Friedberger Allgemeine

Übers Allgäu nach Hawaii

Triathlon Die beiden Favoriten dominieren im Allgäu vor 30000 Zuschauern. Dahinter gibt es einen spannenden Zweikampf – und im Ziel dann einen Plausch während der Dopingkont­rolle

- VON ANDREAS KORNES

Augsburg Seit gestern darf sich Jan Frodeno deutscher Meister nennen. Für den besten Triathlete­n der Welt, der Olympiasie­ger war und gerade den dritten Triumph beim legendären Ironman auf Hawaii anstrebt, ist das ein Titel, der, nun ja, keine Ekstase mehr auslöst. Zumal Frodenos Sieg beim Allgäu-Triathlon gestern, der gleichzeit­ig als deutsche Meistersch­aft über die Mitteldist­anz firmierte, wenig überrasche­nd kam. 3:49:55 Stunden benötigte der 36-Jährige zwei Tage nach seinem Geburtstag für 1900 Meter Schwimmen im Alpsee bei Immenstadt, 84 Kilometer auf dem Rad und 20 Kilometer Laufen.

„Die Abfahrten hier sind so cool, so viele Kurven und anspruchsv­olle Strecken, das hat richtig viel Spaß gemacht, auch wenn der Leidensant­eil relativ hoch ist“, sagte Frodeno im Ziel. „Das letzte Mal hatte ich so viel Spaß beim Gokart-Fahren.“

Bei den Frauen war ebenfalls die Favoritin am schnellste­n unterwegs. Daniela Ryf aus der Schweiz, genau wie Frodeno amtierende HawaiiSieg­erin, überquerte nach 4:03:35 Stunden als Erste die Linie. „Ich bin ohne Erwartunge­n ins Allgäu gekommen und war sehr überrascht, wie viele Zuschauer hier waren und wie toll die Atmosphäre war. Das war nicht mein letzter Start hier.“

Über 22 Minuten nach Ryf kam mit Lena Berlinger die neue deutsche Meisterin ins Ziel. Eine kleine Überraschu­ng schaffte Tamara Hitz aus Kempten. Bei ihrem Heimrennen wurde sie Vierte (4:34:45).

Anders als die schnelle Schweizeri­n konnte sich Frodeno keinen derart komfortabl­en Vorsprung erarbeiten. Vorjahress­ieger Roman Deisenhofe­r aus Augsburg (4:01:41 Stunden) bot dem Favoriten vor allem auf dem Rad Paroli und verlor dort nur rund 30 Sekunden. „Nach dem Schwimmen hatte ich drei Minuten Rückstand und habe dann alles versucht, nicht weiter abreißen zu lassen“, sagte Deisenhofe­r. Von Platz sieben arbeitete er sich im Feld auf Rang zwei nach vorne. „Leider hat mir Jan dann beim Laufen noch ein paar Minuten gegeben. Da war nichts zu machen. Er ist einfach eine Klasse für sich.“

Stattdesse­n musste Deisenhofe­r plötzlich um Platz zwei kämpfen. Christophe­r Hettich aus Backnang zog auf der Laufstreck­e vorbei, konnte das hohe Tempo aber nicht bis zum Schluss durchhalte­n (4:02:09). Zwei Kilometer vor dem Ziel holte sich Deisenhofe­r den Platz hinter Frodeno zurück. Sein Fazit: „Deutscher Vizemeiste­r hinter dem besten Triathlete­n der Welt ist nicht ganz schlecht. Ich bin zufrieden, auch wenn ich mich nicht besonders gut gefühlt habe.“Und Zeit für einen Plausch mit Frodeno blieb dann auch noch – beim gemeinsame­n Warten auf die Dopingkont­rolle.

Während die Top-Athleten im Ziel also einen Urinbecher in die Hand gedrückt bekamen, zogen die Organisato­ren schon eine erste Bilanz. 30000 Zuschauer hatten die rund 1800 Sportler im Zielbereic­h und an der Strecke angefeuert. „Am wichtigste­n ist, dass es keine Unfälle gab. Alles hat perfekt funktionie­rt und wir wissen jetzt, dass das Format auch funktionie­rt, wenn so viele Zuschauer kommen“, sagte Rennleiter Christoph Fürleger.

Mit dem Auftritt der beiden Triathlon-Stars Frodeno und Ryf war er ebenfalls zufrieden. Beide hätten sich bei der Pasta-Party am Vorabend als nahbar präsentier­t. Frodeno brühte und verkaufte gestern Nachmittag zudem auch noch eine Stunde lang Kaffee seiner eigenen Marke. Wie schon Ryf ließ auch er anklingen, im nächsten Jahr wieder ins Allgäu kommen zu wollen.

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Foto: Benedikt Siegert Jan Frodeno schaffte beim Allgäu Triathlon vor malerische­r Kulisse einen souveränen Start Ziel Sieg.
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Foto: Hafner Im Alpsee mussten die Triathlete­n die erste Etappe absolviere­n.
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Foto: afp Ingrid Klimke holte sich EM Gold in Polen.
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R. Deisenhofe­r

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