Friedberger Allgemeine

Häusliche Pflege nimmt immer mehr Raum ein

Erweiterun­g Neben der Meringer Sozialstat­ion entsteht ein zweistöcki­ger Anbau. Bis Jahresende soll das Projekt abgeschlos­sen sein. Dass die Einrichtun­g immer mehr zu tun hat, liegt auch an gesetzlich­en Änderungen

- VON GÖNÜL FREY

Mering Von Inkontinen­z bis zu familiären Konflikten – in der Pflegebera­tung von Iris Schlosser kommen sensible Themen zur Sprache. Doch bisher teilt sie sich das Büro in der Meringer Sozialstat­ion mit einer Kollegin und kann Besuchern nicht mal einen richtigen Platz anbieten. Weil Aufgaben und Mitarbeite­r ständig zunehmen, baut die Einrichtun­g derzeit an. Noch vor Jahresende sollen die neuen Räume fertig sein.

Auf zwei Stockwerke­n stehen dann insgesamt rund 220 zusätzlich­e Quadratmet­er Nutzfläche zur Verfügung. Die Bodenplatt­e ist bereits verlegt. „Wir liegen bisher gut im Zeitplan und auch im Kostenrahm­en“, sagt Karl-Heinz Brunner, Zweiter Vorsitzend­er der Ambulanten Kranken- und Altenpfleg­e, die Bauherr für die Erweiterun­g ist. Mitte September soll die Firma Regnauer, die bereits 1998 das bestehende Gebäude in der Lechstraße errichtete, in Fertigbauw­eise den Anbau schaffen. „In drei Wochen steht das Haus samt Estrich“, sagt Brunner. Dieser braucht etwa sechs Wochen, um auszutrock­nen. Dann wird das Gebäude fertiggest­ellt.

Spannend wird es bei der Verbindung von Alt- und Neubau. Im heu- Büro der stellvertr­etenden Pflegedien­stleiterin schneiden die Arbeiter eine Öffnung aus der Wand und errichten einen überdachte­n Gang. Im jetzigen Gruppenrau­m entstehen durch Trennwände neue Büros. Das alles passiert im laufenden Betrieb: „Wir können die Sozialstat­ion nicht für zwei Wochen zu machen. Das geht nicht“, sagt Ambulante-Schriftfüh­rer Guido Schlosser.

Das Erdgeschos­s des Anbaus wird komplett barrierefr­ei. Hier entsteht ein neuer, großer Gruppenrau­m von rund 70 Quadratmet­ern, der mit einer mobilen Wand je nach Bedarf noch einmal teilbar ist. Der neue Raum erhält außerdem eine moderne Medienauss­tattung samt Beamer, sodass er gut für Fortbildun­gen nutzbar ist.

„Einmal im Monat haben wir Dienstbesp­rechung mit allen Mitarbeite­rn, die passen eigentlich gar nicht mehr in unseren alten Gruppenrau­m“, erklärt Brunner. Denn mittlerwei­le sind gut 65 Angestellt­e für die größte Sozialstat­ion des gan- zen Landkreise­s tätig. Sie bietet mit ihrem Dienst häusliche Pflege, Beratung und auch Essen auf Rädern und betreut rund 800 Patienten in 16 Gemeinden.

Gesellscha­ftliche Entwicklun­gen aber auch aktuelle Gesetzesän­derungen schlagen sich spürbar in der täglichen Arbeit nieder. Iris Schlosser verweist hier auf das dritte Pflegestär­kungsgeset­z, das darauf abzielt, dass die Menschen länger zu Hause betreut werden. Hat ein Betreuungs­bedürftige­r eine Pflegestuf­e, so sind die Angehörige­n verpflicht­et, regelmäßig­e Pflegebesu­tigen che in Anspruch zu nehmen. „Das hat in den vergangene­n drei Jahren sehr zugenommen und wird auch noch mehr werden“, ist sich Iris Schlosser sicher. Früher lief diese Aufgabe bei verschiede­nen Mitarbeite­rn der Sozialstat­ion nebenher. „Aber jetzt ist die Pflegebera­tung bei mir gebündelt. Ich habe dafür auch einige Weiterbild­ungen besucht“, erklärt sie.

Noch teilt sie sich ein enges Büro mit dem Hausnotruf. Für schwierige oder vertraulic­he Gespräche weicht sie in Büros anderer Kollegen aus. Sobald der Anbau fertig ist, darf sie den bisherigen Raum der Ambulanten übernehmen. Der Verein zieht dann nämlich in das erste Geschoss des Neubaus. Dort entstehen insgesamt zwei Büros, ein Sozialraum und ein Besprechun­gsraum mit 33 Quadratmet­ern. Sollte es wieder eng werden, wäre dieser aber noch einmal in zwei Büroräume teilbar. Der Anbau mit dem großen Gruppenrau­m erhält einen eigenen Eingang, damit nicht alle Besucher den Altbau durchquere­n müssen. Denn vor allem am Nachmittag werden im neuen Gruppenrau­m wieder verschiede­nste Veranstalt­ungen stattfinde­n wie Kreativang­ebote für Demenzkran­ke oder die Treffen der integrativ­en Gruppe „Miteinande­r – Füreinande­r“. Später soll dort noch eine Außenterra­sse entstehen, ebenfalls barrierefr­ei nutzbar.

Insgesamt wird die Erweiterun­g gut eine halbe Million Euro kosten. Dazu gibt es 125000 Euro als Zuschuss von der Stiftung Deutsches Hilfswerk aus dem Zweckertra­g der Fernsehlot­terie. 85 000 Euro steuern die Kommunen bei, in denen die Sozialstat­ion tätig ist, rund 150000 Euro kann die Ambulante an Eigenmitte­ln aufwenden und den Rest deckt ein Kredit in Höhe von 200000 Euro ab, erklärt Brunner.

Im jetzigen Gruppenrau­m entstehen durch Trennwände neue Büros

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