16 Kilometer Papier für Augsburgs Stimmzettel
Wahl Eine Gersthofer Druckerei produziert 1,7 Millionen Bögen. Wo die größte Herausforderung liegt
Gersthofen Am 24. September ist Bundestagswahl und sie wirft ihren Schatten bereits voraus: In Augsburg wurden die ersten Briefwahlunterlagen verschickt. Wichtigster Inhalt: der Stimmzettel. Und der muss vor seinem Versand erst einmal produziert werden. Wer glaubt, das sei ein Kinderspiel, der irrt.
Für den Wahlkreis Augsburg, zu dem auch die Stadt Königsbrunn gehört, sowie für München und Ulm hat die Druckerei ADV Schoder aus Gersthofen den Zuschlag bekommen. 1,7 Millionen Stimmzettel mussten die Mitarbeiter der Druckerei binnen neun Arbeitstagen drucken und falzen. Allein für die Augsburger Version wurden rund 16 Kilometer Recycling-Papier benötigt. „Dieser Auftrag bedeutet nicht einfach nur, verschiedene Namen auf ein Blatt Papier zu drucken“, sagt Kundenberater Bernd W. Rathmann. Es gebe verschiedene Versionen der Stimmzettel und dazu gewisse Anforderungen an deren Ausführung. Eine davon ist ein auf den ersten Blick simples Loch, das oben rechts im Eck des Zettels sitzt. „In dieses Loch wird die Schablone für blinde Wähler eingehängt. Es muss an einer ganz bestimmten Stelle sein, damit die Tastschablone am Ende auch exakt über den Namen der Kandidaten liegt. Das ist bundesweit einheitlich“, so Rathmann. Für die Druckerei ADV Schoder eine lösbare Aufgabe, da alle fünf Druckmaschinen über ein integriertes Stanzwerk verfügen. „Eine solche Maschine hat und braucht nicht jede Druckerei. Würde man die Aufgabe jedoch außer Haus erledigen lassen, würde sich das auf den Preis und die Produktionszeit niederschlagen“, glaubt Rathmann einen der Gründe zu kennen, warum es nur für wenige Druckereien interessant ist, sich an der Ausschreibung um die Produktion der Stimmzettel zu beteiligen.
Weiterer Knackpunkt: Die spezielle Falztechnik, die nötig ist. Der Stimmzettel muss so gefaltet werden, dass kein Name eines Kandidaten zu erkennen ist. Das schreibt das Wahlgesetz vor. Gleichzeitig muss der gefaltete Stimmzettel am Ende noch in einen Briefumschlag passen. „Da haben die Städte aber unterschiedliche Größen und auch der Umschlag für die Briefwahl hat ein anderes Format als jener in der Wahlkabine“, erklärt Rathmann die Herausforderung. Will man nach dem Falzen der Sortierung wegen noch erkennen, zu welchem Wahlkreis der Bogen gehört, müsse man auch das bei der Entwicklung der Falttechnik beachten.
Die Produktion der Stimmzettel ist also keine 08/15-Aufgabe. Passiere beim Druck, dem Falzen oder der Auslieferung an die Wahlkreise ein Fehler, könne man damit ganz schnell unangenehm in der Öffentlichkeit auffallen, so Rathmann. Das unterscheide den Auftrag von anderen. Bisher sei jedoch immer alles gut gegangen. Dank viel Erfahrung, mehrfacher Kontrollen im eigenen Lektorat und der Produktion sowie der Absprachen mit den Wahlleitern vor Ort.