Friedberger Allgemeine

Jedem Schatzi sein Glubberl

Sie sind der Renner auf jedem Volksfest: Elisabeth Nassl aus Dasing zaubert aus hölzernen Wäscheklam­mern individuel­le Anstecker. Mit ihren Motiven und Sprüchen sorgt sie für Gaudi im Bierzelt

- VON FELICITAS LACHMAYR

Friedberg Vorsichtig fährt sie mit der glühenden Spitze über das Holz. Rauch schlängelt sich an ihrem Finger entlang. Und schon ist der Schriftzug eingebrann­t. „Bsuffans Loch“steht auf der Holzwäsche­klammer. Einmal noch kurz mit dem Schleifpap­ier darübergef­ahren und schon ist das kleine Kunstwerk vollendet. „Der Spruch ist der Renner“, sagt Elisabeth Nassl lachend. Aber auch „Zupfgeign“, „Muhackl“oder „da ganze Bua oa Depp“stehen hoch im Kurs.

Nassl sitzt an ihrem Stand gleich unter der Treppe im Bierzelt des Friedberge­r Volksfeste­s. Sie ist umringt von 3000 Wäscheklam­mern. Jede einzelne ist selbst gestaltet. Dutzende verschiede­ne Sprüche und Motive zieren die Klammern. Vom Smiley übers Schäfchen bis hin zum Maßkrug ist alles dabei.

„Mir macht das einfach richtig Spaß“, sagt die 60-jährige Dasingerin. Mit ihren Glubberln komme sie unter Leute. „An meinem Stand gibt es immer was zu lachen. Manchmal haben wir so eine Gaudi, dass ich gar nicht richtig schreiben kann“, erzählt sie. Gerade junge Leute freuen sich über ihre Anstecker. Denn sie sind individuel­l, witzig und passen zur Tracht. Wer unter den 3000 Klammern nicht sein Lieblingss­tück findet, kann sich selbst einen Spruch überlegen. „Der Kreativitä­t sind keine Grenzen gesetzt, ich schreibe alles“, sagt Nassl lachend. Die Palette reicht von „i scheiß ma nix“bis zu „scharfe Bixn“. Letzteres laufe sehr gut. „Die könnte ich kiloweise verkaufen.“Wer nicht selbst einen lockeren Spruch auf Lager hat, kann auf Nassl zählen. „Ich finde für jeden das passende Glubberl“, sagt sie schmunzeln­d. „Wenn jemand nicht weiß, was er will, fällt mir immer irgendein Schmarrn ein.“

Vor einem Jahr machte sich die 60-Jährige mit ihren Klammern selbststän­dig. Seitdem zieht sie mit ihrem Anhänger von Volksfest zu Volksfest. „Es ist einfach ein klassische­r Bierzeltar­tikel, den sich viele an die Tracht stecken“, sagt Nassl. „Aber die Glubberln eignen sich auch wunderbar als Namensschi­lder zu Hochzeiten oder Geburtstag­en.“

Früher verkaufte sie auf Märkten Rindenbret­ter, Türschilde­r oder Schneidebr­etter. Doch die Wünsche der Kunden wurden individuel­ler. „Irgendwann ging das dann los mit den Namen, den Sprüchen und den Glubberln“, erzählt Nassl. Die Technik dazu hat sich die 60-Jährige selbst beigebrach­t. „Ich habe es einfach ausprobier­t, und aus dem Spaß wurde schnell ein Hobby.“Manche Klammern seien leicht zu brennen, wenn die Maserung des Buchenholz­es stark ist, ginge es nicht so gut.

Die Wäscheklam­mern sind ihr Nebenverdi­enst. Seit über 20 Jahren arbeitet Nassl halbtags in einer Drexlerei und Schreinere­i. Die Affinität zu Holz und Handwerk war immer schon da. „Klar kostet es viel Zeit, die Glubberln nebenher zu fertigen, aber ich mache das für mein Leben gern“, sagt die 60-Jährige, die eigentlich gelernte Schneideri­n ist. An einem Sonntag produziere sie schon mal ein paar Dutzend Klammern, aber für ein großes, individuel­l gestaltete­s Brett mit Verzierung­en und kleinen Bildchen drauf sitzt sie auch mal acht Stunden und graviert. Ihre Glubberl verkauft sie für 1 bis 4 Euro das Stück, abhängig von Größe und Motiv. „Klar passiert es auch mal, dass ich mich verschreib­e, gerade wenn der Wortwechse­l nicht mehr so deutlich ist“, erzählt sie schmunzeln­d. Aber das sorge dann erst recht für einen Lacher.

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Foto: Elisa Glöckner Elisabeth Nassl fertigt kleine Kunstwerke aus Wäscheklam­mern.

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