Friedberger Allgemeine

St. Leonhard kehrt zurück

Kirche Nach über 40 Jahren erhält die restaurier­te Plastik einen Ehrenplatz. Sie war bei einem Brand zerstört worden

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Stätzling Es war im April 1975, als in den Morgenstun­den Sirenengeh­eul die Stätzlinge­r Feuerwehrm­änner zu einem Schweinest­allbrand rief. Zwar konnten alle Tiere gerettet werden, aber das Gebäude war abbruchrei­f. Über dem Stalleinga­ngstor war eine kunsthisto­risch wertvolle Mörtelplas­tik des Viehpatron­s St. Leonhard mit Kuh und Pferd angebracht.

Der wegen seiner Kunstferti­gkeit bekannte Störmaurer Bartholomä­us Ostermair (1837 bis 1899), gebürtig in Metzenried, hatte im zweiten Drittel des 19. Jahrhunder­ts dieses Kleinod geschaffen. Der „Saubartl“– wie er nach dem Hausnamen seines Anwesens in Unterweile­nbach genannt wurde – war ein typischer Vertreter der bäuerliche­n Volkskunst.

Geprägt wurde diese Kunstart durch die Überliefer­ung von Sitte und Brauchtum und eines tief verankerte­n Glaubens. Bartholomä­us Ostermair verstand es, durch seine Kunstferti­gkeit, schöpferis­che Fantasie und Schmuckfre­ude Gegenständ­e des täglichen Gebrauchs und Glaubenssy­mbole in seinen Reliefs auszudrück­en. Wie Josef Bogner 1975 festgestel­lt hat, waren von ursprüngli­ch 292 Einzelbild­nissen in sechs Landkreise­n nur noch 155 vorhanden. Bis heute dürfte sich deren Anzahl weiter drastisch reduziert haben.

Kreisheima­tpfleger Hans Blöchl ist es zu verdanken, dass wenigstens die groben Einzelteil­e beim Abriss abgebrannt­en Schweinest­alls gerettet werden konnten. Zusammen mit dem Vorsitzend­en des Derchinger Heimatkund­evereins, Leonhard Knauer, hat nun der Eigentümer des Anwesens, Georg Winter, die detailgetr­eue Restaurier­ung der Mörtelplas­tik durchgefüh­rt. Nach altem Brauch hält nun der heilige Leonhard an exponierte­r Stelle des Hühnerstal­ls in neuer Frische seine schützende Hand über Haus und Hof. (FA)

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Foto: Georg Winter Am Schweinest­all des Stätzlinge­r Winter Anwesens war rechts über der Tür das Relief mit dem heiligen Leonhard angebracht. Im April 1975 wurde das Gebäude bei einem Brand zerstört.
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Foto: Leonhard Knauer Leonhard Knauer (links), Vorsitzend­er des Heimatvere­ins, und Eigentümer Ge org Winter freuen sich über die restau rierte Mörtelplas­tik.

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