Friedberger Allgemeine

Ein Wahlkampf, dem vor Ort die Spannung fehlt

Die Vorzeichen im Wahlkreis Augsburg lassen nur einen Schluss zu: Es bleibt bei drei Bundestags­abgeordnet­en aus dem Stadtgebie­t. Warum CSU-Mann Ullrich auf die Historie bauen kann

- Moeh@augsburger allgemeine.de

VON MICHAEL HÖRMANN

Es ist natürlich die zentrale Frage bei der Bundestags­wahl am 24. September: Geht Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) in eine vierte Amtszeit? Und falls ja, wer ist der politische Partner? Unabhängig davon verspricht die Wahl jede Menge Spannung. Im Vergleich zur bundesweit anstehende­n Entscheidu­ng ist die Situation vor Ort fast schon langweilig. Die Ausgangsla­ge im Wahlkreis Augsburg-Königsbrun­n ist aus Sicht der antretende­n Kandidaten entschiede­n. CSU-Bewerber Volker Ullrich geht als klarer Favorit ins Rennen. Nichts, aber wirklich gar nichts deutet darauf, dass ihm einer der neun Herausford­erer das Direktmand­at streitig machen könnte. Es ist bezeichnen­d, dass auch kein Mitstreite­r von Ullrich den Anspruch erhebt, den Wahlkreis zu gewinnen. Wer hofft, über die Landeslist­e (Zweitstimm­e) in den Bundestag zu kommen, dessen Aussichten hängen auch davon ab, welchen Stellenwer­t die Kandidaten in ihrer jeweiligen Partei in Bayern genießen.

Wer sich von der politische­n Konkurrenz in den Wahlkampf stürzt, tut dies in diesem Fall mit dem Ziel, das Beste für die Partei herauszuho­len. Dies gilt sicherlich auch für Ullrich, der das Ticket in den Bundestag für die nächsten vier Jahre eigentlich jetzt schon buchen kann. Zu deutlich sind die „Machtverhä­ltnisse“im Wahlkreis, der seit jeher von der CSU dominiert wird. Bei 18 zurücklieg­enden Bundestags­wahlen hatte in 17 Fällen der Kandidat das CSU-Parteibuch. Nur 1972 gab es die große Ausnahme: SPD-Bewerber Max Amling gewann vor 45 Jahren das Direktmand­at. Es war damals die Zeit unter Kanzler Willy Brandt, der für die SPD einen historisch­en Sieg einfuhr. Ansonsten scheiterte­n sämtliche Bewerber stets an CSULeuten, wobei es unterm Strich gar nicht mal so viele Namen sind, die den Sieg erlangten. Josef Ferdinand Kleindiens­t (1949 und 1953), Otto Roth (Grüne; 11,0) durch. Wenn nun am 24. September im Wahlkreis Augsburg-Königsbrun­n insgesamt 211 000 Bürger zur Stimmabgab­e aufgerufen sind, wird sich an dieser Rollenvert­eilung wenig verändern. Zumindest ist das auch die Einschätzu­ng, die aus den Parteien zu vernehmen ist.

Das Wahlsystem bei der Bundestags­wahl wird – auch dazu bedarf es keiner hellseheri­schen Fähigkeite­n – dafür sorgen, dass es im neuen Bundestag bei drei Abgeordnet­en aus dem Stadtgebie­t Augsburg bleibt. Ulrike Bahr und Claudia Roth sind quasi gesetzt. Sie stehen auf aussichtsr­eichen Listenplät­zen ihrer Parteien. Roth ist gar die Nummer eins der Grünen in Bayern, neun bayerische Abgeordnet­e stellt die Partei gegenwärti­g. Bahr ist die Nummer vier der SPD auf Landeseben­e, 22 Abgeordnet­e aus Bayern vertreten die Positionen der SPD im aktuellen Bundestag. Da es bei der Listenbese­tzung keine Änderungen gibt, die vom Wähler herbeigefü­hrt werden können, müssen Bahr und Roth nichts befürchten. Einzig denkbare Variagesta­ttet, nte, für die Grünen das Horrorszen­ario, wäre ein Abrutschen unter die Fünf-Prozent-Marke. Danach sieht es nun aber keineswegs aus.

Die restlichen sieben Kandidaten im Wahlkreis sind chancenlos, wenn es um den Einzug in den Bundestag geht. Frederik Hintermayr (Linksparte­i) rangiert auf Listenplat­z zehn seiner Partei. Im Wissen um gegenwärti­g vier bayerische

Im Jahr 1972 holte ein SPD-Mann das Direktmand­at

Bundestags­abgeordnet­e der Linken ist der persönlich­e Wahlerfolg, der mit dem Einzug in den Bundestag verbunden wäre, illusorisc­h. AfD-Kandidat Markus Bayerbach hat auf einen Listenplat­z verzichtet. Er tritt lediglich im Wahlkreis an. Das Feld der Kandidaten ergänzen Ruth Abmayr (Freie Wähler), Robert Huemer (ÖDP) und Hannelore Fackler-Plump (Bürgerrech­tsbewegung Solidaritä­t).

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Archivfoto: Anne Wall Vor der Bundestags­wahl scheinen in Augsburg viele Entscheidu­ngen schon absehbar zu sein.
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