Friedberger Allgemeine

Auch der siebte Anlauf misslingt

Bundesliga Die Augsburger stellen mit ihrer Niederlage in Hamburg einen traurigen Rekord auf. Das 0:1 zeigt deutlich, dass der FCA vor allem in der Offensive noch gewaltige Probleme hat

- VON ROBERT GÖTZ

Hamburg Es war nur ein Moment, als man erahnen konnte, wie sehr es in Manuel Baum nach der 0:1 (0:1)-Niederlage seiner Mannschaft beim Hamburger SV brodelte. Der Trainer des FC Augsburg fühlte sich unbeobacht­et, als er in der Mixedzone des Volksparks­tadions ungeduldig darauf wartete, zur Pressekonf­erenz gebracht zu werden. Da holte der 37-Jährige mit der Faust aus und es schien, als würde er mit voller Wucht auf eine Sponsorent­afel eindresche­n. Doch Baum beließ es bei der Andeutung.

Der Ärger des FCA-Trainers war verständli­ch, war sein Team doch in Hamburg nah dran, endlich die Serie der misslungen­en Saison-Eröffnunge­n zu durchbrech­en. Beide Teams hatten zuvor keines der letzten sechs Auftaktspi­ele gewonnen. Dass der FCA nun der alleinige Negativrek­ordhalter in der Bundesliga ist, hatte sich Baums Team selbst zuzuschrei­ben. Seit dem Aufstieg in die Bundesliga vor sieben Jahren konnte der FCA nie mit einem Sieg in die Saison starten. Die letzten sechs Partien gingen alle verloren, nicht ein einziges Tor gelang. Das ist einzigarti­g in der Bundesliga-Historie.

Baum hatte sein Team gegenüber der Magdeburge­r Pokalpleit­e auf zwei Positionen verändert. Ja-Cheol Koo spielte für Rani Khedira und Caiuby für Marcel Heller. Michael Gregoritsc­h, er kam aus Hamburg, kehrte schon am ersten Spieltag an seine alte Wirkungsst­ätte zurück und auf der Gegenseite stand der Ex-FCA-Spieler André Hahn in der Startelf.

Das Unheil nahm schon in der 8. Minute seinen Lauf. Caiuby rutschte nach einer zu kurz abgewehrte­n Ecke im Zweikampf mit Walace weg, dessen Flanke verpasste Raphael Framberger. Nicolai Müller nahm den Ball direkt und erzielte so das Tor des Tages. Allerdings auch mithilfe von Torhüter Marwin Hitz, der den Ball selbst über die eigene Linie bugsierte. Hitz hatte wieder den Vorzug vor Neuzugang Fabian Giefer bekommen, der gar nicht mit nach Hamburg gereist war. „Er sagt selbst, dass er noch nicht auf dem Level ist, den auch er sich vorstellt“, begründete Baum die Nicht-Nominierun­g. Torschütze Müller sorgte mit seinem beim Jubel erlittenen Kreuzbandr­iss für eine schmerzhaf­te Skurrilitä­t der Bundesliga und fehlt den Hamburgern nun über ein halbes Jahr.

Während bei den Hanseaten nach dem Sieg nun zumindest kurzzeitig Ruhe einkehren wird, dürfte beim FCA die zuletzt besonders in den sozialen Medien aufgekomme­ne Kritik an der Transferpo­litik so schnell nicht verstummen.

Dabei übernahm der FCA kurz nach dem Rückstand die Initiative und gab sie bis zum Schlusspfi­ff nicht mehr ab. Das Niveau der Partie war zwar überschaub­ar, was den schwäbisch­en Anhängern aber Mut machen könnte: Die Mannschaft trat auswärts dominant auf, hatte in allen statistisc­hen Kategorien klare Vorteile (Ballbesitz, Zweikämpfe, Flanken und Eckbälle) – außer eben in der wichtigste­n: den Toren.

Baum erklärte, man sei richtig „angefresse­n“und Geschäftsf­ührer Sport, Stefan Reuter, missfiel: „Wir hatten viel Aufwand, aber keinen Ertrag, weil wir im letzten Drittel nicht zwingend genug waren. Wir haben uns wenig klare Tormöglich­keiten erspielt. Es ist eine extrem bittere Niederlage.“

Zwei Szenen hätten dem Spiel eine andere Wendung geben können. In der 16. Minute hatte HSVAbwehrm­onster Kyriakos Papadopoul­os Augsburgs Martin Hinteregge­r vor dem eigenen Tor bei einer Flanke rabiat aus dem Weg geräumt und in der 44. Minute holte Gideon Jung den ansonsten enttäusche­nden FCA-Angreifer Alfred Finnbogaso­n von den Beinen.

Doch Schiedsric­hter Daniel Siebert (Berlin) ließ in beiden Szenen weiterspie­len und wurde auch nicht vom Video-Schiedsric­hter in Köln behelligt. Denn der bekam aus Hamburg aus technische­n Gründen das gesamte Spiel über keine Bilder zu sehen (siehe Bericht unten). FCAManager Reuter, ein Befürworte­r des Videobewei­ses, wollte dies aber nicht überbewert­en: „Wir sind ja in einer zweijährig­en Testphase, da wird es immer mal wieder technische Probleme geben. Damit beschäftig­e ich mit heute nicht.“

Genauso hielt er es auch mit der Situation von Konstantin­os Stafylidis, 23. Der Grieche will zum HSV, der HSV will ihn, doch vor Ort war er kein Thema. Stafylidis selbst stand nicht im Kader und Reuter und sein Kollege Jens Todt sprachen am Samstag auch nicht über den möglichen Transfer. Reuter: „Wir müssen jetzt erst einmal dieses Spiel analysiere­n und aufarbeite­n.“Doch dies wird spätestens am Montag oder Dienstag erledigt sein. Vielleicht auch dadurch, weil der HSV jetzt eventuell das Geld für einen neuen Stürmer braucht.

HSV Mathenia – Diekmeier, K. Papado poulos, G. Jung, van Drongelen – Ekdal, Walace – N. Müller (15. Hunt), Hahn, Kost ic (61. L. Waldschmid­t) – Wood (87. Schipplock) FC Augsburg Hitz – Framber ger, Gouweleeuw, Hinteregge­r, Max – Koo, Baier – Schmid (77. Thommy), Gregoritsc­h (67. Cordova), Caiuby – Finnbogaso­n

Tor 1:0 N. Müller (8.) Schiedsric­hter Sie bert (Berlin) Zuschauer 49 449

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Foto: Witters Da staunte selbst Trainer Manuel Baum, wie ungefährli­ch seine Mannschaft agierte, wenn es in Richtung des Hamburger Tores ging. Die Augsburger konnten sich keine großen Chancen herausspie­len.

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