Friedberger Allgemeine

Überraschu­ng am Schrecksee

Der Bergsee in den Allgäuer Alpen gilt seit Jahren als beliebter Partytreff, obwohl er mitten im Naturschut­zgebiet liegt. Nun greifen die Behörden durch – und das kann teuer werden

- VON MICHAEL MUNKLER

Bad Hindelang Auf den Schildern entlang des Weges steht es klipp und klar: Zelten, Lagern und Feuer machen ist im Naturschut­zgebiet Allgäuer Hochalpen verboten. „Empfindlic­he Strafen“drohen, heißt es weiter. Interessie­rt hat sich für diese Warnung in der Vergangenh­eit allerdings nicht jeder. Im Gegenteil: Der Schrecksee, auf 1813 Meter und bei Bad Hindelang gelegen, gilt seit Jahren als beliebter Partytreff.

Regelmäßig pilgern zahlreiche junge Leute vom Elektrizit­ätswerk südlich von Hinterstei­n hinauf zum Schrecksee. Die meisten tragen schwere Rucksäcke mit Schlafsack, Zelt oder Biwakzeug. Knapp 900 Höhenmeter sind zu überwinden, also ein gar nicht so kurzer Weg zum See. Bei einer Kontrolle vor einem Jahr wurden an einem Abend 25 Zelte und 80 Personen an 18 Feuerstell­en angetroffe­n. Florian Karg, Älpler am Schrecksee, klagt über den Verlust von 50 Zaunpfähle­n im vergangene­n Jahr. Die Camper hatten sie einfach herausgeri­ssen und am abendliche­n Lagerfeuer verbrannt. Übrig blieb Dreck und Müll, der nicht wieder mit ins Tal genommen wurde.

Seit Jahren appelliert unter ande- Schutzgebi­etsbetreue­r Henning Werth an die Vernunft der Wanderer und Biwak-Freunde. Generell, sagt Werth, sei das Zelten, Lagern und Feuermache­n im Schutzgebi­et verboten. So steht es in der Schutzgebi­etsverordn­ung und so steht es auch auf Schildern am Weg zum See.

Die meisten der jungen Partymache­r, die zum See aufsteigen, schert das offenbar nicht. Mindestens vier von ihnen bekamen dafür nun die Quittung. Sie hatten die Nacht kürzlich im Schlafsack am Schrecksee verbracht und wurden von einer Polizeikon­trolle überrascht. Am frühen Morgen. In 1813 Metern Höhe. Jetzt erwartet sie eine Anzeige und ein saftiges Bußgeld.

Derartige Kontrollen wird es in Zukunft öfter geben, haben die Gemeinde Bad Hindelang, das Oberallgäu­er Landratsam­t und die Polizei in Sonthofen angekündig­t. Man wolle die Zerstörung der großartire­m gen Natur am Schrecksee nicht einfach hinnehmen, sagt der Hindelange­r Bürgermeis­ter Adalbert Martin. Es gelte, das Naturschut­zgebiet Allgäuer Hochalpen für nachfolgen­de Generation­en zu erhalten. Gebietsbet­reuer Henning Werth erklärt aus wildbiolog­ischer Sicht: „Störungsfr­eie Tageszeite­n sind für Arten wie das Alpenschne­ehuhn oder den Steinadler essenziell.“

Man sehe nun keine andere Möglichkei­t mehr, als mit Kontrollen gegen das verbotene Lagern und den Vandalismu­s im Naturschut­zgebiet vorzugehen, sagt Christian Schiebel vom Landratsam­t in Sonthofen. Für Verstöße habe man ein Bußgeld in Höhe von 300 Euro vorgesehen – in gravierend­en Fällen kann es auch noch höher sein. Der Oberallgäu­er Landrat Anton Klotz steht nach eigenen Worten hinter dem gezielten Vorgehen gegen das wilde Lagern: „Es kann ja nicht sein, dass Alphirten sich auch noch um die Beseitigun­g von Müll und anderen Hinterlass­enschaften kümmern müssen.“

Lage Der Schrecksee gilt als einer der schönsten Bergseen in den Allgäuer Al pen und liegt in einem kesselarti­gen Hochtal auf 1813 Meter bei Bad Hin delang, rund 300 Meter entfernt von der österreich­ischen Grenze.

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Foto: Bad Hindelang Tourismus Das Zelten und Lagern ist am Schrecksee verboten. Aber daran hält sich nicht je der.

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