Gefährlich für Verbraucher
Das ist eine Lehrstunde über elementare Gefahren für Marktwirtschaft und Wettbewerbs-Gerechtigkeit. Denn offensichtlich setzt die Bundesregierung alles daran, Filetstücke der insolventen Gesellschaft Air Berlin an die deutsche Nummer eins, Lufthansa, weiterzureichen. Aus nationaler wirtschaftspolitischer Sicht mag es für ein solches Vorgehen gute Argumente geben: Denn die LufthansaManager haben große Probleme, sich brutaler Wettbewerber zu erwehren. Gegen die Kranichlinie findet eine Art Zangenangriff statt: Auf der einen Seite machen ihr wirtschaftlich erfolgreiche Preisbrecher wie der irische Anbieter Ryanair auf Kurz- und Mittelstrecken massiv zu schaffen. Auf der anderen Seite jagen der deutschen Airline bei Interkontinental-Flügen mit Scheich-Geldern subventionierte Anbieter wie Emirates Kunden ab.
Deshalb passt den LufthansaManagern die Air-Berlin-Pleite ins Konzept. Mit der Übernahme von Teilen der Gesellschaft soll vor allem die gegen Ryanair und Easyjet aufgebaute Billig-Tochter Eurowings gestärkt werden. Doch national-industrielle Überlegungen dürfen nicht ausschlaggebend sein.
Am Ende müssen die Belange von Verbrauchern Vorrang haben. Denn wenn die Lufthansa, was zu befürchten ist, bevorzugt wird, erreicht der Konzern in Deutschland eine inakzeptable Dominanz. Das Resultat daraus lautet erfahrungsgemäß: steigende Preise. Dann hätte die Bundesregierung im guten Willen, den nationalen Champion zu stärken, einen marktwirtschaftlichen Sündenfall begangen, den Konsumenten bezahlen müssen.