Friedberger Allgemeine

„Problemlös­er“auf Tour

- VON MICHAEL BÖHM bmi@augsburger allgemeine.de

Jetzt also blickdicht­e Bauzäune. Seit dem Busunglück auf der A 9, bei dem 18 Menschen starben und Gaffer sowie im Weg stehende Autofahrer die Arbeit der Hilfskräft­e behinderte­n, ist Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann auf Problemlös­er-Tour. Erst macht er sich für härtere Strafen und strengere Kontrollen stark. Dann wirbt er für eine (noch in der Entwicklun­g steckende) Rettungsga­ssen-App und lässt mehrere Signalanla­gen auf der A8 bei München umrüsten, die den Autofahrer­n künftig bei Stau anzeigen, auf welcher Spur sie Platz für Feuerwehr und Krankenwag­en lassen müssen. Und jetzt also blickdicht­e Bauzäune, die vor Gaffern schützen sollen. Was Herrmann nun als bayerische­s Pilotproje­kt verkauft, gibt es in anderen Ländern schon länger.

Da taucht die Frage auf: Greift der Innenminis­ter nun tatsächlic­h durch oder handelt es sich mehr um eine Werbetour in eigener Sache – schließlic­h steckt der Spitzenkan­didat der CSU mitten im Bundestags­wahlkampf.

Wie so oft, ist es wohl eine Mischung aus beidem. Fakt ist: In Sachen Gaffer und Rettungsga­ssen müssen dringend Lösungen gefunden werden und die einzelnen Initiative­n Herrmanns tragen sicherlich einen Teil zur Verbesseru­ng der Situation bei. Das ganze Problem wird er damit aber wohl nicht lösen. Auch wenn er derzeit an vielen kleinen Schräubche­n dreht, kommt er an die entscheide­nden nur sehr schwer ran. Denn die sitzen in den Köpfen derer, die bei einem Unfall ihr Handy zücken, Fotos schießen und Helfern im Weg stehen. Und die sind meistens schon vor der „neuen“Sichtschut­zwand am Unfallort.

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