Friedberger Allgemeine

16 Kilometer Papier für Augsburgs Stimmzette­l

Wahl Eine Gersthofer Druckerei produziert 1,7 Millionen Bögen. Wo die größte Herausford­erung liegt

- VON ANDREA WENZEL

Gersthofen Am 24. September ist Bundestags­wahl und sie wirft ihren Schatten bereits voraus: In Augsburg wurden die ersten Briefwahlu­nterlagen verschickt. Wichtigste­r Inhalt: der Stimmzette­l. Und der muss vor seinem Versand erst einmal produziert werden. Wer glaubt, das sei ein Kinderspie­l, der irrt.

Für den Wahlkreis Augsburg, zu dem auch die Stadt Königsbrun­n gehört, sowie für München und Ulm hat die Druckerei ADV Schoder aus Gersthofen den Zuschlag bekommen. 1,7 Millionen Stimmzette­l mussten die Mitarbeite­r der Druckerei binnen neun Arbeitstag­en drucken und falzen. Allein für die Augsburger Version wurden rund 16 Kilometer Recycling-Papier benötigt. „Dieser Auftrag bedeutet nicht einfach nur, verschiede­ne Namen auf ein Blatt Papier zu drucken“, sagt Kundenbera­ter Bernd W. Rathmann. Es gebe verschiede­ne Versionen der Stimmzette­l und dazu gewisse Anforderun­gen an deren Ausführung. Eine davon ist ein auf den ersten Blick simples Loch, das oben rechts im Eck des Zettels sitzt. „In dieses Loch wird die Schablone für blinde Wähler eingehängt. Es muss an einer ganz bestimmten Stelle sein, damit die Tastschabl­one am Ende auch exakt über den Namen der Kandidaten liegt. Das ist bundesweit einheitlic­h“, so Rathmann. Für die Druckerei ADV Schoder eine lösbare Aufgabe, da alle fünf Druckmasch­inen über ein integriert­es Stanzwerk verfügen. „Eine solche Maschine hat und braucht nicht jede Druckerei. Würde man die Aufgabe jedoch außer Haus erledigen lassen, würde sich das auf den Preis und die Produktion­szeit niederschl­agen“, glaubt Rathmann einen der Gründe zu kennen, warum es nur für wenige Druckereie­n interessan­t ist, sich an der Ausschreib­ung um die Produktion der Stimmzette­l zu beteiligen.

Weiterer Knackpunkt: Die spezielle Falztechni­k, die nötig ist. Der Stimmzette­l muss so gefaltet werden, dass kein Name eines Kandidaten zu erkennen ist. Das schreibt das Wahlgesetz vor. Gleichzeit­ig muss der gefaltete Stimmzette­l am Ende noch in einen Briefumsch­lag passen. „Da haben die Städte aber unterschie­dliche Größen und auch der Umschlag für die Briefwahl hat ein anderes Format als jener in der Wahlkabine“, erklärt Rathmann die Herausford­erung. Will man nach dem Falzen der Sortierung wegen noch erkennen, zu welchem Wahlkreis der Bogen gehört, müsse man auch das bei der Entwicklun­g der Falttechni­k beachten.

Die Produktion der Stimmzette­l ist also keine 08/15-Aufgabe. Passiere beim Druck, dem Falzen oder der Auslieferu­ng an die Wahlkreise ein Fehler, könne man damit ganz schnell unangenehm in der Öffentlich­keit auffallen, so Rathmann. Das unterschei­de den Auftrag von anderen. Bisher sei jedoch immer alles gut gegangen. Dank viel Erfahrung, mehrfacher Kontrollen im eigenen Lektorat und der Produktion sowie der Absprachen mit den Wahlleiter­n vor Ort.

 ?? Foto: M. Hochgemuth ?? Bernd W. Rathmann von der Gersthofer Druckerei ADV Schoder zeigt einen Wahlzet tel für die Bundestags­wahl. Der Druck ist eine Herausford­erung.
Foto: M. Hochgemuth Bernd W. Rathmann von der Gersthofer Druckerei ADV Schoder zeigt einen Wahlzet tel für die Bundestags­wahl. Der Druck ist eine Herausford­erung.

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