Der kleine, aber feine Unterschied
Bundestagswahl Wie es zu erklären ist, warum beim FDP-Kandidaten die Schreibweise des Namens auf dem Stimmzettel vom Wahlplakat abweicht. Die Liberalen sind immer wieder für Überraschungen gut
Der junge Mann mit der Brille lächelt derzeit auf vielen Plakaten am Straßenrand Passanten und Autofahrern entgegen. „Der Zukunft eine Chance geben“, ist die Botschaft des Kandidaten der Freien Demokraten. Blau unterlegt ist in weißen Buchstaben der Name des FDP-Kandidaten zu lesen: Maximilian Funke-Kaiser. Ein Mann mit Doppelnamen. Wer nun allerdings auf den Stimmzettel blickt, der für den Wahlkreis 252 Augsburg-Stadt als offizielles Dokument gilt, reibt sich verwundert die Augen. Für die FDP tritt hier kein Kandidat mit Bindestrich im Namen an. Auf dem weißen Papier ist in schwarzen Buchstaben zu lesen: Funke genannt Kaiser, Maximilian. Ein in dieser Form durchaus außergewöhnlicher Name.
„Darauf werde ich wahrlich nicht zum ersten Mal angesprochen“, sagt der 24-jährige Immobilienverwalter, der für die FDP kandidiert. Funke genannt Kaiser, sei aber nun in der Tat sein korrekter Namen. So stehe er selbstverständlich auch im Personalausweis. Dass er in vielen Fällen auf den Bindestrich zurückgreife, sei der Einfachheit geschuldet: „Das macht es mir mit dem Namen leichter.“In Bayern sei dieser Zusatz mit dem Wort „genannt“sehr, sehr ungewöhnlich, sagt Maximilian Funke-Kaiser. Seine Familie stamme aus Westfalen. In dieser Gegend sei der Zusatz bekannter. Der Name gehe auf dörflich geprägte Strukturen zurück. Die Erklärung lautet: Hatte ein Hof keinen männlichen Erben, so sollte bei einer Übernahme des Hofes durch einen anderen Bauern der Hofname nicht verloren gehen. Der neue Bauer erhielt darum den Hofnamen und sein ursprünglicher Familienname trat hinter den Hofnamen zurück. So war es auch bei Funke und Kaiser, wie Maximilian Funke-Kaiser weiß: „Der Name stammt laut Forschungen aus dem Münsterland. Aktenkundig wurde er erstmalig kurz vor 1600. Es hatten sich zwei Gutshöfe verheiratet, wobei der eine Gutshof „Funke“und der andere Gutshof „Kaiser“hieß.
Die Familienhistorie holt den FDP-Mann, der auf der bayerischen Liste auf Platz 16 steht, nun bei der Bundestagswahl ein. Die Partei hatte ihn als Kandidaten mit Bindestrich gemeldet. Doch dem Landeswahlleiter fiel es auf, dass es eben nicht der korrekte Namen ist. Daher taucht auf dem Stimmzettel die ungewöhnliche Schreibweise auf.
Es ist im Übrigen nicht zum ersten Mal, dass es aus Reihen der FDP eine Besonderheit bei der Bundestagswahl im Wahlkreis Augsburg gibt, wenn es um Namen von den Kandidaten geht. Ein Rückblick: Im Jahr 2005 trat Miriam Gruß, Mädchenname Krebs, als FDP-Kandidatin an. Sie schaffte damals den Sprung in den Bundestag. Als Frau Gruß. Doch auf dem Stimmzettel und den Wahlplakaten stand noch Miriam Krebs. Kurz vor der Wahl im September hatte Miriam Gruß, die heute Bürgermeisterin in Gundelfingen ist, geheiratet.