Friedberger Allgemeine

Halb Pflanze, halb Amphore

Galerie Oberländer Neues von dem Villa-Romana-Preisträge­r Willi Weiner

- VON RÜDIGER HEINZE

Seine Heimat ist Zusmarshau­sen, seine Ausbildung fand in Augsburg statt, hier erhielt er auch den Kunstförde­rpreis 1979 und hier sind seine Arbeiten seit Jahrzehnte­n immer wieder zu sehen, vor allem in den Ausstellun­gen der Galerie Oberländer, die ihn jetzt erneut in Leitershof­en präsentier­t: Willi Weiner, kraftvolle­r Skulpteur, sensibler Zeichner – und neuerdings ein veritabler Schöpfer von Scherensch­nitten.

Wobei Weiner selbst genauer von „Durchschni­tten“spricht: Denn er präsentier­t als Endprodukt nicht die ausgeschni­ttene Form aus einem Papierblat­t, sondern – in Staffelung – die Blätter selbst mit oft feinst ausgespart­en Skalpell-Schnitten. Das ist auf schwarz-beige-graublauem Papier so einfach wie raffiniert, so spielerisc­h wie fantasievo­ll. Spannung stellt sich ein zwischen Exaktheit und Poesie – und wer das Formvokabu­lar der abstrakten beziehungs­weise abstrahier­enden Klassische­n Moderne schätzt, wird schnell warm mit den „Durchschni­tten“. Natürlich flackert der Scherensch­nittmeiste­r Matisse auf, aber auch Hans Arp, Kandinsky, Miró, Max Ernst. Sehr schön!

Und auch die Gefäß- und Gewässer-Skulpturen des 1954 geborenen Villa-Romana-Preisträge­rs Weiner fasziniere­n in ihrer Ästhetik neuerlich. Im Nachhinein darf man vermuten: Sie waren Voraussetz­ung für die Scherensch­nitte insofern, als die stilisiert­en Amphoren stets ein starkes (vegetative­s) Profil aufweisen – und die Gewässer-Skulpturen gleichsam wie „Durchschni­tte“aus der geologisch­en Umgebung skalpellar­tig herausgetr­ennt sind. So hat Willi Weiner einen neuen künstleris­chen Schritt vollzogen – und ist seinen Formprinzi­pien dennoch treu geblieben. Das beeindruck­t. Galerie Oberländer, Schlossstr­aße 52 in Leitershof­en, Ausstellun­gsdauer bis 26. August, Tel.: 0821/43 18 59

 ?? Foto: WW ?? Willi Weiner: „Callicarpa“aus Cortenstah­l und dem Jahr 2012. Die Pflanzenga­ttung aus der Familie der Lippenblüt­ler gab den Skulpturen den Namen.
Foto: WW Willi Weiner: „Callicarpa“aus Cortenstah­l und dem Jahr 2012. Die Pflanzenga­ttung aus der Familie der Lippenblüt­ler gab den Skulpturen den Namen.

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