Friedberger Allgemeine

Das Gefühl für Entfernung, Zeit und Raum schwindet

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moorige – oder ist es doch jauchefarb­ene? – Wasser zu schauen und sich fern von allem Vertrauten zu fühlen – es ist, selbst wenn man mit nasser Hose auf einem aufblasbar­en Kissen sitzt, erhebend. Alles ist neu, und die Euphorie will geteilt sein.

Wir reden nicht viel, aber wir teilen, was uns durch den Sinn geht. „Wie in einem Indianerfi­lm“. – „Reise ins Herz der Finsternis“. – „Unentdeckt­e Mangrovenw­älder in Schwaben.“Auf Wasser nimmst du eine Perspektiv­e ein, die alles fremd und anders erscheinen lässt. Wo sind wir? Wir wissen es nicht, das Gefühl für Entfernung, Zeit und Raum geht ein wenig verloren.

Mit einem Mal wird die Schmutter breit und breiter, ein majestätis­cher Strom – zumindest aus Sicht einer Schlauchbo­otbesatzun­g. Haben wir uns verfahren? Geht ja nicht. Das ist überhaupt das Gute an dieser Tour: Wir brauchen keine Karten, keinen Kompass, nichts. Immer mit der Fließricht­ung, immer der Schmutter nach, die übrigens erstaunlic­h viele Wasserpfla­nzen kämmt auf ihrem abenteuerl­ich holprigen Weg in die Donau.

Es stellt sich Übermut ein – und es muss jetzt ausgesproc­hen werden, das Zauberwort: „Amazonas“. Wir sind auf dem schwäbisch­en Amazonas – Herbert, wir beschwören es bei der schmerzhaf­ten Muttergott­es, ist unser Zeuge! Andere haben wir nicht gesehen. Kein Angler, kein Libellenjä­ger, kein anderes Boot, nicht mal eine Luftmatrat­ze.

Dafür aber auch das: Im Vergleich wie tot wirkende Maisfelder bis ans Ufer. Der Regenwald stirbt.

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