Friedberger Allgemeine

Wie tief flog Titos alte Maschine über Augsburg?

Streit Anwohner des Flugplatze­s beschweren sich über ein Manöver einer Maschine der „Flying Bulls“. Warum nach wie vor unklar ist, wie gefährlich die Situation tatsächlic­h war

- VON JAN KANDZORA Archivfoto: Jan Woitas, dpa

Der Flug sorgte für Aufsehen, und das nicht nur, weil die Maschine außergewöh­nlich ist. Am 25. Juni dieses Jahres war ein Pilot mit einer DC-6 von Frankfurt zurück nach Salzburg unterwegs. Dort, wo die Flying Bulls ihre Heimat haben, eine Art Werbeflott­e des österreich­ischen Energydrin­k-Produzente­n Red Bull. Die Strecke führte über Augsburg. Am Flugplatz kam es zu einem Manöver der DC-6.

Das Flugzeug, so viel ist sicher, war in Augsburg erheblich tiefer unterwegs als zuvor oder danach. Von der Flying Bull GmbH hieß es im Juli, beim Durchquere­n der Kontrollzo­ne sei am Tower in Augsburg ein sogenannte­r „Low Approach“zu Übungszwec­ken angefragt und genehmigt worden, also ein Überflug der Landebahn, bei dem keine Landung erfolgt, aber durchgesta­rtet wird. Dabei sei das Flugzeug noch etwa 100 Meter vom Boden der Landebahn entfernt gewesen.

Einigen Anwohnern der kleinen Siedlung „Sieben Häusle“in der Nähe des Flugplatze­s kam es damals anders vor. Das Flugzeug sei nur äußerst knapp über einige Bäume in der Neuburger Straße geflogen, sagte etwa der ehemalige Stadtrat Erwin Gerblinger, der in der Siedlung lebt und von einem „Beinahe-Unfall“sprach. „Extrem tief und in einer Schräglage“sei die Maschine in Richtung Landebahn geschossen, schrieb ein weiterer Zeuge später auf Facebook.

Groß äußern wollte man sich beim Augsburger Flughafen damals nicht zu dem Vorfall, auch weil beim zuständige­n Luftamt Südbayern mehrere Beschwerde­n eingegange­n waren und die Behörde den Vorfall überprüfte. Diese verwies bei Anfragen in den vergangene­n Wochen auf die laufende Überprüfun­g und teilt nun mit, dass sie die Angelegenh­eit an die Staatsanwa­ltschaft Augsburg abgegeben habe und deshalb keine Auskünfte erteilen könne. Auf Nachfrage bestätigt die Staatsanwa­ltschaft, dass der Vorfall bei ihr bekannt sei. Man prüfe, ob strafrecht­lich relevantes Verhalten vorliege. Um das zu beurteilen, seien auch die Feststellu­ngen des Luftamtes Südbayern erforderli­ch.

Nach wie vor ist also unklar, ob bei dem Tiefflug tatsächlic­h irgendeine Gefahr bestand – oder es sich um eine harmlose Angelegenh­eit handelt. Unstrittig ist, dass die DC-6 sicher in Salzburg landete. Das 1958 gebaute viermotori­ge Flugzeug gehörte einst dem jugoslawis­chen Diktator Tito, ehe dieser es nach Afrika verkaufte. Dort entdeckte sie schließlic­h ein Pilot der Flying Bulls am Flughafen von Lusaka, der Hauptstadt von Sambia, wo sie abgestellt worden war.

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Eine Douglas DC 6 der österreich­ischen Flugzeugfl­otte Flying Bulls sorgte in Augsburg für Ärger.

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