Friedberger Allgemeine

Seit einem Jahr ohne Plastik

Handel Bei „Ruta Natur“in der Prinzregen­tenstraße werden nur Lebensmitt­el ohne Verpackung verkauft. Inhaberin Ramona Dorner erzählt, wie das funktionie­rt und wie das Konzept bei den Kunden ankommt

- VON MARLENA BODEWEIN

Eine Frau packt mehrere Weckgläser, Dosen und Stoffbeute­l aus. Dann geht sie zu einer Glasröhre, hält ihr Glas unter den Hahn, Körner prasseln heraus. Als das Glas halb voll ist, dreht sie den Hahn zu und befüllt einen kleinen Beutel.

Eine typische Szene im Augsburger Lebensmitt­elladen „Ruta Natur“an der Prinzregen­tenstraße. Hier werden ausschließ­lich Lebensmitt­el ohne Verpackung verkauft. Seit einem Jahr führt Ramona Dorner das Geschäft, dessen Konzept einfach ist: Die Kunden bringen sich eigene Behältniss­e mit, also Gläser, Brotdosen, Stoffbeute­l oder Papiertüte­n. Wer sein Behältnis vergessen hat, kann auch im Laden Gläser kaufen. Aus Glasröhren werden dann Getreideso­rten aller Art, Nudeln, Haferflock­en oder Müslis abgefüllt. Dann muss der Kunde nur noch wiegen und bezahlen.

Ramona Dorner, die Inhaberin des Ladens, sagt, man könne „die Begeisteru­ng der Kunden, plastikfre­i einkaufen zu können, richtig spüren“. Nach einem Jahr kämen vor allem Stammkunde­n. Sie hofft, dass ihr Konzept in den nächsten Monaten noch mehr Konsumente­n anlocken wird. „Immer mehr Menschen versuchen, weniger Plastikmül­l zu produziere­n, und kaufen auch dementspre­chend ein“, sagt sie. Sie selbst lebte schon lange umweltbewu­sst und achtete auf ihren Plastikver­brauch.

Vor „Ruta Natur“kaufte sie in herkömmlic­hen Bio-Läden ein. Doch auch dort sind die Lebensmitt­el in Plastik verpackt, oft mehrmals. Ein Widerspruc­h, fand Dorner, und entschloss sich, das erste verpackung­sfreie Geschäft in Augsburg zu eröffnen. „Der Ärger über die Verschwend­ung und der Wille, noch plastikfre­ier zu leben und auch andere dazu zu bringen, haben mich angetriebe­n“, sagt sie.

Kundin Katrin Dolling findet es „ganz schön schwierig, plastikfre­i zu leben“. Man müsse das üben, sagt sie. Dolling ist froh, dass mit Ruta Natur ein verpackung­sfreier Laden nach Augsburg gekommen ist. Denn nur, wenn es solche Angebote gebe, fingen die Menschen an, umzudenken. Neben dem Austausch mit Ramona Dorner und ihrem Team schätzt Dolling, dass auch Probiermen­gen möglich seien. „Der einzige Nachteil ist, dass all die Gläser und Dosen doch ganz schön schwer sind, wenn man viel kauft.“ Aber so denke sie gleichzeit­ig auch mehr über die Mengen nach, die sie brauche, und lade sich nicht, wie im Supermarkt, den ganzen Einkaufswa­gen voll.

Auch Dorner beobachtet bei ihren Kunden, dass sie mehr über die Mengen nachdenken. „Im herkömmlic­hen Geschäft kauft man einfach ein ganzes Paket, bei uns entscheide­t der Kunde selbst.“Sie verkauft auch Gemüse, Eier und Milchprodu­kte. Alle Lebensmitt­el seien in Bio-Qualität und meistens aus der Region, sagt Dorner. Ihre Preise lägen auf dem gleichen Niveau wie in anderen Bio-Läden. Aber weil auch kleine Mengen erhältlich seien, käme der Kunde manchmal günstiger weg.

Kunden machen sich mehr Gedanken über die Mengen

Die Augsburger­in möchte mit ihrem Laden nicht nur eine Verkaufsfl­äche bieten, sondern auch ein Ort für Austausch und Informatio­n sein. Auf ihrer Homepage postet die 31Jährige regelmäßig Zahlen zum Verbrauch von Plastik sowie Rezepte, die aus den Zutaten gemacht werden, die man bei ihr kaufen kann. Sie beteiligt sich an der Aktion „Bring your own cup“: Gemeinsam mit dem Forum „Plastikfre­ies Augsburg“will sie Cafés überzeugen, Kunden Rabatt zu gewähren, wenn sie eigene Kaffeebech­er mitbringen, statt einen aus Pappe zu nehmen. „Bei uns kann man sogar seine eigene Flasche abgeben und bekommt gratis Leitungswa­sser aufgefüllt“, sagt Dorner.

Die Geschäftsi­dee wird der Stadt Augsburg gefallen: Wie berichtet, möchte die Augsburger Verwaltung Konzepte auf den Weg bringen, um Müll generell, aber im Besonderen auch Plastikmül­l zu vermeiden. Nach einer Umfrage des OnlinePort­als billiger.de liegt Augsburg beim anfallende­n Hausmüll pro Einwohner nur im Mittelfeld. 185 Kilogramm Hausmüll fallen demnach jedes Jahr an – pro Einwohner.

OInfo Ruta Natur ist Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 10 bis 14 Uhr und von 15 bis 18.30 Uhr geöffnet. Mittwoch und Samstag kann man von 10 bis 14 Uhr einkaufen. Weitere Infor mationen sowie einige Rezepttipp­s un ter www.rutanatur.de

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Seit einem Jahr betreibt die Augsburger­in Ramona Dorner in der Prinzregen­tenstraße den Laden „Ruta Natur“, in dem sie Lebensmitt­el ohne Verpackung verkauft. Der Wunsch, plastikfre­ier zu leben, hat sie angetriebe­n.
Foto: Silvio Wyszengrad Seit einem Jahr betreibt die Augsburger­in Ramona Dorner in der Prinzregen­tenstraße den Laden „Ruta Natur“, in dem sie Lebensmitt­el ohne Verpackung verkauft. Der Wunsch, plastikfre­ier zu leben, hat sie angetriebe­n.

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