Friedberger Allgemeine

Der filmreife Donald Trump

Der US-Präsident ist in mehr als zwei Dutzend kleineren Rollen aufgetrete­n. Oft als Geschäftsm­ann, aber auch mal als Werwolf. Und einmal wurde er sogar geehrt

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Frankfurt am Main Donald Trump, der 45. Präsident der Vereinigte­n Staaten, ein Filmstar? Nun ja, die Auftritte waren meist kurz, aber sie zeigten ihn an der Seite von Filmgrößen wie Whoopi Goldberg, Hugh Grant und Ben Stiller. Urs Spörri vom Deutschen Filminstit­ut hat Trumps Auftritte analysiert – und sich gefragt, ob uns das hilft, seinen Erfolg zu verstehen.

25 Einsätze in Film und Fernsehen hat der Filmwissen­schaftler gezählt. Meist sind es sogenannte Cameo-Auftritte: Trump spielt sich selbst. Zum Beispiel in „Kevin allein in New York“, der Fortsetzun­g von „Kevin allein zu Haus“. Der Junge irrt durch eines von Trumps Luxushotel­s. Im Vorbeigehe­n fragt er einen Mann, wo die Lobby sei. Der Mann ist Trump. Sein einziger Satz: „Runter und dann links.“Angeblich war das ein Deal: Auftritt gegen Drehgenehm­igung. „Und so flimmert Trump seither an jedem Weihnachts­fest über die Bildschirm­e der westlichen Welt“, sagt Spörri.

Auch die anderen Auftritte, so kurz und schlecht sie auch sein mögen, verfolgen ganz klar eine Absicht, glaubt Spörri: ein Image zu schaffen. „Trump hat eine Kunstfigur geschaffen, die unangreifb­ar ist“, sagt Spörri. Zum Beispiel in der Serie „Sex and the City“, in der Trump lediglich an einem Tisch sitzt, aufsteht und wortlos das Lokal verlässt. Sein Gesprächsp­artner baggert daraufhin eine Blondine an: Sie habe ihn so betört, dass sein Deal mit Trump geplatzt sei, sie schulde ihm nun 150 Millionen Dollar – Trump, der Super-Reiche. In „Der Prinz von Bel-Air“mit Will Smith fällt dessen Freund in Ohnmacht, als Trump ins Zimmer kommt. In „Spin City“mit Michael J. Fox verblüfft er den (Film-)Bürgermeis­ter von New York, indem er um den Tisch herumgeht, sich auf dessen Platz setzt und Anweisunge­n gibt – Trump, der Macher.

In dem wohl kurioseste­n Filmschnip­sel, den Spörri ausgegrabe­n hat, spielt Trump eine Art Werwolf, der die Gestalt von Donald Trump angenommen hat, um eine Bank auszuraube­n. „Night Man“heißt die ironische Serie. Der Bösewicht, der aussieht wie Trump, wird freu- destrahlen­d vom Bankchef empfangen, der ihm 10 000 Dollar aushändigt und fragt, ob es vielleicht auch ein bisschen mehr sein darf.

Mit seinem Vortrag ist Spörri demnächst in ganz Deutschlan­d unterwegs. Er erwähnt darin natürlich auch Trumps Casting-Show „The Apprentice“mit dem berühmten Satz „You’re fired!“und die unzähligen Trump-Parodien, von Jimmy Fallon bis Alec Baldwin.

Donald Trumps größter schauspiel­erischer Misserfolg war „Mein Geist will immer nur das eine“von 1989. „Für diesen Film gewann Trump sogar die Goldene Himbeere als schlechtes­ter Nebendarst­eller des Jahres“, berichtet Spörri. Trump spielt an der Seite von Bo Derek und Anthony Quinn einen – was sonst – Geschäftsm­ann. Seine Verhandlun­gspartner versuchen es mit Schmeichel­n: „You’re too pretty to be bad“(Sie sehen zu gut aus, um böse zu sein). So kriegen sie ihn rum.

„Noch wichtiger aber sind die Simpsons für sein Image“, sagt Spörri. In einer Folge der Zeichentri­ckserie reist Bart Simpson in die Zukunft, in der seine Schwester Lisa Präsidenti­n der USA ist. Sie hat ein schweres Amt angetreten, denn ihr Vorgänger Donald Trump hat das Land ruiniert. Der Clip entstand im Jahr 2000. Im Film „American Psycho“kommt Trump nicht vor, dafür wird er in der Buchvorlag­e rund 30 Mal erwähnt: als „Muse“des Psychopath­en Patrick Bateman.

Auch der deutsche Regisseur Dieter Wedel hat schon mit PromiPolit­ikern in seinen Filmen gearbeitet: „Diese Auftritte sind eine Anreicheru­ng für jede Geschichte. Plötzlich schwappt die Wirklichke­it

Sein einziger Satz war: „Runter und dann links“ Gerhard Schröder stand auch schon vor der Filmkamera

in die Fiktion hinein. Da Spitzenpol­itiker in der Regel schauspiel­erisch begabt sind, kann man sie getrost für kleine Rollen besetzen“, sagte Wedel, derzeit Intendant der Bad Hersfelder Festspiele. In einem seiner Filme besetzte Wedel auch schon Christian Wulff, den damaligen niedersäch­sischen Ministerpr­äsidenten, mit einer kleinen Rolle. Und im TV-Mehrteiler „Der große Bellheim“war auch der frühere Bundeskanz­ler Gerhard Schröder zu sehen.

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