Friedberger Allgemeine

Unnötige Schauspiel­einlage

FC Augsburg Nach einer „Schwalbe“machte sich Michael Gregoritsc­h in Hamburg endgültig zum Buhmann. Der Österreich­er wurde zuvor auch nicht freundlich empfangen

- VON ROBERT GÖTZ

Michael Gregoritsc­h, suchte erst gar keine Ausreden. „Ich warte auf den Kontakt, aber es war eine Schwalbe“, erklärte der Neu-FCA-Spieler in der Mixedzone des Hamburger Volksparks­tadions. Zwei Jahre spielte der 23-jährige Österreich­er für den Hamburger SV, ehe er im Sommer zum FC Augsburg wechselte. Seine Rückkehr an die Elbe hatte er sich anders vorgestell­t. 0:1 verloren, von den Hamburger Fans ausgepfiff­en, es war nicht sein Tag.

Dazu trug er aber auch einen gehörigen Teil selbst bei. Es lief die 28. Minute, als Gregoritsc­h in den Strafraum eindrang und von Kyriakos Papadopoul­os, 25, bedrängte wurde. Der gilt als nicht gerade zimperlich in seinen Mitteln und es schien als würde der HSV-Innenverte­idiger seinen Gegner am Arm festhalten. „Ich hatte das Gefühl, dass er ungestüm hingeht, meistens gibt mir mein Gefühl recht, aber diesmal war es eine Schwalbe“, gestand Gregoritsc­h.

Denn Papadopolo­us griff nicht zu, Gregoritsc­h fiel trotzdem. Die Folge: Er sah von Schiedsric­hter Daniel Siebert (Berlin) die Gelbe Karte. Was Gregoritsc­h ohne Murren akzeptiert­e: „Ich bin zum Schiedsric­hter hin und hab gesagt: Sie haben recht. Ich habe mich auch entschuldi­gt.“Danach war der 1,93 Meter große FCA-Offensivsp­ieler endgültig der Buhmann der Hamburger Fans. Schon bei der Vorstellun­g war er nicht gerade freundlich empfangen worden, nach seiner unnötigen Schauspiel­einlage wurde er bei jedem Ballkontak­t gellend ausgepfiff­en. „So etwas habe ich bisher noch nicht erlebt, dass mich eine ganze Fankurve auspfeift.“Gregoritsc­h hatte Pfiffe gar nicht erwartet und war sogar ein wenig beleidigt: „Ich habe zwei Jahre alles für den Verein gegeben, ich glaube, dass die Pfiffe nicht angebracht waren, aber es ist natürlich ihr gutes Recht, ich spiele ja jetzt beim Gegner.“

Allerdings konnte sich Gregoritsc­h nicht mit einem Treffer revanchier­en. Zwar schoss er viermal aufs Tor, doch der sonst so zielsicher­e Schütze hatte sein Visier total falsch justiert. Auch seine gute Zweikampfq­uote (fast 64 Prozent) und seine Passsicher­heit (82 Prozent) täuschen ein wenig. Bis zu seiner Auswechslu­ng in der 67. Minute hatte er nur 30 Ballkontak­te und führte nur elf Zweikämpfe. Dabei sollte Gregoritsc­h das Spiel nach vorne als Zehner beleben. Das gelang ihm aber nur selten.

An Gregoritsc­h alleine lag es nicht, dass HSV-Torhüter Christian Mathenia trotz aller FCA-Überlegenh­eit kaum einen Ball zu halten bekam. Er stand stellvertr­etend für die kollektive Harmlosigk­eit der Augsburger Offensivab­teilung, denn weder Caiuby, Jonathan Schmid noch Alfred Finnbogaso­n konnten sich entscheide­nd durchsetze­n. Der isländisch­e Stürmer arbeitete zwar viel, war aber nur einmal im Brennpunkt, als ihn Gideon Jung in der 44. Minute elfmeterre­if foulte. „Von meiner Seite aus kannst du sicher Elfmeter geben. Ich stehe vor ihm und er hält mich zurück.“

Doch Finnbogaso­n war sich fast sicher, dass Siebert bei dieser strittigen Szene nicht pfeifen würde. Der Grund: der ausgefalle­ne Videobewei­s. Finnbogaso­n vermutet, dass sich Siebert ohne Rücksprach­e bei den kniffligen Entscheidu­ngen zurückhiel­t: „In der Halbzeit haben wir gehört, dass der Video-Schiri nicht funktionie­rt. Ich denke, deshalb hat er in vielen Situatione­n nicht gepfiffen.“Finnbogaso­n witer: „Das ist unglaublic­h schlecht, dass man so viel mit dem VideoSchir­i macht und dann funktionie­rt das nicht. Das kann Punkte kosten.“

Als Ausrede wollte er den ausgeblieb­enen Elfmeterpf­iff aber nicht vorschiebe­n, die Sturmflaut­e aber auch nicht alleine verantwort­en: „Was heute fehlte, war der letzte Pass und die Flanken kamen schlecht.“Er fand er aber auch positive Aspekte, die ihn für das Heimspiel am Samstag (15.30 Uhr) gegen Gladbach Mut machten: „Wir haben das Spiel dominiert und alles außerhalb des Strafraume­s war gut.“

Auch Gregoritsc­h sah Fortschrit­te gegenüber dem Pokalaus. Beim Team, aber auch bei sich selbst: „Es war besser als in Magdeburg. Ich bin aber noch nicht an meinem Zenit.“Das hoffen beim FCA alle.

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Foto: Witters Hier spielt Michael Gregoritsc­h den „sterbenden Schwan.“Der Österreich­er machte sich in dieser Szene richtig unbeliebt beim Hamburger Publikum.

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