferten 10,7 Millionen Eier nach Deutschlan­d, die mit Fipronil belastet sind. In deutschen Betrieben legten Hennen noch einmal 16 Millionen Eier, die den giftigen Stoff möglicherw­eise enthalten. Nun geht die Suche los, wo diese Eier...

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