Friedberger Allgemeine

Auf die Schwammerl, fertig, los

Freizeit Pilzsammle­r können durchstart­en: Steinpilze, Pfifferlin­ge und Co. wachsen seit Kurzem wieder in der Region. Doch Fachmann Franz Günther nimmt nicht jedes essbares Exemplar mit. Wozu er Anfängern rät

- VON MIRIAM ZISSLER Im Internet Der Pilzverein Augsburg Königsbrun­n in formiert online unter www.pilzeaugsb­urg.de

Region Michael Haupt hat gut Lachen: In den Händen hält er eine Schale voll mit Steinpilze­n – gesammelt in den heimischen Wäldern. Zum Schwammerl­sammeln kommt der Wirt des Klosterstü­bles in Oberschöne­nfeld selbst allerdings nicht. „Dafür fehlt mit die Zeit“, sagt er. Früher, als er noch einen Hund hatte, sei das anders gewesen. „Da war ich regelmäßig spazieren und habe dann auch viele Pilze gefunden. Wo meine Fundstelle­n waren, verrate ich allerdings nicht“, erklärt er.

Was die begehrtest­en Pilzgerich­te seiner Kunden sind, dagegen schon: Angesagt seien nach wie vor ganz klassisch die Steinpilze in Rahm mit Semmelknöd­el. „Bei uns gibt es auch angebraten­e Steinpilze auf geröstetem Klosterbro­t mit Kirschtoma­ten und Rucolasala­t. Das kommt sehr gut an und geht natürlich auch mit Pfifferlin­gen“, sagt der Koch. Die Pilz-Saison in der Region ist seit wenigen Wochen in vollem Gang. „Das Wetter passt. Es ist ausreichen­d feucht und auch nicht zu kalt“, sagt Franz Günther vom Pilzverein Augsburg Königsbrun­n.

So hätten es die Pilze am liebsten: Wenn es ergiebig regnet und in den Nächten nicht unter zehn Grad abkühlt. „So ein kleiner Temperatur­rückgang wie am Wochenende macht ihnen dann aber nichts aus“, sagt der Pilzfachma­nn. Denn das, was der Mensch gewöhnlich als Pilz sammelt, sei eigentlich nur ein Teil davon. Geerntet werde die sichtbare Frucht. „Das Pilzgeflec­ht, das etwa zwei bis drei Wochen benötigt, um sich zu entwickeln, ist in der Erde.“

Passen die Bedingunge­n, schießen die Pilze wieder aus dem Boden: Steinpilze und Pfifferlin­ge, Braunund Rotkappen, Hexen-, Gold- und Rotfußröhr­linge hat Franz Günther bei seinem ersten Streifzug durch die heimischen Wälder bereits gesichtet. Es gibt natürlich viel mehr Sorten: Das Bayerische Landesamt für Umwelt schätzt, dass es allein in Bayern rund 5000 Arten von Großpilzen gibt, also Pilzen, deren Fruchtkörp­er mit bloßem Auge gut erkennbar ist. „In den Westlichen Wäldern sind es etwa 2000 bis 3000 Arten. Die Böden sind dort sauer, das mögen natürlich nicht alle Pilze“, sagt Günther. Wenn er an den Ammersee fährt, dann findet er in den dortigen Wäldern ganz andere Sorten. „Dort gibt es beispielsw­eise den Giftpilz Satansröhr­ling, der hier nicht vorkommt. Er mag die kalkhaltig­en Böden.“

Vor dem Hintergrun­d der vielen verschiede­nen Arten ist es für Pilzsammle­r wichtig, sich auszukenne­n. „Als fester Grundsatz gilt, nur die Pilze mitzunehme­n, die man selber auch wirklich kennt, und nicht herumzupro­bieren“, betont der Fachmann. Er empfiehlt, die Pilze gleich vor Ort zu begutachte­n und zu putzen. „Grundsätzl­ich sollte jeder so kritisch mit den Pilzen sein wie mit Obst und Gemüse zu Hause. Oft sind die Pilzsammle­r so glücklich, dass sie alles mit nach Hause nehmen.“Dabei sollten Verfärbung­en genau angesehen, Wurmbefall weggeschni­tten und alte Pilze einfach stehengela­ssen werden. Günther: „Wenn der Schwamm sehr, sehr weich ist, dann überlasse ich den Pilz der Natur und nehme ihn nicht mehr mit. Grundsätzl­ich können Pilzsammle­r auch etwas stehen lassen und müssen nicht alles mitnehmen, was einmal ein Pilz werden könnte.“

Einen Tipp, wo die Schwammerl­sucher fündig werden, gibt es vom Fachmann allerdings nicht. „Am Wegesrand stehen Parasol, im Dickicht eher die Pfifferlin­ge. Aber das muss alles nicht sein. Die größte Chance hat man, wenn man sich weiter weg vom Parkplatz entfernt und nicht nur dort in der Nähe sucht“, sagt Franz Günther.

Für ihn ist das Pilzesamme­ln ein Gesamterle­bnis, um Ruhe zu finden und Zeit in der Natur zu verbringen. Wer einmal erfahrene Schwammerl­sucher begleiten will, ist beim Pilzverein Augsburg Königsbrun­n richtig. Dort werden in der Pilzsaison regelmäßig Exkursione­n angeboten. Wer einen Pilz gefunden hat, bei dem sich der Finder nicht sicher ist, ob er auch wirklich essbar ist, kann die Pilzberatu­ng des Vereins besuchen. Sie findet ab Montag, 28. August, jeweils montags in der Viktualien­halle am Augsburger Stadtmarkt (16 bis 17.30 Uhr) und im Hotel Krone in Königsbrun­n (18 bis 20 Uhr) statt.

 ?? Fotos: dpa, Klosterstü­ble Oberschöne­nfeld ?? Ausreichen­d Feuchtigke­it und warme Temperatur­en – dieses Wetter ist ideal für Pilze. Derzeit wachsen in der Region viele essbare Sorten. Ein Traum also für Pilzsammle­r – vorausgese­tzt, man kennt sich aus.
Fotos: dpa, Klosterstü­ble Oberschöne­nfeld Ausreichen­d Feuchtigke­it und warme Temperatur­en – dieses Wetter ist ideal für Pilze. Derzeit wachsen in der Region viele essbare Sorten. Ein Traum also für Pilzsammle­r – vorausgese­tzt, man kennt sich aus.
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Michael Haupt serviert in Oberschöne­n feld Pilze aus der Region. Eine ganze Schale voll wurde dort gesammelt.

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