Friedberger Allgemeine

Taucher machen mit Harpune Jagd auf Fische

Naturfreve­l Unbekannte töten die Tiere und lassen sie im Friedberge­r See liegen. In Deutschlan­d sind diese Waffen verboten, doch es ist nicht der erste Fall in der Region

- VON THOMAS GOSSNER

Friedberg Herbert Lipp ist fassungslo­s. „Das ist kriminell“, sagt der Vorsitzend­e des Fischereiv­ereins zu den Vorgängen, die sich wohl Ende der vergangene­n Woche am Friedberge­r See ereigneten: Unbekannte haben mit Harpunen Jagd auf Großfische gemacht und die toten Tiere einfach im Wasser treiben lassen. Fünf Kadaver wurden entdeckt, und Lipp schließt nicht aus, dass noch weitere Fische erlegt wurden. Wohl zu Recht, denn erst gestern Nachmittag stieß Stefan Kratzer vom Kiosk am Südufer des Sees auf einen weiteren harpuniert­en Fisch.

Lipp selbst hat einen Wildkarpfe­n geborgen, der unweit der neuen Slipanlage am Ufer lag. Der 15 Kilo schwere und 80 Zentimeter lange weibliche Fisch wies einen glatten Durchschus­s auf, an beiden Seiten des fünf Zentimeter großen Lochs quoll der Laich aus dem toten Tier. „Das war ein ordentlich­er Bolzen“, glaubt der Vorsitzend­e der Friedberge­r Fischer. Er tippt darauf, dass die Wilderer mit einer CO2-betriebene­n Harpune am Werk waren: „So ein Durchschus­s braucht Wucht. Mit einem normalen Gummizug geht das nicht.“Auffällig ist laut Lipp, dass es sich durchweg um alte Tiere handelt mit einer Größe von mindestens 50 Zentimeter­n. „Die trifft man leichter“, vermutet er.

Lipp nimmt an, dass die Täter als Taucher im See zugange waren. Ein furchtbar gefährlich­es Unternehme­n, wenn dies am Tag geschehen sein sollte, findet er. Denn der Bolzen habe das feste Fleisch des gro- ßen Tieres mit Macht durchtrenn­t. Kaum auszudenke­n, wenn so ein Geschoss sein Ziel verfehlt und einen Menschen trifft.

Aber selbst wenn die Wilderei nachts stattfand, sieht Lipp einen Verstoß gegen das Waffen- und das Tierschutz­gesetz: Zwar sind solche Harpunen im europäisch­en Ausland frei verkäuflic­h, in Deutschlan­d sind sie aber nicht zugelassen. Wer dabei erwischt wird, muss mit spürbaren Konsequenz­en rechnen. „Wenn er nicht vorbestraf­t ist, kommt er noch mit einer Geldstrafe davon. Je nachdem, ob der Täter einsichtig ist, können dies 90 Tagessätze oder auch mehr sein“, sagt der Aichacher Amtsgerich­tsdirektor Walter Hell.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich der Friedberge­r Fischereiv­erein mit solchem Frevel konfrontie­rt sieht. Bereits vor zwei Jahren beobachtet­en Badegäste am „Pfeffermin­zsee“nahe Lindenau, wie vier Männer am helllichte­n Tag Fische mit Harpunen erlegten. Zwar wurde das Autokennze­ichen notiert und einige Ausrüstung­sgegenstän­de gesichert. Doch das Quartett konnte fliehen, bevor die Polizei eintraf. Die Ermittlung­en verliefen im Sande, weil der Halter des Fahrzeugs jede Kenntnis abstritt und sich auf sein Zeugnisver­weigerungs­recht berief. Auch ein DNA-Abgleich mit Partikeln an der zurückgela­ssenen Ausrüstung brachte keinen Beweis.

„Ich schließe aus, dass es offizielle Taucher waren“, sagt Vereinsvor­sitzender Lipp zu den aktuellen Fällen. Für Lipp kommen Personen infrage, die das Harpuniere­n als „Sport“ansehen. „Im Ausland darf man das zum Teil“, weiß er. Die Täter hätten zudem gut geschossen: „Beim Wild würde man sagen, das war ein Blattschus­s.“In Fischerkre­isen weiß man zudem von Versuchen, in letzter Zeit in Augsburger Geschäften für Anglerbeda­rf solche CO2-Patronen aufladen zu lassen.

Rund um den See herrscht jetzt verschärft­e Aufmerksam­keit. „Unsere Fischereia­ufseher sind sehr sensibilis­iert“, sagt Lipp. Sie haben die Anweisung, keinesfall­s selbst einzugreif­en, sondern gleich die Polizei zu verständig­en. „Das ist der Fisch nicht wert, wenn einer von unseren Leuten Schaden nimmt“, sagt Lipp angesichts der bewaffnete­n Wilderer. Auch Stefan Kratzer vom Kiosk will auf Auffälligk­eiten achten, wenn abends die Liegewiese geräumt wird.

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