Die Archivgalerie wird weiter gebraucht
Kultur Warum Stadtrat Franz Reißner die Ausstellungsräume für unverzichtbar hält
Friedberg Franz Reißner ist erleichtert. „Jetzt rührt sich endlich was“, kommentiert der Kulturpfleger des Friedberger Stadtrats den bevorstehenden Umzug des Archivs. Immer wieder hat der SPD-Politiker in der Vergangenheit auf die unzureichende Unterbringung der Sammlung im Haus an der Pfarrstraße 6 hingewiesen. Voraussichtlich im Herbst 2018 sollen die Akten und Dokumente aus der Stadtgeschichte im Museumsdepot im Businesspark untergebracht werden.
Diesen Termin hatte Bürgermeister Roland Eichmann am Donnerstag bekannt gegeben. Wenn das Museum im nächsten Jahr ins sanierte Wittelsbacher Schloss zurückkehrt, werden die Depot Lagerund Büroräume frei. Diese stehen dann dem Archiv zur Verfügung (wir berichteten). Offen ist aber, was mit dem Gebäude an der Pfarrstraße geschieht, in dem neben dem Archiv auch die Friedberger Schule für Musik untergebracht ist. Bürgermeister Eichmann rechnet mit einer Sanierung nicht mehr in dieser Dekade. Das Haus soll aber nutzbar sein – sowohl für Ausstellungen wie für Musikunterricht.
Dass die Ausstellungsräume unbedingt benötigt werden, glaubt auch Kulturpfleger Reißner. Museumsleiterin Alice Arnold-Becker werde sicher sehr rührig sein und versuchen, das Schloss möglichst intensiv zu nutzen, vermutet er. 2020 kommt dann die bayerische Landesausstellung nach Friedberg – auch hier sind die Flächen für die Sonderausstellungen längerfristig belegt. „Die Archivgalerie muss bleiben, sonst haben die Hobbykünstler gar nichts mehr“, findet Reißner.
Ob die Musikschule allerdings dauerhaft in dem Gebäude bleiben kann? Reißner hat die Sorge, dass sich der Schimmel weiter ausbreitet. Er hat inzwischen den gesamten Dachstuhl besiedelt und auch einen Teil der Archivalien. Allein von den 113 Dokumentenkartons in Regal 4 weisen 42 einen Schimmelbefall auf, haben die Restauratoren bei ihrer Arbeit an den Dokumenten festgestellt. Insgesamt dürfte etwa ein Viertel des Archivguts betroffen sein, schätzen die Fachleute. Bei einer Untersuchung im Sommer 2016 war sogar der gesundheitsgefährliche Aspergillus fumigatus nachgewiesen worden.
Allerdings ist dem Kulturpfleger klar, dass vor 2020 eine Sanierung unwahrscheinlich ist. Der Dachstuhl müsse komplett herunter, im Keller falle der Putz von der Wand, Heizung und Elektroinstallation seien ebenfalls marode, listet Franz Reißner die Mängel auf. „Eine Million wird sicher weg sein, wenn man das gescheit machen will“, fürchtet er. Reißner schlägt darum vor, nach dem Auszug des Archivs zumindest die Ausstellungsräume im Erdgeschoss und im ersten Stock so herzurichten, dass man sie gut nützen kann.