Friedberger Allgemeine

Abschied einer Kultfigur

Fußball FCA-Profi Raúl Bobadilla wechselt überrasche­nd nach Gladbach. Die Reaktionen reichen von Fassungslo­sigkeit bis Erleichter­ung. Warum er für die Fans immer ein besonderer Spieler war

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER

Diese Nachricht aus Augsburg löste schon fast ein mediales Erdbeben aus. Als am Donnerstag­mittag auf der Pressekonf­erenz des FC Augsburg verkündet wurde, dass Stürmersta­r Raúl Bobadilla den Bundesligi­sten verlässt und noch am gleichen Tag beim Ligarivale­n Borussia Mönchengla­dbach anheuert, herrschte in den Fußball-Foren des Internets großer Redebedarf. Die Reaktionen gingen in die hunderte. Sie schwankten zwischen purer Fassungslo­sigkeit, dass ein weiterer langjährig­er Leistungst­räger der Mannschaft von sich aus das Weite sucht, und Erleichter­ung, da Offensivkr­aft Bobadillas seinen Zenit sowieso überschrit­ten habe und der Mannschaft eh nicht mehr helfen könne.

Während die einen Fans den „sinnlosen Ausverkauf“beim FCA kritisiert­en, dem bereits die beiden

„Er hat das Publikum abgeholt und war kein 08/15 Fußballer.“Boris Menz, Vorsitzend­er des FCA Fanclubs Jubelperse­r

Routiniers Halil Altintop und Paul Verhaegh zum Opfer gefallen seien und der direkt in die zweite Liga führe, teilten andere mit, wie froh sie darüber sind, dass der Verein nun genügend Geld für neue Spieler bekommt. Raúl Bobadilla, der bis zum Hals tätowierte Argentinie­r, ist ein schillernd­er Profi, der seit jeher die Lager spaltet. Was seine Spielweise betrifft, seine Persönlich­keit und nun auch seinen Abschied.

Dass Bobadilla die neue Bundesliga-Saison nicht beim FCA bleiben würde, war Harald Glas, dem Vorsitzend­en des FCA-Fanklubs Stauden Mittelneuf­nach, schon längere Zeit klar. „Überrascht hat mich eher, dass er zu Gladbach gewechselt ist, obwohl doch auch ein Wechsel nach Südamerika im Raum gestanden ist.“Glas verwundert Bobadillas Ziel innerhalb der Bundesliga. Dass eine Rückkehr zu seinem Ex-Verein, den er im Jahre 2012 verlassen hatte, ernsthaft infrage kam: „Die Gladbacher wissen, was sie kriegen. Wenn sie so glücklich ihm waren, hätten sie ihn ja nicht gehen lassen müssen.“Glas hat keine Schwierigk­eiten damit, dass Bobadilla wechselt, findet es nur bedauerlic­h, dass er einen Gegner des FCA nun womöglich stärker macht. Trotzdem rechnet er dem bulligen Stürmer seine Verdienste um den Augsburger Klub – besonders zu Europapoka­lzeiten – bis heute hoch an. „Er ist ein eigensinni­ger Mensch, aber er versteht es einfach, mit dem Publikum umzu- gehen.“Ein Charakterz­ug des Südamerika­ners, den auch Boris Menz, Vorsitzend­er des FCA-Fanklubs „Jubelperse­r“immer an ihm geschätzt hat. „Er war für viele Fans die Identifika­tionsfigur auf dem Rasen. Er hat das Publikum abgeholt und war kein 08/15-Fußballer“, schwärmt Menz von Bobadilla.

Auch Menz erinnert sich gern an den großen Moment im Europapoka­l, als Bobadilla mit seinem Tor in Belgrad den Verbleib im Wettbemit werb perfekt machte. „Daran wird man sich in Augsburg immer erinnern.“

Trotzdem hat Menz nichts dagegen, dass der FCA seinen Pokalhelde­n nun Richtung Gladbach ziehen lässt. „Man muss es realistisc­h sehen. Bobadilla war letzte Saison doch ziemlich viel verletzt und viele haben kritisiert, dass die Mannschaft zu alt ist. Jetzt findet der so oft geforderte Umbruch statt.“Ob der auch wirklich in die richtige Richtung geht, werde sich demnächst zeigen.

Der Fanklub-Vorsitzend­e ist auf alle Fälle zufrieden damit, dass der Verein seinen abwanderun­gswilligen Spielern keine Steine in den Weg legt und dadurch Wechseldra­men wie bei Dembélé in Dortmund vermeidet. „Für die Zukunft kann das wichtig sein. Denn es zeigt doch jungen Spielern, dass sie zu uns kommen und sich später auch noch anderweiti­g orientiere­n können.“

 ??  ?? Bye, bye Raul Bobadilla. Aber schon beim ersten Heimspiel des FCA, am 26. August, könnte es ein Wiedersehe­n geben, denn dann kommt Gladbach in die WWK Arena.
Bye, bye Raul Bobadilla. Aber schon beim ersten Heimspiel des FCA, am 26. August, könnte es ein Wiedersehe­n geben, denn dann kommt Gladbach in die WWK Arena.
 ?? Fotos: Ulrich Wagner ?? Immer wieder zeigte sich Raul Bobadilla auch als liebevolle­r Vater mit seinem Sohn Noah im Stadion.
Fotos: Ulrich Wagner Immer wieder zeigte sich Raul Bobadilla auch als liebevolle­r Vater mit seinem Sohn Noah im Stadion.
 ??  ?? Im Januar 2017, im Spiel gegen die TSG Hoffenheim, wurde über Videoleinw­and noch die Vertragsve­rlängerung von Raúl Bobadilla bis 2020 bekannt gegeben.
Im Januar 2017, im Spiel gegen die TSG Hoffenheim, wurde über Videoleinw­and noch die Vertragsve­rlängerung von Raúl Bobadilla bis 2020 bekannt gegeben.

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