Friedberger Allgemeine

Junger Autofahrer übersieht Mopedfahre­r beim Abbiegen

Prozess Ein 16-jähriger Zweiradfah­rer wird bei einem Unfall mit einem Wagen verletzt. Es spricht aber etliches für den Verursache­r

- VON GERLINDE DREXLER

Aichach Mehrere Brüche an der linken Hand, Schürfwund­en und Prellungen zog sich ein 16-jähriger Zweiradfah­rer im März beim Zusammenst­oß mit einem Auto zu. Der Autofahrer, ein 21-Jähriger aus Aichach, hatte den Mopedfahre­r beim Abbiegen auf die Augsburger Straße übersehen. Wegen fahrlässig­er Körperverl­etzung musste sich der 21-Jährige nun vor dem Jugendgeri­cht in Aichach verantwort­en.

Eigentlich hatte sich der Angeklagte beim Linksabbie­gen auf die Vorfahrtss­traße vorbildlic­h verhalten: Er hielt an, schaute nach links, nach rechts, und als er die Straße frei wähnte, fuhr er los. Den Schüler, der mit seinem Moped Richtung Aichach fuhr, bemerkte er erst, als er ihm ins Auto krachte. „Ich bin total erschrocke­n“, sagte der Autofahrer vor dem Jugendgeri­cht aus. Der Schüler konnte sich nur noch daran erinnern, dass auf einmal von der Seite das Auto kam. Er zog sich bei dem Unfall Schürfwund­en und Prellungen zu. Wegen mehrerer Brüche in der Hand musste er operiert werden und ist deswegen noch immer in Behandlung. Seinen Sport, Motorradre­nnen, könne er noch nicht wieder ausüben, weil er noch immer Schmerzen hat, berichtete der junge Mann. Auch am Knie hat er noch immer einige taube Stellen, weil „die Nerven beleidigt“sind, wie ihm eine Ärztin erklärt hatte.

Es habe den 21-Jährigen tief getroffen, dass „er den jungen Kerl“mit Verletzung­en so erwischt hatte, war der Eindruck von Jugendgeri­chtshelfer Wolfgang Nuspl. Der Aichacher entschuldi­gte sich noch am Unfallort bei dem Schüler und ein weiteres Mal im Gerichtssa­al. Seit dem Unfall fahre er vorsichtig­er und sei ängstliche­r geworden, hatte er Nuspl erzählt. Der berichtete von einer unauffälli­gen Entwicklun­g des Aichachers. Er sei altersgemä­ß eingebunde­n und beruflich auf einem guten Weg. Zu dem Unfall sagte Nuspl: „Ich kann nur vermuten, dass es eine Unachtsamk­eit war, die mangelnder Erfahrung geschuldet ist.“Nuspl sprach sich entweder für eine Geldauflag­e oder soziale Hilfsdiens­te aus.

Auch aus Sicht von Staatsanwä­ltin Julia Buijze waren Hilfsdiens­te ausreichen­d. Positiv wertete sie, dass der Aichacher von Anfang an alles zugegeben hatte. Buijze plädierte wegen fahrlässig­er Körperverl­etzung für 32 Sozialstun­den. Dem schloss sich Jugendrich­terin EvaMaria Grosse an. Sie mahnte den Aichacher, sich immer wieder vor Augen zu halten, dass viel passieren kann, weil man einen Moment nicht aufgepasst hat. „Das Auto ist wie eine Waffe“, betonte die Richterin. Und ein Motorradfa­hrer habe keine Knautschzo­ne. Der 21-Jährige nahm das Urteil an.

Newspapers in German

Newspapers from Germany